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Zeitreise durch die bewegte Ära von Jürgen Klopp

Zeitreise durch die bewegte Ära von Jürgen Klopp

Das Borussia Dortmund, das Jürgen Klopp verlässt, ist nicht dasselbe, das es vor sieben Jahren war.

Als er damals seinen Dienst beim BVB antrat, hatten die Schwarz-Gelben als 13. gerade die schlechteste Saison seit über 20 Jahren hinter sich, lagen sportlich und wirtschaftlich darnieder. 

Dass man heute als Pokal-Finalist und Tabellen-Siebenter von einer Horror-Spielzeit spricht, sagt genug darüber aus, wohin sich die Borussia unter Klopp entwickelt hat. Auch die finanzielle Konsolidierung des Vereins, der wenige Jahre vor Klopps Ankunft nur haarscharf an der Insolvenz vorbeischrammte, wäre ohne die sportlichen Erfolge unter seiner Ägide nicht möglich gewesen.

Das Herz des deutschen Fußballs schlägt im Ruhrpott, sagt man. Demgemäß erwies sich Klopp als Schrittmacher für die schwarz-gelbe Herzkammer. 

Der Richtige

Von den Erfolgen, die der gebürtige Schwabe dem BVB auf die Visitenkarte zauberte, träumte 2008 niemand. Es herrschte aber von Anfang an die Gewissheit, dass Klopp der richtige Trainer für diesen Klub sei.

Seine Emotionalität, seine Einstellung zum Fußball, sein Umgang mit den Menschen auf und neben dem Platz - Kloppo passte vom ersten Tag an zu Dortmund wie die Faust aufs Auge.

Rückblickend ein Glücksfall für den BVB, dass die Bayern ihm einst absagten und der Dreitagebart-Träger in Hamburg als zu wenig seriös für den HSV eingestuft wurde.

Kaum vorstellbar, dass jemals ein Trainer kommen wird, der seine Rekordwerte übertreffen kann. Noch weniger denkbar ist aber, dass einer kommen wird, der menschlich noch perfekter zum BVB passt als Klopp.

Zurecht sagt er: "Wenn es je im Fußball eine Win-Win-Situation gab, dann hier bei uns."

Saison Siege Remis Niederlagen Tore Punkte Platz
2008/09 15 14 5 60:37 59 6
2009/10 16 9 9 54:42 57 5
2010/11 23 6 5 67:22 75 1
2011/12 25 6 3 80:25 81 1
2012/13 19 9 6 81:42 66 2
2013/14 22 5 7 80:38 71 2
2014/15 13 7 14 47:42 46

2008/09: Durchwachsene Premierensaison

Der Beginn der Ära Klopp verläuft in Aufs und Abs. Der Trainer selbst gibt heute zu, er hätte am 13. September 2008 schon Gedanken an ein vorzeitiges Ende seines Engagements gehabt. "Bei 0:3-Rückstand und Riesenchance Kuranyi aufs Vierte sah ich schon die gefühlt gepackten Koffer meiner Frau vorm geistigen Auge", erinnert sich Klopp im BVB-Vereinsmagazin an diesen Derby-Nachmittag gegen Schalke.

Ein unfassbarer Schlussspurt ermöglicht damals aber noch ein 3:3. Der Doppeltorschütze hat besondere Erinngerungen an diese Partie. "Es war mein erstes Spiel unter Kloppo. Ich saß nach einer Verletzung auf der Bank, wir lagen zur Halbzeit 0:2 zurück, da kam er zu mir und sagte: 'Ich brauche dich jetzt. In so einem Spiel werden Helden geboren.'", verrät Alexander Frei. "Nach meiner Einwechslung machte ich zwei Tore selbst und legte eins auf, das Spiel endete 3:3. Wenn ich Kloppo heute eine SMS vor einer wichtigen Partie schicke, lautet der letzte Satz immer: Trainer, denk dran – in so einem Spiel werden Helden geboren."

Dieses Derby ist ein erster Vorgeschmack auf den Spirit, den Klopp der Truppe in den nächsten Jahren einimpft und die legendären Partien, die daraus resultieren werden. Ganz nach dem Geschmack des Dortmunder Publikums: Niemals aufgeben, alles reinhauen.

In der Rückrunde kann man acht Pflichspiele in Serie nicht gewinnen, das Vertrauen von Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke wird dadurch aber nicht erschüttert. Im März verlängert er Klopps Vertrag vorzeitig. Und auch die damalige Einschätzung von Sportdirektor Michael Zorc sollte sich aus heutiger Sicht als goldrichtig erweisen: "Zeit und Geduld werden sich bei unserer jungen Mannschaft auf jeden Fall auszahlen."

Am letzten Spieltag der Klopp'schen Premierensaison verpasst man zwar durch ein 1:1 in Gladbach einen Europa-League-Platz, der erkennbare Stil des Trainers stimmt aber positiv.

Klopps Aufstellung beim Pflichtspiel-Debüt

9.8.2008, DFB-Pokal bei RW Essen, 3:1-Sieg, Tore: Hajnal, Kringe, Valdez

2009/10: Nächster Schritt des Umbaus

Klopp setzt seine Arbeit fort und baut das Team weiter nach seinen Vorstellungen um. Spieler wie Frei, Giovanni Federico und Florian Kringe verlassen den Verein, dafür holen sich Klopp und seine Mitstreiter Kevin Großkreutz aus Ahlen zurück, kaufen den Bayern Mats Hummels endgültig ab und verpflichten u.a Sven Bender und den damaligen Welttorjäger Lucas Barrios - wichtige Personalien für die Zukunft.

Ein schwacher Saisonstart mit nur einem Sieg aus den ersten sieben Spielen befördert den BVB zwischenzeitlich auf Position 15, noch im Herbst kann man sich aber nach oben arbeiten und nimmt im Dezember erstmals einen Europa-League-Platz ein, den man bis zum Ende nicht mehr abgibt - Endrang fünf und die Qualifikation für das internationale Geschäft.

Der erste zählbare Erfolg für Klopp, der in dieser Spielzeit einem gewissen Mario Götze im Alter von 17 Jahren, fünf Monaten und 18 Tagen zu seinem Bundesliga-Debüt verhilft.

 

Sieben Spieler stehen seit Klopps Antritt durchgehend im BVB-Kader

2010/11: Die Krönung zum Meister

Das Mega-Talent gehört in der Folgesaison fix zum Kader der Profis, ebenso wie Shinji Kagawa und Robert Lewandowski, die im Sommer zur Mannschaft stoßen.

Zum Start setzt es eine Heimniederlage gegen Leverkusen, ehe die junge Truppe zu einem wahnsinnigen Lauf ansetzt: Von den folgenden 15 Partien gewinnt der BVB 14, spielt einmal Unentschieden.

In der Europa League ist indes bereits in der Gruppenphase Endstation. Gegen Karpaty Lviv fährt man zwei Siege ein, PSG und der FC Sevilla sind aber eine Nummer zu groß. Der Auftritt im DFB-Pokal endet in Runde zwei nach Elfmeterschießen bei den Kickers Offenbach.

Das alles ist aber am 32. Spieltag vergessen. Barrios und Lewandowski sorgen für einen 2:0-Heimsieg über Nürnberg, zeitgleich schießt Milivoje Novakovic Köln per Doppelpack zum 2:0-Erfolg gegen Leverkusen und beendet damit die Meisterträume der Werkself. "Ein unglaubliches Gefühl. Das alles ist unbeschreiblich, weil es nicht auf einem normalen Lebensplan steht, Meister zu werden", kann es Klopp nicht glauben. "Eine erste deutsche Meisterschaft wird nie wiederkommen. Sie bleibt einzigartig."

Am letzten Spieltag gegen Frankfurt stehen den Fans mit Tränen in den Augen auf der Tribüne des Westfalenstadions. Nicht nur weil Leonardo de Deus Santos "Dede" Dortmund nach 13 Jahren verlässt, sondern auch aus Stolz darüber, dass ihr Überraschungsteam mit einem Durchschnittsalter von knapp 24 Jahren die siebente Meisterschaft der Vereinsgeschichte einfahren konnte. Nach den sportlich harten Jahren und den Ängsten um die Existens der Borussia steht der BVB nun wieder an der Spitze des deutschen Fußballs. Man wähnt sich am Höhepunkt, dabei ist es nur der Anfang.

2011/12: Es geht noch besser

Wer damals an eine Eintagsfliege glaubt, der wird 2011/12 eines Besseren belehrt.

In der Champions League zahlen die Dortmunder zwar ordentlich Lehrgeld, scheiden als Gruppenletzter (Arsenal, Olympique Marseille, Olympiakos Piräus) aus und auch in der Liga schwächelt der Meister zu Beginn - wohl auch, weil mit Nuri Sahin der Strippenzieher im Sommer zu Real Madrid wechselte - nach dem sechsten Spieltag wird aber kein BL-Spiel mehr verloren. Zur Winterpause liegt der BVB drei Punkte hinter Bayern, ehe eine herausragende Rückrunde (47 von 51 möglichen Punkte) die Titelverteidigung bringt.

Die Vorentscheidung fällt dabei am 30. Spieltag im direkten Duell. Lewandowski trifft in einer hochemotionalen Partie zum 1:0-Sieg, bei dem Arjen Robben mit einem Elfmeter an Roman Weidenfeller scheitert.

Wenige Wochen später stehen sich die beiden besten deutschen Teams im Pokal-Finale erneut gegenüber und liefern sich eines der denkwürdigsten Endspiele der jüngeren Vergangenheit. "Uns ist in der Woche vor dem Spiel erst bewusst geworden, dass wir Geschichte schreiben können, mit dem ersten Double der Vereinsgeschichte", erinnert sich Klopp heute. Die Partie wird zur Demontage des großen FC Bayern, der letztlich mit 5:2 vernichtend geschlagen und in der Schlussphase teilweise vorgeführt wird. "Der Spielverlauf ist unfassbar: Wir reagieren immer perfekt auf die Anschlusstreffer der Bayern - und erleben eine lange Nacht in Berlin und einen großartigen Tag darauf in Dortmund beim Korso durch die Stadt", schildert der einzige BVB-Double-Trainer.

2012/13: Das heißeste Team Europas

Wie schon nach der ersten Meisterschaft, kommt Dortmund auch nach der zweiten ein Schlüsselspieler abhanden: Shinji Kagawa geht zu Manchester United. Der BVB sieht sich gezwungen, erstmals wieder tief in die Tasche zu greifen und verpflichtet Marco Reus, gebürtiger Dortmunder und ehemaliger Jugendspieler der Schwarz-Gelben, von Gladbach.

In der Bundesliga ist in dieser Saison nichts zu holen. Zwar erreicht man in beiden Duellen gegen Bayern ein 1:1, am Ende fahren die Münchner aber mit 25 Punkten Vorsprung den Titel ein, Dortmund gibt sich mit der Vizemeisterschaft zufrieden. Die Pokal-Auslosung bringt bereits im Viertelfinale ein Duell mit dem FCB, in dem die Bayern in München mit 1:0 die Oberhand behalten.

Dortmund ist in dieser Spielzeit auf internationalem Parkett wie ausgewechselt und setzt sich in einer Hammergruppe mit Ajax Amsterdam, Manchester City und Real Madrid als Gruppensieger durch. Nach dem Erfolg über Shakhtar Donetsk nimmt die Saison noch einmal richtig Fahrt auf und wird durch die letzten drei Akte legendär.

Das Wunder von Dortmund
Nach einem 0:0 im Viertelfinal-Hinspiel in Malaga steht es in Dortmund 1:1, als Eliseu die Spanier in Minute 82 aus Abseitsposition in Führung schießt und damit die vermeintliche Vorentscheidung besorgt. Doch der BVB macht in der Nachspielzeit das Unmögliche möglich, erzielt durch Reus (91.) und Santana (92.) noch zwei Tore und steigt auf. Dass auch der letztlich entscheidende Treffer der Dortmunder zu Unrecht gegeben wird, interessiert in diesem Moment niemanden. "Aus meiner Sicht das absolut emotionalste Spiel; und eines, das fürs Leben lehrt: Wer zu früh aufgibt, macht einen gravierenden Fehler", sagt Klopp rückblickend über dieses Drama. "Der Abend war der Wahnsinn pur."

Die Lewandowski-Gala
Das Halbfinal-Hinspiel gegen Real Madrid ist eines der besondersten Spiele in der Geschichte des BVB und daran hat die Vorgeschichte einen bedeutenden Anteil. Am Tag vor dem wichtigen Duell mit den Madrilenen wird bekannt, dass Götze den Verein im Sommer in Richtung Bayern verlassen wird. Die Nachricht trifft die Fans völlig unerwartet, der Schock sitzt ebenso tief wie die Enttäuschung und teilweise Wut. Wie wird sich das Publikum dem abtrünigen Jungstar gegenüber verhalten? Die Spannung vor und im Stadion ist greifbar und entpuppt sich als Jetzt-erst-recht-Stimmung, die die Mannschaft mit ungeheurer Energie antreibt. Götze macht ein starkes Spiel, Lewandowski vier Tore. Zwar müssen die Dortmunder trotz des 4:1 zuhause in Madrid (0:2) noch zittern, doch das Finalticket für London wird gebucht.

Wembley
Die Krönung der Erzfeindschaft zwischen Bayern und Dortmund, die sich in den vergangenen Jahren wieder aufgebaut hat. In einem phasenweise harten Endspiel der Königsklasse rechnet nach Toren von Mario Mandzukic und Ilkay Gündogan (Elfer) alles mit einer Verlängerung. Robben hat aber keine Lust auf Überstunden, spitzelt das Leder in der 89. an Weidenfeller vorbei in die Maschen und reißt die Dortmunder in letzter Minute aus ihren Träumen.

Klopp und dem BVB bleibt der große Coup verwehrt, die berauschenden Auftritte sorgen aber für Furore und lassen das englische Fachmagazin "FourFourTwo" zum Urteil kommen: Dortmund ist das heißeste Team Europas.

2013/14: Nie dagewesene Konstanz

Wer so knapp am größtmöglichen Titel des Klubfußballs vorbeischrammt, der will mehr. Nach dem Verlust von Götze hat der BVB zum einen Handlungsbedarf, zum anderen viele Millionen übrig. Diese werden investiert, um in jedem Mannschaftsteil qualitativ hochwertig nachzubessern. Für Sokratis Papastathopoulos (Werder/9,9 Mio. Euro), Pierre-Emerick Aubameyang (St. Etienne/13) und Vereins-Rekordtransfer Henrikh Mkhitaryan (Shakhtar/27,5) wird richtig viel Geld in die Hand genommen.

Große Verletzungsprobleme sorgen aber so manches Mal für Kopfzerbrechen. Subotic und Blaszczykowski verpassen mit Kreuzbandrissen große Teile der Spielzeit, Hummels, Schmelzer und Piszczek plagen sich ebenfalls mehrmals mit Blessuren, wodurch die Stamm-Viererkette die gesamte Saison über nicht gemeinsam auflaufen kann. Gündogan macht wegen mysteriöser Rückenprobleme überhaupt nur ein Bundesligaspiel.

Auch vor diesem Hintergrund darf die Vizemeisterschaft als Erfolg verbucht werden, wenngleich der Rückstand von 19 Punkten auf die Bayern abermals für große Ernüchterung sorgt. Immerhin beweist man nach den Meistertiteln mit dem zweiten zweiten Platz in Serie Konstanz, die man auf diesem Niveau und über einen solchen Zeitraum hinweg in der Vereinsgeschichte noch nie zuvor gesehen hat.

In der CL rettet man sich durch ein Last-Minute-Tor von Großkreutz in Marseille in die K.o-Phase und ist im Viertelfinale gegen Real bereits nach dem Hinspiel (0:3 in Madrid) so gut wie ausgeschieden, spielt die Königlichen zuhause mit einer ersatzgeschwächten Truppe aber phasenweise an die Wand und macht es zumindest noch einmal richtig spannend (2:0-Sieg).

Der Saisonhöhepunkt steigt in Berlin, das Pokal-Finale gegen den FC Bayern. In einem Spiel auf Messers Schneide wird in der Verlängerung abermals Robben zum Sargnagel. Er knipst in der 107. die Dortmunder Lichter aus, Müller (123.) trifft noch zum 2:0. Eine der bittersten Niederlagen, denn noch in der regulären Spielzeit köpft Hummels den Ball deutlich hinter die Torlinie, der Treffer wird aber nicht gegeben.

Klopps beste Sprüche

2014/15: Der Anfang vom Ende

Alle Jahre wieder grüßt das Murmeltier und so verliert Klopp erneut einen seiner besten Spieler. Konnten die Abgänge von Sahin, Kagawa und sogar Götze aufgefangen werden, tritt nach dem Wechsel von Lewandowski nach München das ein, was viele befürchteten. Der Pole, der sich beim BVB zum Weltklassespieler und wohl komplettesten Mittelstürmer Europas entwickelte, ist nicht zu ersetzen. Das Dortmunder Spiel war in den Jahren zuvor auf den Außnahme-Angreifer zugeschnitten und lebte von seinen speziellen Fähigkeiten.

Der Kader wurde mit viel Qualität breit wie nie zuvor aufgestellt - der logische und richtige nächste Schritt, um sich den Bayern wieder anzunähern. Doch die Abwesenheit der zahlreichen WM-Fahrer kommt Klopp denkbar ungelegen, in dem Moment, in dem er das Spiel neu ausrichten muss. Formschwache und/oder verletzte Leistungsträger tun ihr Übriges. Eingespieltheit, perfekte Abläufe und bestens koordiniertes Umschaltspiel - die eigentlichen Stärken sind nicht mehr vorhanden, das Werkl rennt nicht mehr, was es für die Neuzugänge zusätzlich schwierig macht, sich einzufügen.

Mit jedem schlechten Ergebnis steigt die Unsicherheit und die Anzahl der unerklärlichen Fehler. Der BVB stürzt vollkommen ab, überwintert zwar in der Champions League, aber auch auf einem BL-Abstiegsplatz. Am 19. Spieltag ist man Tabellenschlusslicht, wenig später scheidet man im CL-Achtelfinale gegen Juventus chancenlos aus. Überall wird über den Trainer diskutiert, nur in Dortmund selbst nicht. Klopp rausschmeissen? Das wird es unter Watzke nicht geben, hat man das Gefühl. Und "Aki" behält mit seinem Vertrauen in den Trainer wieder recht. Ohne großes Feuerwerk - die Derby-Gala gegen Schalke ausgenommen - aber mit hart erkämpften Siegen führt Klopp das Team aus der Krise und letztlich noch auf Platz sieben.

Jedem Borussen war nach den Erfolgen klar, dass sich Klopp beim BVB nur selbst entlassen kann, im Laufe dieser Saison steigt aber die Vorahnung, dass es genau dazu kommen könnte. Wann, wenn nicht nach einer solchen Spielzeit sollte er die Kraft verlieren? Entweder er geht im Sommer oder das Gespann BVB-Klopp würde noch viele Jahre weitergehen. Mitte April weicht das Bangen der Gewissheit - es wird Ersteres.

"Ich konnte die Frage, ob ich noch der perfekte Trainer für diesen außergewöhnlichen Verein bin, in den letzten Tagen nicht mehr eindeutig mit Ja beantworten", sagt Klopp auf einer kurzfristig abgehaltenten Pressekonferenz.

Er, der besser zu diesem Verein passt, als jeder andere, soll jetzt nicht mehr der perfekte Trainer für den BVB sein? Fans, die Kollegen in der Führungsriege, Spieler - keinen lässt der Gedanke kalt. Klopp prägte die Mannschaft, den Verein so sehr, dass man sich in diesem Moment kaum vorstellen kann, dass das Westfalenstadion noch stehen wird, wenn er es zum letzten Mal verlassen hat.

Doch Klopp wäre nicht Klopp, würde er nicht versichern, dass es auch ohne ihn weitergehen wird. Dass "dieser großartige Klub mit Sicherheit ein große Zukunft hat". 

 Klopps Abschiedsrede nach seinem letzten Spiel in Dortmund

Eine Nachricht zum Abschied von Jürgen Klopp

#dankekloppo

Posted by Borussia Dortmund on Samstag, 23. Mai 2015

Mit einem letzten Paukenschlag will er sich in Berlin verabschieden und noch einmal mit einer Trophäe nach Dortmund zurückkehren. Es wäre der perfekte Abschluss, eine runde Sache und so nebenbei würde auch aus dem verflixten siebenten Jahr noch ein glorreiches werden.

Aber eigentlich ist es irrelevant, ob sich der BVB im Pokalfinale gegen Wolfsburg durchsetzt oder nicht, bei dem was Jürgen Klopp Dortmund gegeben hat, wäre es nur eine Randnotiz an seinem Denkmal.

Das Vermächtnis 

Er hat den Klub wieder groß gemacht, ihn zu sportlichen Höhenflügen geführt. Er hat der Borussia national und international das Renommee zurückgegeben, das sie vor ihrer schwersten Krise einmal hatte. Er hat einen Fußballstil mitgeprägt, der eine Zeit lang halb Europa zum Vorbild diente. Klopp hat mit seiner Art maßgeblich zum positiven Image des Klubs beigetragen und den Slogan "Echte Liebe" mit Inhalt gefüllt.

Die Fußballwelt wird sich weiterdrehen, der neue Trainer Thomas Tuchel steht in den Startlöchern und Klopp wird in absehbarer Zukunft einen anderen Verein trainieren. Sein Herz wird groß genug sein, um neben Mainz und Dortmund Platz für noch einen Klub zu finden.

"Was soll ich halbe Sachen machen. Wenn ich etwas mache, dann gehe ich voll darin auf. Ich habe versucht, die Dinge etwas distanzierter anzugehen, aber das funktioniert nicht", sagt Klopp, und deswegen lieben ihn die Leute. Seine Authentizität, die Lockerheit auf der einen und die Verbissenheit auf der anderen Seite, sein Humor - das wird man in Dortmund vermissen.

Jürgen Klopp, der längstdienende und erfolgreichste Trainer der BVB-Historie, hinterlässt unausfüllbare Fußstapfen, aber darüber hinaus weit mehr.  

"Besondere Momente zu erkennen, ist wichtig. Die muss man aufsaugen und ins Gedächtnis packen, das ist etwas für schwere Stunden", sagt Klopp.

Von diesen Momenten hat er Dortmund so viele geschenkt, dass es auch für die eine oder andere schwere Stunde reichen sollte.

 

Christoph Kristandl

Spiele Sieg Remis Niederlagen Tore Punkte Punkteschnitt
317 180 65 72 <span style=\'color: #57585a;\'>634:343 605 1,91