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"Mein Ziel ist es, jede Woche zu spielen"

Der Abstieg von Traditionsklub Jahn Regensburg aus der 3. deutschen Liga stand bereits drei Spieltage vor Schluss fest, eine weitere bittere Last-Minute-Niederlage gegen den Chemnitzer FC später ist auch der letzte Tabellenplatz für die Jahnelf einzementiert. Damit muss der Klub aus Bayern sein neues, 15.115 Zuschauer fassendes, Stadion in der kommenden Saison als Regionalligist einweihen.

"Natürlich ist die Enttäuschung riesig", erzählt Richard Strebinger. Der 22-jährige Tormann wurde im Winter von Werder Bremen ausgeliehen und absolvierte bislang jede der 14 Frühjahrs-Partien.

Trotz des Abstiegs blickt Strebinger auf eine Halbsaison mit reihenweise starken persönlichen Leistungen zurück, weshalb er im Gespräch mit LAOLA1 auch meint: "Es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung, mich hierher verleihen zu lassen."

Hinter seiner Zukunft steht allerdings ein Fragezeichen. Bremen, wo Strebinger noch bis 2017 unter Vertrag steht, ist natürlich Anlaufstation Nummer eins. Aber der Niederösterreicher hat durch die regelmäßigen Einsätze Blut geleckt und wäre auch einem Wechsel nach Österreich nicht gänzlich abgeneigt.

 

LAOLA1: Richard, trotz eures Abstiegs waren deine Leistungen für den Jahn sehr gut. Wie siehst du selbst die letzten Monate?

Richard Strebinger: Es war eine super Erfahrung für mich. Wenn man den Saisonverlauf sieht, merkt man denke ich schon, dass es eine stetige Weiterentwicklung gegeben hat. Ich bin froh, dass ich der Mannschaft einige Male helfen konnte, um zwischenzeitlich im Rennen um den Klassenerhalt zu bleiben.

LAOLA1: In welchen konkreten Bereichen hast du dich deiner Meinung nach verbessert?

Strebinger: Gerade in Eins-gegen-Eins-Situationen bin ich sicherlich stärker geworden. Man reift aber generell auf dem Platz, weil man aus jeder Situation lernen kann, egal ob man etwas gut oder schlecht macht. Wenn du mit einer Mannschaft eingespielt bist, kannst du etwa die Spieleröffnung ganz anders gestalten. Ich habe mich sicher in vielen Bereichen gesteigert. 

LAOLA1: Du stehst noch bei Werder unter Vertrag, geht es im Sommer auch wirklich zurück nach Bremen? 

Strebinger: Da ist noch alles offen, es steht noch nichts fest. Ich habe jetzt aber gemerkt, wie viel Spaß es macht, Woche für Woche zu spielen und das ist eigentlich auch mein Ziel für das nächste Jahr. Man kann allerdings noch nicht sagen, ob das bei Bremen sein wird oder anderswo.

LAOLA1: Sind die Bremer Verantwortlichen schon auf dich zugekommen?

Strebinger: Es gibt zur Zeit einige Gespräche und Werder ist natürlich der erste Ansprechpartner. Aber eine konkrete Entscheidung hat sich noch nicht herauskristalisiert.

Bei Werder hatte Wolf die Nase vorne

LAOLA1: Haben auch schon andere Vereine bei dir vorgefühlt?

Strebinger: Ja, es haben sich schon Klubs gemeldet.

LAOLA1: Wäre für dich ein Wechsel nach Österreich grundsätzlich vorstellbar?

Strebinger: Vorstellbar wäre es auf alle Fälle. Ich bleibe dabei, dass ich irgendwann in der deutschen Bundesliga spielen will und bin mir auch sicher, dass ich das erreichen werde. Aber das ist eine der besten Ligen, da kann es auch ein Schritt sein, erst einmal in ein anderes Land zu wechseln und da wäre die Heimat natürlich naheliegend.

LAOLA1: Du bist bei Werder als Ersatz-Tormann in die Saison gestartet und hast auch dein Bundesliga-Debüt gefeiert. Im Winter wurden dann Koen Casteels und Michael Zetterer zwei Keeper verpflichtet. Wie hast du das aufgenommen? Es wirkte ja doch so, als hätte Werder nicht das volle Vertrauen in dich gehabt.

Strebinger: In der Winterpause gab es ein Interview von Viktor Skripnik, indem er meinte, es sei in der Vorbereitung auf das Frühjahr alles möglich, auch für mich. Das habe ich sehr positiv aufgefasst, dann wurde mir aber relativ bald am Beginn der Vorbereitung gesagt, dass Rapahel Wolf sicher als Nummer eins in die Rückrunde gehen wird. Vom Charakter her bin ich ein Tormann, der einfach spielen und nicht jahrelang auf seine Chance warten will. Es gibt auch Tormänner, die in 15 Profijahren 50 Spiele machen, weil sie oft Nummer zwei sind. Das ist aber nicht meines. Vor der Verpflichtung von Koen Casteels gab es im Trainingslager schon Gespräche über eine Ausleihe. Werder wollte aber unbedingt drei Torhüter, die Bundesliga-Niveau haben und ließ mich erst gehen, als sie noch einen Ersatz hatten. Als Michael Zetterer gekommen ist, konnte ich dann wechseln. Das wurde in den Medien teilweise falsch dargestellt, dass ich gehen musste, weil Zetterer geholt wurde, aber eigentlich war es umgekehrt.

LAOLA1: Würdest du auch als Nummer zwei nach Bremen zurückgehen? Casteels verlässt den Verein im Sommer ja wieder.

Strebinger: Ausschließen kann ich das nicht. Es kommt immer auch auf die Konstellation an. Mein Ziel ist es, jede Woche zu spielen, aber ich kann natürlich nicht sagen, dass ich nie wieder bei einem Klub Ersatzkeeper sein werde. Ich weiß noch nicht, wie Bremen für den Sommer plant, auch in Bezug auf Neuverpflichtungen. Das wird sich in den nächsten Tagen und Wochen klären.

2 BL-Spiele bestritt Strebinger bislang

LAOLA1: Die Bundesliga gilt als die Tormann-Liga, wenn man sich dort durchsetzt, heißt das etwas.

Strebinger: Absolut. Man muss sich nur die Spiele in den deutschen Bundesligen ansehen. Selbst hier in der 3. Liga gibt es viele gute Tormänner.

LAOLA1: Um Welttorhüter Manuel Neuer und seine Spielweise herrscht ein Riesenhype, ist er wirklich das Nonplusultra auf der Tormann-Position oder ist das teilweise vielleicht ein wenig übertrieben?

Strebinger: Ich glaube schon, dass es vielleicht ein wenig gepusht wird, weil er gemeinsam mit Rene Adler einer der Ersten war, die diesen Stil so verkörpert haben und nicht nur am Fünfer gestanden ist. Seither sind zahlreiche Junge nachgekommen und heutzutage gibt es viele Tormänner, die diese moderne Spielweise pflegen, das muss mittlerweile auch schon fast gefordert werden. Dass Manuel Neuer es nicht schlecht macht, darüber brauchen wir nicht zu reden, aber es gibt sicher auch andere Goalies, die es ganz gut umsetzen.

LAOLA1: Manmachl wirkt es bei Neuer etwas übermotiviert. Für jeden Schlussmann ist das wahrscheinlich nicht empfehlenswert, dafür braucht man auch die richtige Mannschaft, oder?

Strebinger: Das hängt oft auch mit der Vorgabe des Trainers zusammen. Wenn der sagt, er fordert dieses riskante Spiel, agierst du auch ganz anders, als lautet die Vorgabe, das ruhig hinten herunter zu spielen. Bei den Bayern wird diese Spielweise sicher mitgetragen, auch wenn vielleicht einmal ein Fehler passiert, aber die meisten Situationen löst er ja sehr gut. Ich bin auch ein Befürworter dieses Stils: sehr offensiv mitspielen, sich trauen bei Flanken heraus zu kommen und so versuchen, der Mannschaft zu helfen. Ich denke das sieht man auch in meinem Spiel.

LAOLA1: Eines deiner großen Idole ist aber Gigi Buffon. Was macht ihn aus? 

Strebinger: Es hat viele Tormänner gegeben, die gut waren, etwa Jens Lehmann oder Oliver Kahn. Aber Buffon war füher immer extrem schnell und beweglich. Ich habe ihn als katzenartig empfunden, das hat mir sehr gut gefallen. Jetzt ist er schon in einem gehobenen Alter, aber wenn man ihn in der Champions League sieht, fasziniert es mich, dass er nach so vielen Jahren und all den Erfolgen immer noch auf diesem hohen Niveau spielt. Ich habe auch vor, sehr lange Fußball zu spielen, aber wenn es gelingt, über so einen Zeitraum mit dieser Präsenz und Leidenschaft auf dem Platz zu stehen, dann ist das schon bemerkenswert.

 

Das Gespräch führte Christoph Kristandl