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Fünf Gründe, warum die Bayern so dominieren

Fünf Gründe, warum die Bayern so dominieren

Es ist vollbracht!

Nach zwei titellosen Jahren steht der FC Bayern wieder dort, wo er sich selbst am liebsten sieht - ganz oben.

Die Münchner fixierten mit einem 1:0-Erfolg bei Eintracht Frankfurt bereits am 28. Spieltag vorzeitig den Gewinn der 23. Meisterschaft und schrieben damit die Geschichtsbücher um. (Stimmen zum Titel)

Nie zuvor wurde die Meisterschale früher vergeben. Die Spielzeiten 1972/73 sowie 2002/03 hielten bisher den Bestwert - die Bayern sicherten sich darin jeweils in der 30. Runde den Titel.

Es soll nur der Anfang sein

Für die erfolgsverwöhnten Bajuwaren soll es allerdings nur der Anfang sein, hegen sie doch auch Titel-Ambitionen im DFB-Pokal - wo sie im Halbfinale stehen - sowie in der Champions League (Viertelfinale).

Nach dem Drama der letzten Saison, als man in sämtlichen Bewerben mit Rang zwei vorlieb nehmen musste, agiert man an der Säbener Straße souveräner denn je.

20 Punkte Vorsprung auf den entthronten Titelträger BVB, 79 geschossene Tore, nur 13 Gegentreffer - der FC Bayern spielt in Deutschland in einer eigenen Liga.

Die Granden des deutschen Rekordmeisters haben nach den "Watschn" der letzten beiden Jahre die richtigen Schlüsse gezogen und zeigen ein völlig neues Gesicht. LAOLA1 nennt die Gründe, warum die Bayern in diesem Jahr so dominant sind:

DIE GIER

Zweiter in der Bundesliga, Final-Pleite im DFB-Pokal, das "Drama dahoam" in der Champions League. Der "worst case" war eingetreten, die Bayern schienen ihr Sieger-Gen verloren zu haben. Im Mai 2012 war man an einem Tiefpunkt angelangt, der zugleich als Chance genutzt wurde, um in der Zukunft wieder die Spitzenposition einzunehmen.

Bereits in der Sommervorbereitung war zu erkennen, wie groß der Siegeshunger ist. Im Supercup setzte man ein erstes - noch wenig beachtetes - Zeichen und bezwang den BVB im direkten Duell. Mit dem Start der Bundesliga war sie allerdings nicht mehr zu übersehen, die Gier, die die Bayern in dieser Saison auszeichnet.

Selbst bei großem Vorsprung marschieren Bastian Schweinsteiger, Franck Ribery und Kollegen weiter, um ein dritte, viertes oder - wie gegen den Hamburger SV - neuntes Tor zu erzielen. Die Bayern haben aus der Vergangenheit gelernt und demonstrieren eindrucksvoll, dass sie das Sieger-Gen noch immer in sich tragen.

DIE RUHE

Die Alpha-Tiere geben sich beim FC Bayern förmlich die Klinke in die Hand - ganz gleich, ob das die Vereinsführung oder die Mannschaft betrifft. Das eigene Ego den Zielen des Klubs unterzuordnen, fällt daher nicht immer leicht. Persönliche Eitelkeiten haben in diesem Jahr allerdings keinen Platz an der Säbener Straße.

Selbst Arjen Robben, dem ein besonders großer Glaube an die eigenen Fähigkeiten nachgesagt wird, hält sich auffallend zurück. Stammplatz-Forderungen? Fehlanzeige! Natürlich beteuert er, öfter spielen zu wollen, alles andere würde allerdings auch nicht den Ansprüchen eines Spielers seines Formats entsprechen.

Skandale wie die "Watschn" von Ribery an Robben gehören der Vergangenheit an. Auch Mario Gomez und Claudio Pizarro, die über die Reservistenrolle nicht hinauskommen, halten den Ball flach. Solange der Erfolg nicht ausbleibt, gibt es für Trainer Jupp Heynckes keinen Grund, etwas an seinem Stil zu ändern.

DER KONKURRENZKAMPF

Die Startelf der Bayern hielt auch in der Vergangenheit Vergleichen mit dem "Who is Who" des internationalen Fußballs stand. Den großen Unterschied machte die zweite Reihe. Ein Gomez, ein Schweinsteiger, ein Ribery - sie waren schlicht und einfach nicht adäquat zu ersetzen.

Der Klub reagierte und investierte einen hohen zweistelligen Millionenbetrag, wodurch sich die "Roten" sowohl in der Spitze als auch in der Breite noch einmal deutlich verbesserten. Mario Mandzukic, Dante oder auch Javi Martinez befeuerten den Konkurrenzkampf und ermöglichten Trainer Heynckes die Qual der Wahl.

Durchhänger kann sich niemand mehr leisten, jede Trainingseinheit muss dazu genutzt werden, den Trainerstab von den eigenen Qualitäten zu überzeugen. Zusätzlicher Vorteil: Selbst Verletzungen wie jene von David Alaba, Holger Badstuber oder Gomez brachten die Bayern nicht aus dem Rhythmus, da (nahezu) gleichwertige Ersatzleute die entstandenen Lücken zu füllen wussten.

DAS VERTRAUEN

Uli Hoeneß war es leid. Überall wurde von "Mia san mia" gesprochen, diverse Fan-Artikel wurden mit diesem Spruch versehen. Der Bayern-Präsident hatte allerdings das Gefühl, das Vereinsmotto wurde nicht mehr gelebt. "Ich bin der Meinung, das sollten wir erst dann wieder drucken, wenn wir wieder ganz oben stehen", ließ er in der "tz" verlauten.

"Erst sollte man Erfolg haben, dann darüber sprechen." Das war im Sommer. Inzwischen dürfte sich die Meinung des 61-Jährigen geändert haben, denn das berühmt-berüchtigte "Mia san mia"-Gefühl ist längst wieder dort spürbar, wo es am wichtigsten ist - auf dem Platz.

Bestes Beispiel ist das Pokal-Viertelfinale gegen Borussia Dortmund. Zog man in den vergangenen beiden Jahren stets den Kürzeren, so bot man dem BVB diesmal die Stirn. In einem ungemein intensiven Spiel hielten die Münchner nicht nur dagegen, sie warfen den großen Rivalen raus und demonstrierten unerschütterliches Vertrauen in die eigenen Stärken. Weniger reden, mehr handeln - Hoeneß' Ansage fruchtete.

DER MOTZKI

Christian Nerlinger wurde als potenzieller Nachfolger von Uli Hoeneß installiert, erwies sich aber schlicht und einfach als Fehlbesetzung. Die Klub-Granden mussten handeln und trennten sich im Sommer von ihm.

Ein Neuer musste her. Einer mit Ecken und Kanten. Einer, der auch mal dazwischen geht. Einer wie Matthias Sammer. Der 45-Jährige scheut keine Konflikte und legt den Finger in die Wunde, wenn er das Gefühl hat, die Mannschaft entwickelt sich auch nur ansatzweise in die falsche Richtung. Der einstige Weltklasse-Fußballer ähnelt Hoeneß in seinem Wesen.

Eilt die Mannschaft von Erfolg zu Erfolg, suchen sie das Haar in der Suppe. Läuft es mal nicht nach Wunsch, halten sie die schützende Hand über sie. Dieses anti-zyklische Handeln sorgt häufig für Unverständnis. Sowohl Sammer als auch Hoeneß waren nie "everybody's darling" und werden es auch nie sein. Das spielt für sie aber auch keine Rolle. Die beiden wollen den größtmöglichen Erfolg. Ihre Vita beweist, dass sie gut daran tun, diese Taktik beizubehalten.

 

Christoph Nister