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Die Zeit läuft dem HSV davon...

Die Zeit läuft dem HSV davon...

51 Jahre und 242 Tage.

Die voller Stolz in der ImTech-Arena installierte Uhr gibt jene Zeit an, die der Hamburger SV in der deutschen Bundesliga verbracht hat.

Und das ist eine unfassbar lange. Länger als jedes andere Team. Als einzige Mannschaft ist das Gründungsmitglied seit 1963 durchgehend Teil der höchsten deutschen Spielklasse.

1983 führte die österreichische Trainer-Legende Ernst Happel die Rothosen gar zum Triumph im Europacup der Landesmeister. Sechs Meisterteller, damit Rang fünf in der ewigen Tabelle, zieren die Vitrinen des Vereinsmuseums. In den 2000er Jahren war der HSV Stammgast im Europacup.

Angesichts dieser Geschichte und Erfolge wirkt ein Sprung in die Gegenwart beinahe wie ein Kulturschock.

29 Spieltage der Bundesliga-Saison 2014/2015 sind bereits absolviert. Erst am vergangenen Wochenende kassierte der HSV eine bittere 0:1-Pleite im Nord-Derby bei Werder Bremen.

Bruno Labbadia startete seine zweite Amtszeit als Chef-Trainer beim Hamburger SV somit mit einer Niederlage. Im April 2010 war er ebenda als Tabellensiebenter der Bundesliga und Europa-League-Semifinalist entlassen worden.

Nun hat er noch fünf Runden Zeit, den Bundesliga-Dino als momentanes Schlusslicht vor seinem vereinshistorischen ersten Abstieg zu bewahren.

Wie das möglich ist, dass dieser so geschichtsträchtige Klub in einem halben Jahrzehnt vom Euro-League-Semifinalisten zum Zweitligisten abzustürzen droht?

Die Hanseaten haben turbulente Jahre hinter sich. Streitigkeiten in der sportlichen Führung in Kombination mit aufgrund zweifelhafter Transfermarktaktivitäten andauernden finanziellen Problemen führten zur tristen Lage, in der ein Blick auf die Trainer-Bilanz Bände spricht: 14 Trainer in den letzten sieben Jahren.

LAOLA1 zeichnet den Absturz des Bundesliga-Dinos nach.

2008/2009

Leid ist im letzten Jahrzehnt wohl in der DNA eines jeden HSV-Fans tief verankert. Klar, kämpfte der Verein in den vergangenen Jahren doch gegen die pure Existenzangst. Aber bereits davor wurde die Schmerzskala ausgereizt, wenn auch noch auf bedeutend höherem Niveau.

In der Saison 2008/2009 führte der Niederländer Martin Jol den Klub bis ins Europa-League- und DFB-Pokal-Semifinale. Beide Male war gegen Bremen Endstation.

Bremer Held, HSV-Alptraum: Die Papierkugel

Wer glaubte, das Aus im Elfmeterschießen im Pokal konnte nicht mehr an Dramatik  überboten werden, wurde wenig später eines Besseren belehrt: Eine auf das Feld geworfene Papierkugel (!) sollte den HSV im Europacup auf die Verliererstraße führen. Innerhalb von nicht einmal 14 Tagen waren somit zwei Titelchancen verspielt, noch dazu gegen den verhassten Erzrivalen. Fassungslose Gesichter überall. „Stimmung am Tiefpunkt“ war die Untertreibung des Jahrhunderts, die Liga-Pleite drei Tage später an der Weser das Sahnehäubchen.

Heute werden wohl viele HSV-Fans gerne an diese Zeit zurückdenken. Denn so bitter das Ausscheiden auch gewesen sein mag, war der Klub in dieser Zeit noch erfolgreich und wurde seinem großen Namen gerecht. Die Bundesliga-Saison wurde 2009 mit nur acht Punkten Rückstand auf Meister Wolfsburg auf Platz fünf beendet.

2009/2010

Doch schon im Sommer erfolgten die ersten gravierenden Veränderungen, die Erfolgsära Jol hatte nämlich nur ein Jahr Bestand. Der frühere Tottenham-Coach soll sich nach englischem Vorbild als Teammanager mehr sportliche Kompetenz erwünscht haben, was Sportchef Dietmar Beiersdorfer entmachtet hätte. Als der Niederländer auf taube Ohren stieß, flüchtete er in seine Heimat zu Ajax Amsterdam.

Gleichzeitig weg: Beiersdorfer und Jol

Beiersdorfers Freude währte nur kurz, bald darauf trennte er sich selbst vom Verein, nachdem er den Machtkampf gegen den Vorstandsvorsitzenden Bernd Hoffmann verloren hatte. Vor seinem Abgang hatte der geschasste Sportdirektor noch den neuen Trainer präsentiert: Bruno Labbadia.

Und der kurz zuvor bei Leverkusen Gescheiterte lieferte einen sensationellen Start, führte die Mannschaft durch eine blendende Hinrunde, zeitweise Tabellenführung in der Bundesliga inklusive. Da konnte über die peinliche 0:3-Blamage bei Rapid Wien in der Europa League hinweggesehen werden, zumal der Aufstieg letztlich souverän geschafft wurde.

In der Rückrunde sollte Labbadias Mannschaft (wie bereits davor in Leverkusen) aber einbrechen. Der vierte Tabellenplatz konnte nach dem Winter nicht mehr gehalten werden, die Europacup-Qualifikation stand immer mehr auf der Kippe.  Als sich die zwischenmenschlichen Probleme zwischen Coach und Führungsspielern (z.B. Jarolim, Trochowski) mehrten, konnte Labbadia auch nicht mehr das neuerlich erreichte Europa-League-Semifinale retten. Noch vor dem Rückspiel gegen Fulham erfolgte die Entlassung.

Moniz hatte später bei RBS mehr zu lachen

Nachfolger wurde ein aus heutiger österreichischer Sicht alter Bekannter: Der damalige Assistenz- bzw. Techniktrainer und spätere Red-Bull-Salzburg-Trainer, Ricardo Moniz, übernahm interimistisch bis Saisonende. Der Niederländer konnte das Ruder jedoch nicht mehr rumreißen. Moniz erreichte weder das Europacup-Finale im eigenen Stadion noch das ausgegebene Ziel Europacup-Qualifikation.

"Den fünftteuersten Kader der Liga zu finanzieren, wenn man nicht international spielt, ist schwierig", fasste Hoffmann die Misere zusammen. Der HSV versuchte sich nichtsdestotrotz in den nächsten Jahren an diesem finanziellen Drahtseilakt.

Als einziger „Lichtblick“ zu Saisonende wurden immerhin zwei Personalien geklärt: Armin Veh wurde als Trainer für die neue Saison präsentiert und nach einem Jahr Auslese (!) der frühere Spieler Bastian Reinhardt als neuer Sportchef. Dessen Bestellung ging eine peinliche Posse hervor. Bereits im Februar wurde nämlich Urs Siegenthaler als eigentlicher Beiersdorfer-Nachfolger bestimmt. Der DFB-Chefscout sagte aber vier Tage vor seinem geplanten Amtsantritt ab. Kritische Stimmen hatten seine kommende Doppelfunktion beim DFB und HSV kritisiert, der Schweizer entschied sich „aus Loyalität“ für den deutschen Fußballbund.

2010/2011

Doch auch der ehemalige Stuttgart-Meister-Coach scheiterte an den Unruhen im Verein. Im Frühjahr 2011 machte er klar, seinen im Sommer auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern zu wollen. „Es geht beim HSV nicht mehr um Fußball“, sprach der damals 50 Jährige Klartext.

Auch Hoffmanns Ära ging zu Ende

So war er unter anderem 2009 für die Verpflichtung von Stürmer Marcus Berg verantwortlich. Der bis dahin mit 10 Millionen Euro teuerste HSV-Transfer der Geschichte wurde nach nur einer Saison wieder zu PSV Eindhoven verliehen und sollte sich in Deutschland nie durchsetzen. Zudem vermasselte Hoffmann die Sammer-Bestellung und auch Labbadias Scheitern galt als seine persönliche Niederlage, war dieser doch sein auserwählter Kandidat gewesen, für den er sogar Ablöse an Leverkusen gezahlt und ihn als Konzepttrainer der nächsten drei Jahre vorgestellt hatte.

Veh sollte seine Kritik an der Vereinsführung nicht im Amt „überleben“, die Entlassung eine Woche später nach einer 0:6-Klatsche gegen den FC Bayern war die logische Konsequenz. Torhüter Frank Rost nützte das Debakel zu einem Rundumschlag bei „LigaTotal“: „Es ist schwer, weil vieles ringsherum im Argen liegt. Weil die Dinge ausgesessen und nicht geregelt werden! Leute werden enteiert! Nehmen Sie doch mein Beispiel: Man hat einen Torhüter (Anm: Drobny)  geholt. Warum hat man den geholt? Damit der Rost mal die Klappe hält! Aber wenn man konsequent ist, dann lässt man ihn auch spielen. Aber wie könnte das in der Öffentlichkeit aussehen? Von dieser Art der Baustellen haben wir hunderte aufgemacht, die sich summieren zu einer riesengroßen! Da wird eine Misstrauenskultur geschaffen.“

Als i-Pünktchen wurde Vehs Entlassung ausgerechnet durch Noch-Boss Hoffmann ausgesprochen, der dafür extra den Skiurlaub abbrach (Rost: „Stellen Sie sich mal vor, jeder Spieler, bei dem der Vertrag ausläuft, macht jetzt Urlaub!“). Ein paar Tage später gab er freiwillig sein Amt auf.

Neuer Klub-Boss wurde der Unternehmer Carl Edgar Jarchow.

2011/2012

Auf der Position des Trainers sprang wieder einmal der bisherige Co in die Bresche: Michael Oenning. Dessen Amtszeit wurde ein einziges Debakel.

Hintergrund war die kurz zuvor neuerlich durchgemischte sportliche Führung, und wieder hatte sich der Verein nicht mit Ruhm bekleckert. Der Name der Wunschlösung, Matthias Sammer, sickerte im Jänner durch. Die daraufhin „öffentlich geführten“ Verhandlungen ließen den damaligen DFB-Sportdirektor aufgrund „mangelnder Diskretion“ im letzten Moment abspringen. Frank Arnesen wurde schließlich als neuer Sportchef ab Sommer vorgestellt, Bastian Reinhardt zum Helfer ins zweite Glied degradiert.

Weiters gab der Verein bekannt, den im Dezember auslaufenden Vertrag von Vorstandsboss Hoffmann nicht zu verlängern. Dieser hatte zwar im Sommer 2010 den Machtkampf mit Beiersdorfer für sich entschieden, danach aber viel Kredit verspielt.

Oenning folgte Veh, beide Trainer scheiterten

15 Spiele. Zwei Siege. Kurzum: Die schlechteste HSV-Trainer-Bilanz der Geschichte (7,1% Siegquote, mit Ausnahme von Kurzzeitangestellten). Nach einem alarmierend schwachen Saisonstart (ein Punkt aus sechs Spielen) wurde Oenning im September 2011 ebenfalls entlassen.

Auf den Co folgte der Co. Der langjährige HSV-Mittelfeldspieler Rodolfo Cardoso fungierte allerdings aufgrund fehlender Lizenz nur für zwei Spiele als Interimstrainer, ehe sich Sportchef Frank Arnesen ebenso interimistisch auf die Bank setzte.

Nachfolger Thorsten Fink sollte schließlich die „beständigste“ Phase einläuten. Der von Basel losgeeiste Übungsleiter übernahm die Hanseaten im Oktober 2011 als Tabellenschlusslicht und führte den Verein zum Klassenerhalt.

2012/2013

Nach dem traditionell schwachen Saisonstart investierte der Verein nochmals kräftig: So kehrte „Heilsbringer“ Rafael van der Vaart für 13 Millionen Euro zurück und entfachte gar Aufbruchsstimmung an der Elbe (das ablösefreie Missverständnis Paul Scharner sollte den Verein schnell verlassen).

Van der Vaart kehrte zurück, der Erfolg nicht

Woher der Klub, der schon länger ohne eingeplante Europacup-Einnahmen haushalten musste, das Geld nahm? Die Antwort hierauf lautete Klaus-Michael Kühne. Der Logistikunternehmer und HSV-Fan fungierte seit 2010 als Gönner. Er stellte acht der 13 Millionen Ablöse für den Niederländer zur Verfügung.

In der Folge verpasste der HSV als Siebenter, wenn auch dank schwächelnder Konkurrenz, nur knapp das internationale Geschäft.

Umso überraschender das Ende für Sportdirektor Arnesen, von dem sich der Verein aufgrund „unterschiedlicher Auffassungen über die langfristige sportliche Ausrichtung“ trennte. Zudem schwebten Vorwürfe in der Luft, der Ex-Chelsea-Chefscout kenne sich zu wenig am deutschen Spielermarkt aus.

2013/2014

Der Nachfolger war schnell gefunden: Der ehemalige RB-Salzburg- und Sturm-Graz-Sportdirektor Oliver Kreuzer, vom Zweitliga-Aufsteiger Karlsruher SC eingekauft, übernahm den Posten.

Finks Zeit lief ein paar Monate später ab: Ein 2:6-Debakel in Dortmund kostete ihm schlussendlich im September 2013 den Job. Vorwürfe wie taktische Mängel, weder Philosophie noch System und vor allem die katastrophale Defensive (15 Gegentore in fünf Spielen) sollten sein Sargnagel sein.

Fink Ende: Die 2:6-Klatsche beim BVB

Der neue Mann an der Seitenlinie war durchaus prominent: Bert van Marwijk. Der Niederländer, der Oranje 2010 zum Vize-Weltmeister-Titel geführt hatte, brachte jedoch nur seinen Namen, nicht den Erfolg mit an die Elbe. Sieben Bundesliga-Niederlagen in Folge besiegelten sein Schicksal nach fünf Monaten im Amt.

Die nächste Lösung musste her, diesmal durfte Mirko Slomka sein Glück versuchen. Der frühere Schalke-Coach hatte zuvor die graue Maus Hannover 96 zu einer anerkannten Kraft in der deutschen Bundesliga entwickelt. Beim HSV hatte er Mühe, den Klub überhaupt in der Liga zu halten.

Erleichterung in Fürth: Klassenerhalt!

Mit mickrigen 27 Punkten rettete man sich in die Relegation, in der mit Ach und Krach sowie dank der Auswärtstorregel Zweitligist Greuther Fürth in einem Nervenkrieg eliminiert wurde. „Die Welt“ sollte süffisant zusammenfassen: "Nicht mal absteigen können sie. Lasogga und Co. haben alles für den Abstieg getan, aber Greuther Fürth wollte partout nicht in die Bundesliga. Nach dem müden 1:1 müssen die Hansestädter nun selbst im Fußball-Oberhaus bleiben.“

Nichtsdestotrotz war die Erleichterung natürlich riesengroß, zumal kurz später der mindestens wohl genauso große Erfolg auf Strukturebene glückte: Die Profifußballabteilung wurde aus dem Gesamtverein in eine Aktiengesellschaft ausgegliedert, womit ab sofort 24,9 Prozent der Aktien für Investoren offenstanden. Die Reforminitiative „HSV plus“ hatte sich auf der Mitgliederversammlung durchgesetzt. Neuer Aufsichtsrats-Vorsitzender der HSV Fußball AG wurde Karl Gernandt, rechte Hand von Gönner Michael Kühne.

Letzterer gewährte zur Feier des Tages gleich das nächste Darlehen, diesmal 18,75 Millionen Euro, welche sofort in Außenspieler Nicolai Müller von Mainz 05 und Linksverteidiger Matthias Ostrzolek von Augsburg reinvestiert wurden.

Als Gegenleistung für solcherart Investitionen erhielt Kühne Transferrechte an Spielern und nahm sich als Nebeneffekt das Recht heraus, mit öffentlichen Kommentaren öfters in der Vereinspolitik mitzumischen, wobei niemand vor seinen Schelten geschützt sein sollte. So bekam neben Slomka selbst Van der Vaart sein Fett ab, obwohl Kühne diesen zwei Jahre zuvor noch eigenhändig nach Hamburg lotste.

Sommer 2014: Gernandt und Beiersdorfer

Neuer Vorstandsvorsitzender wurde unterdessen ein alter Bekannter: Dietmar Beiersdorfer kehrte von Zenit St. Petersburg zu seinem Stammklub zurück. Erste Amtshandlung: Sportdirektor Kreuzer passte nicht in die „Neuausrichtung des sportlichen Bereiches“ und wurde entlassen.

2014/2015

Auf sportlicher Ebene durfte Slomka zwar das Team in die aktuelle Saison führen, aber nach schwachem Saisonstart (ein Punkt aus drei Spielen) und einer 0:2-Niederlage ausgerechnet bei Ex-Klub Hannover musste auch er im September 2014 seine Koffer packen.

Josef Zinnbauer, der mit der vereinseigenen U23 von der Tabellenspitze der Regionalliga lachte, übernahm das Amt. Eine Woche später stand dazu der neue Sportdirektor fest: Peter Knäbel, bisher technischer Direktor im Schweizer Verband, sollte ab 1. Oktober die sportlichen Agenden leiten.

Doch von Ruhe keine Spur: Neuling Zinnbauer konnte die Leistungen zwar kurzfristig stabilisieren, eine Schwächephase im Frühjahr (zwei Punkte aus sechs Spielen) bedeutete aber sein Ende auf der Trainerbank.

Genauso überraschend wie Zinnbauers Einstellung war jene seines Nachfolgers. Sportchef Knäbel, davor nur von 1998 bis 2000 Spielertrainer beim FC Winterthur, nahm auf der Bank Platz und sollte den Klub vor dem Abstieg bewahren. Hintergrund: Hinter den Kulissen wurde die Langzeitlösung Thomas Tuchel angestrebt, der zur neuen Saison übernehmen sollte.

Tuchel folgt Klopp und lässt HSV abblitzen

Zwei Spiele und zwei Niederlagen später landete der HSV am Tabellenende. Allerdings noch viel verhängnisvoller: Jürgen Klopp gab parallel seinen Rücktritt beim BVB für Sommer bekannt, womit den Hanseaten im Werben um Wunschkandidat Tuchel plötzlich ein übermächtiger Konkurrent entgegenstand. Als Tuchel kein klares Bekenntnis abzunehmen war, wurden die Verhandlungen abgebrochen und schließlich Bruno Labbadia engagiert. Der vierte Trainer in dieser Saison.

Immerhin konnte die Finanzabteilung 2015 Positives vermelden: Im Jänner wandelte Gönner Kühne sein im Sommer 2014 gewährtes Darlehen in Anteile (7,5%) an der neuen HSV-Fußball-AG um. Zudem brachte er durch Sicherung der Namensrechte an der Imtech Arena ab Sommer das traditionelle Volksparkstadion nach Hamburg zurück.

Agrar-Unternehmer Helmut Bohnhorst sicherte sich wiederum für vier Millionen Euro Anteile an der HSV Fußball AG. Der ehemalige HSV-Aufsichtsratsvorsitzende Alexander Otto steuerte zehn Millionen Euro für den Neubau eines Nachwuchsleistungszentrums bei.

Quo vadis, HSV?

Aber gerade hinter diesen Geldspritzen verbirgt sich auch die Tragik der aktuellen Situation, machen diese doch erst deutlich, welch Potenzial der Klub an der Elbe jahrelang mit den Füßen getreten hat.

So gilt die Stadt Hamburg als Deutschlands drittgrößter Industriestandort und gehört zu den bedeutendsten Industrieregionen Europas. Hamburg ist außerdem das Bundesland mit der höchsten Kaufkraft pro Einwohner, noch höher als Bayern.

Und am wichtigsten: Diese geballte Finanzkraft wäre anzapfbar, die Hamburger Wirtschafts- und Finanzelite steht hinter dem Klub ihrer Stadt, wie bereits erfolgte Investitionen zeigen.

Dem Traditionsklub und Gründungsmitglied der Bundesliga stünde auch ein großes Fanpotenzial zur Verfügung, gehört der Verein doch selbst in dieser prekären Situation zu den unbestrittenen Publikumsmagneten.

Und selbst „große“ Spieler wären wohl angesichts des unbestritten großen Namens nicht abgeneigt zu kommen.

Wohl kaum ein anderer Klub in der deutschen Bundesliga hätte schlichtweg dermaßen prädestinierte Bedingungen, um auf Dauer in der Elite mitzumischen.

Einzig dem Verein gelang es seit mehreren Jahren nicht mehr, dieses Potenzial sinnvoll zu nützen.

Die Folge?

Zermürbender Abstiegskampf statt unvergesslicher Europacup-Abende.

Beinahe jedes Jahr wechselnde Gesichter auf der Trainerbank und Managementebene, während „kleine“ Teams wie Augsburg mit Kontinuität, aber einem bei weiterem geringeren Budget, am Dino vorbeiziehen.

6,5 Millionen Euro Abfindungen (seit 2010) an entlassene Trainer und Manager anstatt in den Kader zu investieren.

Planlose und überteuerte Investitionen statt etwas Großes aufzubauen.

Und nun hat Bruno Labbadia noch fünf Spieltage Zeit, um das Unvorstellbare zu verhindern.

Zweite statt Erster Liga.

Die Uhr tickt diesmal gegen den HSV.

 

Andreas Gstaltmeyr