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Das Warten hat ein Ende: Die Bundesliga kehrt zurück!

Das Warten hat ein Ende: Die Bundesliga kehrt zurück!

33 lange Tage ruhte in der deutschen Bundesliga der Ball. Ab Freitagabend, wenn Überraschungsteam Borussia Mönchengladbach auf Tabellenführer Bayern München trifft, rollt er endlich wieder.


Die harten Einheiten in den Trainingslagern haben die 18 Teams beendet, nun gilt der Fokus wieder den Pflichtspielen.


Wir haben uns die Klubs zur Brust genommen und beantworten die wichtigsten Fragen vor dem Start der Rückrunde.


Kann David Alaba die Anzahl seiner Einsatzminuten in der Rückrunde halten?


Trotz hochkarätiger Konkurrenz ist der 19-Jährige längst ein fixer Bestandteil des FCB und aus dem Kader des deutschen Rekordmeisters nicht mehr wegzudenken. In der Hinrunde schraubte er sein Konto auf 558 Einsatzminuten in 15 Liga-Einsätzen (vier von Beginn an) hoch – ein Wert, der im Frühjahr schwer zu übertreffen sein wird. Trotz aller Wertschätzung seitens der Klubführung profitierte Alaba doch von den Verletzungen von Schweinsteiger und Robben. Diese sind wieder topfit und werden ihre Stammplätze keineswegs freiwillig räumen. Alaba wird somit vorwiegend die Rolle des Jokers zuteilwerden.

Gelingt es dem BVB, bis zum Schluss um den Titel zu spielen?


Aus der Champions League verabschiedeten sich die Borussen sang- und klanglos. Auf den ersten Blick eine Enttäuschung, mit Weitblick auf die Bundesliga möglicherweise kein Nachteil. Götze und Co. können sich auf die nationalen Bewerbe konzentrieren und Kraft tanken, während der große Rivale vom Weißwurst-Äquator darum kämpft, international am Leben zu bleiben. Zeigt sich dann auch noch der Verletzungsteufel gnädig, steht einem heißen Zweikampf um die Meisterschale nichts mehr im Weg.

Hat Schalke das Zeug, um am Ende als lachender Dritter dazustehen?


Mit Raul, Farfan und Huntelaar verfügt der FC Schalke 04 über drei Waffen der Güteklasse "brandgefährlich". Drei Einzelkönner sind im Kampf um den Titel jedoch zu wenig, um die Bayern und Dortmund zu gefährden. Die Knappen haben ihr Potenzial weitgehend ausgeschöpft und müssen mit dem dritten Platz mehr als zufrieden sein. Zu verdanken haben sie dies vor allem Huub Stevens, der den Klub aus dem Effeff kennt und nach dem überraschenden Rangnick-Rückzug in die Bresche sprang. Was die Tiefe des Kaders anbelangt, fehlt dem Revierklub die Substanz. Bleibt am Ende Rang drei, ist das als großer Erfolg zu werten. Gefahrenherd ist der Vertragspoker mit den Stützen Raul und Farfan.


Fallen die "Fohlen" in der Rückrunde auseinander?


Reus geht, Neustädter geht, Dante denkt ebenfalls an Abschied. Für Lucien Favre ein Déjà-vu-Erlebnis, rannten ihm doch auch bei der Hertha die Stars reihenweise davon. Vorerst bleibt das Trio, womit auch der große Zerfall ausbleiben sollte. Einen kleinen Leistungsabfall erwarten wir allerdings trotzdem, spielten die "Fohlen" doch teilweise über ihrem eigentlichen Leistungsvermögen. Speziell das erlernte Minimalistentum – sieben von zehn Siegen endeten 1:0 oder 2:1 – könnte Gladbach in der Endphase eines Spiels auf den Kopf fallen und Punkte kosten.


Können die Werderaner ihre Auswärtsschwäche ablegen?


Wer in neun Auswärtsspielen 22 Mal den Ball aus dem eigenen Tor fischen muss und magere acht Pünktchen mit an die Weser nimmt, kann kein ernsthafter Titelkandidat sein. Um Schlüsselspieler wie Wiese, Pizarro oder Fritz, die allesamt auslaufende Verträge oder Ausstiegsklauseln haben, über die Saison hinaus von einem Verbleib überzeugen zu können, ist es zwingend notwendig, auch in der Fremde für Erfolgserlebnisse zu sorgen. Die Chancen stehen nicht schlecht, denn: Mit Ausnahme von Meister Dortmund hat man sämtliche Teams aus den Top 6 bereits besucht.


Gelingt es Dutt, die Mannschaft bei Laune zu halten?


Zuerst das Theater um Ballack, zuletzt der Disput um Balitsch – Robin Dutts Premierenjahr für die Werkself gestaltet sich als äußerst schwieriges Unterfangen. Der aus Freiburg gekommene Fußballlehrer findet einfach nicht den richtigen Draht zu den Spielern. Wie deutsche Medien berichten, soll er den Mannschaftsrat deshalb angewiesen haben, in Interviews nur noch positiv über ihn zu sprechen. Dass er damit gar nichts erreicht, steht wohl außer Frage. Die beste und möglicherweise bereits letzte Möglichkeit, um das Ruder herumzureißen, ist Erfolg. Gelingt eine Siegesserie, kann das Gespann Dutt/Mannschaft zusammenwachsen.


Ist die Wiederholung von Platz vier aus dem Vorjahr möglich?


In der Europa League ins Sechzehntelfinale eingezogen, in der Liga drei Punkte hinter einem Europacup-Platz. Nicht schlecht für einen Klub, der vor nicht einmal zwei Jahren um Haaresbreite am Abstieg vorbeischrammte. In Hannover genügt das nicht, Vorstand Martin Kind hätte sich mehr erhofft und sieht Aufholbedarf, was die Beziehung zwischen Sportdirektor Schmadtke und Trainer Slomka betrifft. Aufs Gemüt schlugen ihm auch die geplatzten Transfers von Helmes und Lakic, die Wolfsburg-Trainer Magath zu verhindern wusste. Angesichts dieser nervigen Nebengeräusche würde es einer mittleren Sensation gleichkommen, sollte Hannover erneut Platz vier belegen.


Hält der Abwärtstrend an?


Ein Sieg aus den letzten acht Spielen – deutlich zu wenig für einen Klub, der Europa als Ziel vor Augen hat. Große Ambitionen gut und schön, doch zuletzt blieben Harnik (er war noch einer der Besseren) und Kollegen vieles schuldig. Von Schwarzmalerei ist trotz des Abwärtstrends nichts zu spüren. Im Gegenteil: Die Vorbereitung in Belek verlief zur Zufriedenheit von Trainer Labbadia. Einziger Störfaktor war das Thema Cacau. Der einstige Teamleader bekam einen Denkzettel verpasst und wurde nicht in den Mannschaftsrat gewählt. Kommt Stuttgart gut aus den Startlöchern, ist die Europa-League-Teilnahme greifbar.


Bekommt die graue Maus einen Farbklecks ab?


Rang neun, 19:19 Tore, keine Ausreißer nach oben oder unten – mehr Durchschnitt geht nicht. Warum es für Holger Stanislawski im Kraichgau nicht laufen will, ist vielen Experten ein Rätsel. Seit dem sensationellen Einstieg in die Bundesliga mit dem Gewinn der Herbstmeisterschaft bewegt sich die TSG im Mittelmaß und agiert als graue Maus. Hoffenheim will dieses Image ablegen, doch dafür muss die Mannschaft auch was tun. Das Spielerpotenzial für den Kampf ums europäische Geschäft ist allemal vorhanden, Stanislawski muss dieses aus seinen Jungs rauskitzeln. Nur so kann der Klub sein Image ablegen.


Kann sich die Mannschaft von Podolski emanzipieren?


Hatte Poldi Lust, lief es beim FC. Hatte der "Prinz" einen schlechten Tag, hätte das ganze Team zu Hause bleiben können. Die Hinrunde wurde zur One-Man-Show Podolskis. Und fast alles spricht dafür, dass der Kölsche Jung auch im Frühjahr die Schlagzeilen bestimmt. Hier liegt das Problem: Köln ist zu sehr von einem Spieler abhängig und könnte bei einem Formtief des Lieblings der Massen in den Abstiegsstrudel gezogen werden. Hoffnung macht die Rückkehr von Stürmer Milivoje Novakovic, der seine Führungsqualitäten oft genug unter Beweis stellte und Last von Podolskis Schultern nehmen könnte. Gelingt das, ist ein einstelliger Tabellenplatz keine Utopie.


Hält Skibbe das schwer manövrierbare Schiff auf Kurs?


Trainer der Hertha zu sein, ist wahrlich keine leichte Aufgabe. Das musste auch Markus Babbel zur Kenntnis nehmen. Die Ansprüche in der Hauptstadt sind seit jeher höher als die Klasse der Mannschaft. In der Hoffnung, die beiden Komponenten in Einklang zu bringen, wurde Michael Skibbe das Ruder anvertraut. Der 46-Jährige muss nun schnellstmöglich das Schiff in ruhigere Gewässer führen, um Prügel der Medien zu vermeiden. Allein, uns fehlt der Glaube. Die Mannschaft ist stark, die Unruhen sind aber wie immer groß. Deshalb sollte man beim Aufsteiger umdenken. Oberste Prämisse muss sein, nicht in Seenot zu geraten.


Ist dieses Wolfsrudel noch führbar?


Viele Rekorde wird der VfL 2011/12 nicht mehr brechen, einer liegt Felix Magath aber am Herzen. 30 Spieler hat „Felix Allmächtig“ bereits eingesetzt, der Rekord – gehalten von Eintracht Frankfurt – liegt bei 35 Akteuren. Auch im Winter kam er von seiner Kaufsucht nicht los und verpflichtete u.a. Ricardo Rodrigues, Felipe Lopes und Vieirinha. Mit frischem Wind will der VfL die verkorkste Hinrunde vergessen machen. Keine leichte Aufgabe angesichts der rund 20 Spieler, die jedes Mal in den sauren Apfel beißen und zuschauen müssen. Magath wird mit strenger Führung dennoch dafür sorgen, dass die Wölfe einen Sprung nach oben machen.


Ist das Ziel Europacup realistisch?


Der Abstand zu einem für das internationale Geschäft berechtigenden Platz beträgt sieben Zähler. Jener zum Relegationsplatz hingegen nur drei. So gesehen sollten die Ambitionierten Granden des HSV zunächst bemüht sein, das Abstiegsgespenst, das in der Hinrunde so sehr in ihren Köpfen herumspukte, ein für alle Mal zum Teufel zu jagen. Träumen darf aber natürlich erlaubt sein und bei der spielerischen Klasse, die die Rothosen zweifelsohne in ihren Reihen haben, jedoch viel zu lange versteckt hielten, wäre es voreilig, einen Europacup-Platz auszuschließen. Um das zu schaffen, wäre mehr als ein Kraftakt von Nöten. Ein kleines Wunder müsste her.


Kann sich Mainz dem Abstiegsstrudel entziehen?


Auch nach neun sieglosen Partien in Folge blieb die Klubführung im Herbst ruhig und sprach Thomas Tuchel das Vertrauen aus. Dieses hat der FSV-Trainer auch bitter nötig, warten die 05er doch schon wieder seit vier Spielen auf einen vollen Erfolg. Der Aderlass aus dem Sommer (Fuchs, Holtby, Schürrle weg) konnte nicht kompensiert werden, Mainz wankte mehrfach. Um den K.o. zu vermeiden, sollten Ivanschitz und Co. sich selbst mit einem frühen Erfolgserlebnis belohnen. Ansonsten droht dem Karnevalsklub ausgerechnet zur Faschingszeit ein Stimmungstief.


Wird der Club dem Image der Fahrstuhl-Mannschaft wieder gerecht?


Die Situation ist jener von Mainz ähnlich. Im letzten Jahr lief es in Nürnberg top, doch seit dem Sommer, als mit Schieber, Ekici, Wolf und Gündogan gleich vier Stützen Lebewohl sagten, müssen die Franken kleinere Brötchen backen. Viele wollen das nicht wahrhaben und sehen weiter großes Potenzial in der Mannschaft. Dabei sollte längst klar sein, dass es für Nürnberg in dieser Saison ums pure Überleben geht. Wenn nicht auch der letzte im Kader des Clubs kapiert, dass selbigem das Wasser bis zum Hals steht, wird Nürnberg spätestens im Mai (r)untergehen.


Ist es voreilig, den (roten) Teufel schon jetzt an die Wand zu malen?


Es brennt in der Pfalz. In der Offensive, aber auch in der Defensive. Wer sieben Mal ohne Treffer bleibt, selbst aber nur einmal kein Gegentor zulässt, gerät zwangsläufig in Bedrängnis. Lautern fehlt ein Spielmacher, Lautern fehlt ein klassischer Knipser. Lautern fehlt aber auch das Geld, um sich neues und vor allem hochkarätiges Personal zu besorgen. Und so kann man wohl schon vor dem Start in die Rückrunde sagen, dass der FCK bis zuletzt um den Klassenerhalt wird zittern müssen. Ein eminent wichtiger Faktor wird das Publikum sein: Stehen die Fans am Betzenberg auch in schwierigen Phasen lautstark hinter der Kurz-Elf, kann es klappen. Wenden sie sich gegen das eigene Team, ist es nahezu ein Ding der Unmöglichkeit, erstklassig zu bleiben.


Ist der große Underdog aus eigener Kraft überlebensfähig?


Erst am neunten Spieltag gelang Augsburg der erste Sieg der Bundesliga-Geschichte. Beachtlich: Nach außen hin gab es nie auch nur den Anschein einer Trainerdiskussion. Diese Ruhe und Gelassenheit wird weiterhin bitter nötig sein, denn eines ist klar: Aus eigener Kraft ist der Ligaverbleib schwer machbar, Augsburg fehlt es – bei allem Respekt  für die Spieler – an der nötigen individuellen Klasse. Spieler, Trainerstab, Fans und Verantwortliche müssen 17 Spiele lang über sich hinauswachsen und zugleich auf Leistungsschwankungen der Konkurrenz hoffen, um das Abenteuer Bundesliga prolongieren zu können.


Ist der Sportclub ohne Cisse noch zu retten?


Wenn das Tabellenschlusslicht seinen mit Abstand besten Spieler und Torjäger in der Winterpause ziehen lässt, muss eine Frage erlaubt sein: Sind die Breisgauer lebensmüde? Nun gut, Cisse wollte unbedingt, nach langem Hickhack ließ man den Senegalesen ziehen. Die lukrierten Millionen (kolportiert werden zwölf) werden zum Teil in neue Spieler gesteckt, wie schnell diese sich akklimatisieren, weiß man vorher natürlich nie. Eines wissen wir aber: Geschieht kein mittleres Wunder, ist der vierte Bundesliga-Abstieg kaum vermeidbar.

 

Christoph Nister