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„In Österreich ist man leider schnell gebrandmarkt"

„In Österreich ist man leider schnell gebrandmarkt

Plötzlich vereins- und somit arbeitslos. Einfach so. Vom einen auf den anderen Moment. Für jeden Betroffenen bricht in diesem Augenblick eine Welt zusammen.

So war es auch für Andreas Dober, der in seinen 18 Jahren bei Rapid immer mit längerfristigen Verträgen ausgestattet war und nie in die Verlegenheit kam, über das „Was wäre wenn“ nachzudenken.

„Natürlich ist es eine ungewohnte Situation für mich. Es war aber in einer gewissen Hinsicht eine gute Erfahrung, daraus habe ich gelernt. Das wird mir in Zukunft sicher weiterhelfen“, gesteht der mittlerweile 25-Jährige im Gespräch mit LAOLA1.

Aktuell keimt beim Defensivspieler Hoffnung auf, dass die Strapazen der vergangenen Monate endlich ein Ende finden könnten. Ein schriftliches Angebot liegt vor, England könnte das Ziel seiner Reise werden.

Englische Vereine zeigen Interesse

Englischen Medienberichten zufolge sollen mit Nottingham Forest, Watford und Ipswich gleich drei Championship-Teams auf den Verteidiger aufmerksam geworden sein.

„Ja, das stimmt. Ich habe es auch so gehört und gelesen“, schmunzelt Dober. Von welchem Klub ihm ein schriftliches Angebot vorliegt, will er aber noch nicht verraten, auch wenn er zuversichtlich ist, dass sich noch in dieser Woche etwas ergibt.

Zu oft wähnte er sich auf der Suche nach einem neuen Arbeitgeber schon auf der sicheren Seite und wurde dann doch noch bitter enttäuscht. Daraus hat der Wiener seine Lehren gezogen.

Ein Engagement auf der „Insel“ wäre aber genau nach seinem Geschmack. „England würde mich natürlich reizen. Dort wird hart und zweikampfbetont gespielt, das passt zu meiner Spielweise.“

„Das zehrt natürlich an den Nerven“

Die ständige Fragerei, wie es beim dreifachen Nationalspieler weitergeht, kann er nicht mehr hören. „Das zehrt natürlich schon an den Nerven. Es ist sehr kräfteraubend, aber ich habe super Unterstützung durch meine Familie und meinen Freundeskreis.“

Als Familienvater sieht sich Dober auch einer gewissen Verantwortung gegenüber, seine Frau und seinen Sohn zu versorgen, eine Anmeldung beim AMS war unumgänglich, um auch einen gewissen Versicherungsschutz zu gewährleisten.

„Es ist natürlich keine einfache Situation, aber ich glaube, ich habe das Beste daraus gemacht und mich fit gehalten. Alles andere liegt nicht in meiner Hand.“ Österreich zu verlassen, schwebt dem exzentrischen Ex-Rapidler schon seit längerem vor.

Seine Familie würde diesen Weg mit ihm gehen. „Mein Sohn ist noch nicht in der Schule oder im Kindergarten, wo man ihn aus seinem Umfeld oder Freundeskreis herausreißen müsste. Jetzt ist noch das ideale Alter.“

Dober will Österreich hinter sich lassen

Mit einem Transfer ins Ausland würde er auch österreichische Tugenden hinter sich lassen, die ihm in den vergangenen Jahren immer wieder das Leben erschwert haben. Auch auf der Vereinssuche ist Dober sein Ruf oft vorausgeeilt:

„In Österreich ist man leider schnell gebrandmarkt, da läuft alles sehr oberflächlich ab. Sie glauben alle, ich bin kein leichter Typ. Ich bin aber relativ leicht zu führen. Ich habe einen schlechteren Ruf, als ich ihn verdient hätte. Das tut mir ein bisschen weh.“

Deshalb ruht die Hoffnung darauf, einen Neustart zu wagen. In einem Land, wo Dobers fußballerische Fähigkeiten wieder im Vordergrund stehen und er nicht von vornherein als „Problem-Fall“ abgestempelt wird.

„Eben wegen meinem angeblich schlechten Ruf wollte ich weg aus Österreich. Ich will wieder bei Null beginnen“, bleibt der Abwehrspieler zuversichtlich. Sorgen, in Zukunft überhaupt keinen Verein zu finden, plagen ihn nicht.

Mit Individualtraining zurück zu alter Stärke

Schließlich gab es Interessenten, sowohl aus dem In- als auch dem Ausland. Auch wenn Dober für diese Vereine interessant gewesen wäre, scheiterte es entweder aus budgetären Gründen oder aber an der fehlenden Fitness.

Auch ein Probetraining beim deutschen Zweitligisten Energie Cottbus Mitte August verlief ohne „Happy End“, da Dober noch nicht in der körperlichen Verfassung war. Trainer Claus-Dieter Wollitz hätte einen Spielertyp wie ihn gesucht. Da er ihm aber nicht sofort weiterhelfen konnte, blieb nur der Kontakt erhalten. Möglicherweise ergibt sich noch etwas.

Denn der Vereinslose hat hart für sein Comeback geschuftet. Ein Individualtrainingsprogramm mit den Fußball-Größen Thomas Flögel und Damir Canadi haben Wirkung gezeigt. Dober selbst fühlt sich wieder topfit:

„Es ist ein sehr intensives Training, da sich die Trainer auf jeden Einzelnen konzentrieren können. Das hat mich auf jeden Fall weitergebracht. Ich bin schon bereit für einen neuen Verein.“

Enttäuschung nach 18 Jahren bei Rapid

Die Trainingsmethoden des Duos zeigten bereits bei Mirnel Sadovic Wirkung, der darauf beim SCR Altach unterkam. Auch der Ex-Neustädter Christian Haselberger oder Spieler von Regionalligist Simmering nehmen diese Möglichkeit in Anspruch.

Ab und zu durfte Dober auch mit Canadi am Mannschaftstraining des 1. Simmeringer SC teilnehmen, seine letzte Team-Einheit bei Rapid liegt ja doch schon einige Zeit zurück.

Apropos Rapid! Trotz der Ausbootung überwiegen „die schönen Erinnerungen.“ Auch wenn sich der Abschied für Dober schon abgezeichnet hat, kam die Art und Weise doch überraschend.

„Ich war schon sehr enttäuscht, wie das alles zustande gekommen ist. Es waren doch 18 Jahre mit sehr vielen schönen, aber auch wirklich negativen Momenten.“ Trotz allem wird der 25-Jährige, der Grün-Weiß weiterhin im Herzen trägt, so oft wie möglich Spiele im Stadion verfolgen, der Kontakt zu ehemaligen Kollegen ist noch immer aufrecht.

„Bin schon wieder richtig geil aufs Spielen“

Doch Rapid gehört nun der Vergangenheit an, der Fokus liegt auf der Zukunft. Für den Weg zurück nahm der ehrgeizige Profi einiges auf sich und hofft nun, dafür belohnt zu werden.

„Jetzt bin ich eh schon lange genug zu Hause. Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass ich bald wieder auf dem Platz stehe. Ich bin schon wieder richtig geil aufs Spielen.“

Wenn es tatsächlich mit einem Auslands-Transfer nach England klappen sollte, würde Dober nicht „nein“ sagen – im Sinne eines Neuanfangs und im Sinne seiner Familie.


Alexander Karper