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Die Baby-Bomber aus dem Ruhrpott

Die Baby-Bomber aus dem Ruhrpott

Die Interessenten geben sich die Klinke in die Hand, ganz Deutschland ist stolz auf eine neue, aufstrebende Generation.

Mit Julian Draxler (19) und Mario Götze (20) haben unsere Lieblingsnachbarn zwei wahre Ausnahmetalente im Talon, die trotz ihrer Jugendlichkeit längst gestandene Profis sind.

Der Respekt voreinander ist groß, obwohl die Arbeitsstätten der beiden nur 27 Kilometer trennen. 27 Kilometer, die aufgrund der Rivalität zwischen Gelsenkirchen und Dortmund aber schier unendlich erscheinen.

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Wenn am Samstag das Ruhrpott-Derby zwischen Schalke und dem BVB ansteht, stehen die Offensivspieler einmal mehr besonders im Fokus. Für 90 Minuten werden alle Parallelen vergessen.

LAOLA1 nimmt das Duell zwischen Draxler und Götze genauer unter die Lupe:

Julian Draxler:

Unglaublich, aber wahr. Mit 19 Jahren und 170 Tagen steht der geborene Gladbecker im Ruhrpott-Derby bereits vor seinem 100. Pflichtspiel. Die Aktie des Mittelfeld-Akteurs wurde noch nie so hoch gehandelt wie im Moment. Mit herausragenden Leistungen mauserte sich das Schalker Eigengewächs zur Schaltzentrale im Mittelfeld. Der Abgang von Lewis Holtby zu Tottenham hat seinen Teil dazu beigetragen, dass Draxler seither seine wahren Stärken auf seiner Lieblingsposition ausspielen kann. Technische Finesse, Antrittsschnelligkeit, ein gutes Auge für den Nebenmann und zudem ein außerordentlicher Torriecher begründen den steilen Aufstieg des Teenagers, dessen Bruder Patrick (23) ebenfalls im Fußball-Geschäft tätig ist (TuS Haltern). Sechs Saisontreffer bei 21 Einsätzen unterstreichen Draxlers Aufschwung, schließlich konnte er davor erst drei Bundesliga-Treffer erzielen.

Bei den Knappen durchlief er sämtliche Jugendabteilungen, die Rivalität mit Dortmund wurde ihm seit elf Jahren von Grund auf eingeimpft. In der Bundesliga ist Draxler bereits ein alter Hase. Mehr als zwei Jahre ist es her, dass er am 5. Jänner 2011 sein Debüt in der Kampfmannschaft gegen den HSV geben durfte. Sein damaliger Förderer Felix Magath trieb ihn damals aber beinahe zu einem fatalen Fehler.

„Quälix“ überzeugte die Eltern davon, seine Ausbildung am Heisenberg-Gymnasium in seiner Heimatstadt schleifen zu lassen, um sich voll und ganz auf den Fußball zu konzentrieren. Das mediale Echo ließ nicht lange auf sich warten und selbst der DFB schaltete sich ein. Wenige Tage später war Draxler wieder Schüler, allerdings an einer Fußball-Eliteschule, der Gesamtschule Berger Feld, wo er im Sommer 2012 stolz sein Abitur-Zeugnis entgegennehmen durfte.

Das neue Leben, das den jungen Akteur von seinem Debüt an fest im Griff hatte, meisterte dieser mit absoluter Professionalität. In deutschen Medien wird er als sachlich, vorbildlich und eloquent beschrieben, Eigenschaften, die bei Spielern seines Alters noch nicht zwangsläufig ausgeprägt sind. Magath sollte mit seiner Einschätzung recht behalten, als er Draxler bereits früh in höchsten Tönen lobte: „Julian ist ein Ausnahmetalent im deutschen Fußball.“ Mit zwei Toren und einem Assist beim 4:1 gegen Wolfsburg hat er dies vergangene Woche einmal mehr unter Beweis gestellt. „Ich denke, es war eine Kostprobe, was ich auf dieser Position spielen kann“, ließ sich der Youngster entlocken.

Freud und Leid liegen auch in Draxlers Karriere nah beineinander. Die überraschende Nominierung in den erweiterten DFB-Kader für die EM in Polen und der Ukraine wurde vom Neo-Nationalspieler dazumals als großer Erfolg angesehen. Als er jedoch nur zwei Tage nach seinem Debüt im Nationalteam aus dem erweiterten Kader gestrichen wurde, war die Enttäuschung dann doch groß. Seitdem stehen drei Nationalteam-Einsätze zu Buche.

Trotz des Rückschlags lässt er sich aber weiterhin nicht davon abbringen, die Rekorde purzeln zu lassen: So darf er sich nicht nur zweitjüngster Bundesliga-Torschütze, sondern auch jüngster DFB-Pokalsieger, jüngster deutscher CL-Torschütze oder jüngster Spieler mit 50 Bundesliga-Einsätzen (19 Jahre, 5 Tage) nennen. Auch wenn er Mario Götze in puncto Entwicklung noch ein klein wenig hinterherhinkt, stehen internationale Top-Klubs Schlange. Inter Mailand, Chelsea oder auch Manchester United, um nur einige zu nennen, angeln nach dem Mega-Talent. Für Schalke hingegen ist Draxler derzeit noch „unverkäuflich“.

Mario Götze:

20 Jahre, Stammspieler bei Doublesieger Borussia Dortmund und im DFB-Nationalteam, zudem kann sich der Memminger vor Anfragen nicht erwehren und könnte sich aktuell wohl bei jedem Top-Klub Europas ins Spiel bringen. Für die Lorbeeren, die der Offensivspieler schon ernten durfte, ist er aber stets am Boden geblieben. Statt teurem Schnickschnack und Extrawürsten lässt es sich Götze noch zu Hause bei seinen Eltern, die mit dem damals Sechsjährigen von Bayern nach Dortmund übersiedelten, gut gehen. Die guten Gene liegen in der Familie, schließlich sind auch die Brüder Fabian (22/VfL Bochum II) und Felix (14/Borussia Dortmund Jugend) unter die Fußballer gegangen.

So wie Draxler ist auch Götze seinem Verein seit Jahren treu. Statt bei Königsblau durchlief der Filigrantechniker jedoch zwölf Jahre die Jugendabteilungen des BVB und arbeitete sich bis in die erste Mannschaft vor. Auch im DFB ist er seit der U15 ein fixer Bestandteil, mit der Krönung zum Europameister mit der U17.

Bei der Borussia schnupperte Götze anfangs noch zögerlich hinein, um dann umso bombastischer zu explodieren. Am 21. November 2009 wurde im Alter von 17 Jahren in der 88. Minute gegen Mainz 05 ins kalte Wasser geworfen und damit zum neuntjüngsten Bundesliga-Spieler aller Zeiten. Nach anfänglichen Kurzeinsätzen avancierte Götze in der Saison 2010/11 zum Shootingstar und wurde zum unverzichtbaren Puzzle-Teilchen beim BVB. Seitdem stehen 77 Bundesliga-Spiele und 20 Tore zu Buche, insgesamt hält der Kreativspieler bei 106 Pflichtspielen.

Auch abseits des Sports erledigte er seine Pflichten und machte am Goethe-Gymnasium sein Fach-Abitur. Aufgrund seiner herausragenden Leistungen sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Bühne konnte auch Bundestrainer Joachim Löw nicht mehr umhin, Deutschlands derzeit wohl größtes Talent in den Kader zu berufen. Im Testspiel gegen Schweden kam er am 17. November 2010 erstmals zu A-Team-Ehren, seitdem streifte er 20 Mal das DFB-Trikot über und markierte drei Treffer.

Das bisherige Highlight seiner Länderspiel-Karriere war mit Abstand die Europmeisterschaft 2012, auch wenn er nur zehn Minuten zum Einsatz kam. „Mario Götze hat außergewöhnliche Orientierungsmöglichkeiten. Er findet immer Lösungen. Es sind die einfachen Dinge, die ihn so stark machen“, lobte Löw nach einem Gala-Auftritt beim 3:2-Testspielsieg gegen Brasilien.

Doch es gab auch Rückschläge wie etwa eine lange Verletzungspause aufgrund einer Schambeinverletzung, die dem Talent ordentlich zusetzte. Monatelang fiel der Spielmacher aus, auch danach musste er sich erst langsam wieder bei Dortmund und im Nationalteam zu Höchstleistungen pushen. Seit dem Herbst ist Götze wieder ganz der Alte – oder sogar noch besser. Obwohl sein Vertrag bei der Borussia vorzeitig bis 2016 verlängert wurde, nehmen die Anfragen kein Ende. Wenn selbst der FC Barcelona anklopft, um Götze an die Seite von Lionel Messi zu stellen, sollte klar sein, welch Vorreiterrolle das Jahrhundert-Talent derzeit im deutschen Fußball einnimmt.


Alexander Karper