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Lewandowski und die Vulkanasche

Lewandowski und die Vulkanasche

Robert Lewandowski? Den kennt man, klar.

Das ist der, der Real Madrid mit seinen vier Toren im Hinspiel des CL-Halbfinales praktisch im Alleingang erledigt hat.

Das ist der, der in 94 Bundesligaspielen für Borussia Dortmund 53 Tore geschossen und 20 Treffer vorbereitet hat.

Das ist der, der bei der EURO 2012 den ersten Treffer des Turniers erzielen konnte.

Und natürlich ist das der, dessen Wechsel zum FC Bayern praktisch schon in trockenen Tüchern ist. Oder eben doch noch nicht so ganz. Je nachdem, welcher Quelle man glauben schenken mag.

Die Zeit davor

Doch es gab auch eine Zeit vor all diesen fantastischen Erfolgen. Eine Zeit, in der der Pole noch nicht im Rampenlicht des Weltfußballs stand.

Und jene, die schon damals auf den heute 24-Jährigen aufmerksam gemacht wurden, beißen sich heute umso mehr in den Hintern, weil sie nicht zur rechten Zeit zugeschlagen haben.

Bei Legia weggeschickt

Da wären etwa jene Männer, die im Sommer 2006 bei Legia Warschau das Sagen hatten. Sie schickten den 18-Jährigen, der damals in ihrer zweiten Mannschaft auf Torjagd ging, nach einem Jahr wieder weg.

Der Körperbau des Youngsters wurde für nicht gut genug für den Profi-Fußball befunden. Auf Wiedersehen! Ab in die Tiefen der dritten polnischen Liga zu Znicz Pruszkow.

Vermutlich ahnte der Legia-Vorstand schon zwei Jahre später, als er zuerst in der dritthöchsten und dann in der zweithöchsten Spielklasse zum Torschützenkönig wurde, dass sie da einen Fehler gemacht hatten.

Zu ihrer Verteidigung muss aber erwähnt werden, dass Lewandowski damals tatsächlich ein ziemlich schmächtiger Kerl war.

Zu schmächtig für den Genoa-Boss

Das fand auch ein gewisser Enrico Preziosi im Frühjahr 2010. Sein Verein, der Genoa CFC, war sich mit dem Stürmer nämlich eigentlich schon einig.

„Es war schon jeder Aspekt des Transfers durch. Wir haben Lewandowski zwei Monate lang beobachtet, sogar bei Trainings, und unser Trainer Gian Piero Gasperini hat ihm selbst zwei Mal auf die Beine geschaut“, erinnert sich Stefano Capozucca, damals Direktor des Serie-A-Klubs.

Der Kicker, der zu dieser Zeit noch für Lech Posen aktiv war, war schließlich sogar beim Derby gegen Sampdoria auf der Tribüne, um sich seinen zukünftigen Arbeitgeber anzusehen.

„Als ihn der Präsident dort erstmals gesehen hat, war er von seiner Physis nicht beeindruckt“, so Capozucca. Klub-Eigentümer Preziosi entschied sich gegen eine Verpflichtung.

Dieser erzählt wiederum eine andere Version dieser Geschichte: „Der Deal ist aus mehreren Gründen nicht zustande gekommen. Auch, weil sein Agent eine hohe Provision wollte.“

Kein Interesse von Tottenham

Auch Tottenham hätte damals zuschlagen können. Steve Archibald, früherer Profi der Londoner, gibt an, Lewandowski den „Spurs“ angeboten zu haben. Der Premier-League-Verein soll jedoch keinerlei Interesse gehabt haben.

Celtic dürfte indes durchaus mit einer Verpflichtung spekuliert haben. „Ja, wir haben ihn schon einige Zeit gekannt. Aber wir konnten die Ablöse nicht aufbringen“, sagt Neil Lennon, Trainer des Glasgower Klubs.

Die Vulkanasche verhindert Verhandlungen

Schlichtweg Pech hatten die Rovers aus Blackburn. Lewandowski war laut Angaben von Sam Allardyce, damals Trainer der Engländer, drauf und dran, zu Verhandlungen auf die Insel zu fliegen.

Doch der Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull legte den europäischen Flugverkehr im April 2010 lahm und durchkreuzte diesen Plan.

Die Strecke zwischen Dortmund und Posen ist indes ziemlich problemlos mit dem Auto zu bewältigen. Am 11. Juni 2010 machten die Borussen öffentlich, dass sie den Angreifer verpflichtet hatten.

Rund 4,5 Millionen Euro hatte die Ablösesumme betragen.

Und der Rest, der ist Geschichte. Robert Lewandowski kennt man ja…


Harald Prantl