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Bundesliga-Dino HSV reißt dem KSC "das Herz raus"

Bundesliga-Dino HSV reißt dem KSC

Sie tickt weiter.

Beinahe wäre die Bundesliga-Uhr des HSV jedoch stehen geblieben. Nach 90 Minuten des Rückspiels in der Relegation zwischen dem Karlsruher SC und dem HSV stand es 1:0 für den KSC, Reinhold Yabo hatte die Gastgeber in der 78. Minute in Führung und damit beinahe in die Bundesliga gebracht.

Selbst HSV-Goalie Rene Adler musste zugeben, kaum noch an einen Treffer seines Teams geglaubt und " in den letzten Minuten vermehrt "negative Gedanken“ gehabt zu haben.

Und dann pfiff Gräfe

Doch dann leitete Schiedsrichter Manuel Gräfe mit einer Fehlentscheidung die Wende ein: Als der Hamburger Slobodan Rajkovic in der Nachspielzeit den Ball volley nahm und sein Schuss Gegenspieler Jonas Meffert, der sich noch wegdrehte, am angewinkelten Arm traf, entschied er auf Freistoß.

"Das kann und darf man nicht pfeifen", ägerte sich KSC-Sportdirektor Jens Todt. "Und ich glaube, man findet so schnell niemanden, der das anders sieht."

Marcelo Diaz nutzte das Geschenk, die letzte Chance des HSV, und traf aus 20 Metern zum Ausgleich – es war das erste direkte Freistoß-Tor seines Teams in dieser Saison.

Glücklos

Da die Partie somit, wie das Hinspiel am Donnerstag, nach 90 Minuten 1:1 stand, gab es Verlängerung.

In dieser sorgte Nicolai Müller mit dem 2:1 in der 115. Minute dafür, dass die Uhr des Bundesliga-Dinos auch nach 51 Jahren und 281 Tagen weitertickt.

Zwar bekamen die Karlsruher durch einen ebenfalls unberechtigten Elfmeter in der letzten Minute der Verlängerung noch einmal die Chance, dem Spiel eine weitere, dramatische Wende hinzuzufügen, doch Rouwen Hennings scheiterte an Rene Adler.

Dem KSC kommt das Kotzen

Nach der Partie herrschte Fassungslosigkeit beim KSC, Meffert erklärte: "Der Schiedsrichter hat das Spiel entschieden". Präsident Ingo Wellenreuther befand: „Wir hätten den Aufstieg verdient gehabt. Nur einer hatte was dagegen, das war der Schiedsrichter."

Auch Trainer Markus Kauczinski kam nicht über den Gräfes Freistoß-Pfiff hinweg: "Wahnsinn, dass so etwas dann entscheidet."

Drastischere Worte fand der Manager des KSC, Jens Todt: "Man kann gar nicht so viel essen, wie man kotzen möchte. Das war das denkbar knappste aller Ergebnisse. Wenn der Ball direkt in den Winkel geht, das ist unglaublich. Diese Dramaturgie kann man gar nicht so schreiben. Wir werden wiederkommen."

"Wir haben es geschafft und ich weiß nicht, wie"

"Wir sind am Boden zerstört. Es tut weh, es ist, als ob uns jemand das Herz rausgerissen hat, weil wir so nah dran waren. Wirklich so nah. Die Trauer ist groß", so KSC-Torschütze Yabo.

Auch der scheidende Kapitän des Bundesliga-Dinos gesteht, nicht genau zu wissen, wie es – wieder einmal – zum Klassenerhalt reichen konnte: „Es war ein unglaubliches Spiel, wir haben es geschafft und ich weiß irgendwie auch nicht, wie. Ich bin so glücklich, dass ich keine Worte dafür habe“, sagte Rafael van der Vaart.

Unabsteigbar

Die unabsteigbaren Hamburger, die nun das zweite Jahr in Folge eine Relegation denkbar knapp überstanden haben, haben den Bundesliga-Verbleib vor allem einem zu verdanken: Bruno Labbadia.

Der 2010 bereits einmal beim HSV entlassene Trainer ist seit dem 15. April wieder im Amt und sorgte dafür, dass sein Verein zehn Punkte aus sechs Spielen holen und sich auf den Relegationsplatz retten konnte.

Denkmal für Labbadia

„Das kann man sich gar nicht vorstellen. Es ist schwer, in Worte zu fassen, was mir diese Wochen bedeutet haben. Es ist ein unglaubliches Gefühl, mehr geht gar nicht. Abstiegskampf ist mit Abstand das Schlimmste. Ich lebe in der Stadt, ich liebe diese Stadt, und ich liebe den Verein," so der 49-Jährige, der jedoch nicht vergaß, auch dem Gegner Respekt zu zollen.

"Es ist unglaublich, was ihr uns in den beiden Spielen abverlangt habt. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie ich mich fühlen würde, wenn wir das Spiel nicht gewonnen hätten."

Einen Ehrenplatz im Herzen der HSV-Fans hat er seit diesem Abend sicher, Klub-Boss Dietmar Beiersdorfer versprach sogar mehr: „Das Denkmal für Bruno baue ich mit eigenen Händen!“

 

Henriette Werner