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"Habe dieses Gefühl bei Sandhausen gleich gespürt"

Das Ausland war das erklärte Ziel, die zweite deutsche Bundesliga ist es geworden.

Nach zwei Jahren bei der SV Ried schlägt Rene Gartler seine Zelte beim SV Sandhausen auf und darf sich im Alter von 28 Jahren hochoffiziell ÖFB-Legionär nennen.

Ein Schritt, der wohlüberlegt scheint. Namhaftere Angebote wurden aufgrund des fehlenden Bauchgefühls und Perspektive ausgeschlagen, andere Gerüchte amüsierten nur.

„Das richtige Gefühl habe ich bei Sandhausen gleich gespürt“, gesteht Gartler, der sich trotz Vorstellung als „Königstransfer“ keinem Druck ausgesetzt sieht.

Im LAOLA1-Interview spricht er ausführlich über die Beweggründe für seinen Wechsel, „Kontaktmann“ Stefan Kulovits und die letzte Chance, doch noch als Legionär Erfahrungen zu sammeln.

LAOLA1: Dein Wechsel nach Sandhausen ist in trockenen Tüchern. Der angestrebte Auslandswechsel kann somit als geglückt bezeichnet werden.

Rene Gartler: Ich habe diese Herausforderung im Ausland gesucht. Das mit Sandhausen hat hervorragend geklappt. Sie haben mich schon länger beobachtet, es gab schon länger Kontakt. Deshalb habe ich auch gespürt, dass mich der Verein unbedingt haben will. Das war Grundvoraussetzung, denn man braucht eine gute Basis, wenn man so etwas macht. Ich freue mich schon, wenn es losgeht.

LAOLA1: Wie wichtig war es dir persönlich, diesen Schnitt zu machen – getreu dem Motto: Jetzt oder nie?

Gartler: Wenn ich jetzt in Österreich irgendwo für zwei, drei Jahre unterschrieben hätte, wäre es schwierig geworden, mit 30 oder 31 Jahren ins Ausland zu wechseln. Das war natürlich die letzte Möglichkeit, den Schritt zu machen. Ich wollte diese Herausforderung noch einmal haben und bin sehr froh, dass das funktioniert hat.

LAOLA1: Musstest du bei diesem Angebot nicht lange überlegen, ob du diese Chance ergreifst?

Gartler: Ich habe dieses Ziel gehabt, aber natürlich ist immer die Frage, welches Angebot und wie interessiert der Klub ist. Das mit Sandhausen geht schon seit März und ich habe gemerkt, dass sie sehr viel daran setzen, mich zu holen. Das war für mich natürlich sehr wichtig. Sie waren sehr hartnäckig, wollten es unbedingt machen. Das war ein großer Punkt, dass es Sandhausen geworden ist.

LAOLA1: Viele hätten dir einen noch größeren Schritt zugetraut. Wie schwer war es, zwischen Perspektive oder aber einem größeren Namen abzuwägen?

Gartler: Das hat natürlich eine Rolle gespielt. Eine Garantie, dass man spielt, hat man nirgends. Bei Sandhausen wird es genauso wie bei anderen einen Konkurrenzkampf im Sturm geben. Dessen bin ich mir auch bewusst.

LAOLA1: Was war dran an 1860 München? In der „tz“ sollst du von den „Löwen“ geschwärmt und zugegeben haben, dass du beobachtet wurdest, laut Sportchef Gerhard Poschner sollst du aber nie ein Thema gewesen sein.

Gartler: Mich hat einfach einmal ein Journalist gefragt, was los ist und was ich von 1860 halte. Ich habe nur gesagt, dass es ein Traditionsverein ist, dazu gibt es noch die Allianz-Arena. Mehr habe ich nicht gesagt, aber der hat das ein bisschen hochgepusht. Dass sie mich beobachtet haben, stimmt schon. Das war aber vor längerer Zeit. Mehr will ich dazu gar nicht mehr sagen.

LAOLA1: Hat es trotz deines Wunsches nach dem Ausland auch Angebote aus der heimischen Bundesliga gegeben?

Gartler: Es hat schon Möglichkeiten gegeben, aber mein Ziel war es schon, den Schritt zu machen, weil ich selber gewusst habe, dass es wahrscheinlich die letzte Möglichkeit sein wird. Deswegen habe ich mich eher auf das Ausland festgelegt.

LAOLA1: Wer dich kennt, den hat das Austria-Gerücht amüsiert. Hätte dir das Papa Harry (Anm.: Sportkoordinator bei Rapid) und du dir selber verziehen?

Gartler (lacht): Ich glaube, das wäre sehr schwer machbar gewesen. Es sind schon viele Gerüchte in der letzten Zeit aufgekommen. Aber darüber will ich nicht mehr viel sagen.

LAOLA1: Sandhausen ist für viele ein unbeschriebenes Blatt. War es das, bevor die ersten Kontakte geknüpft wurden, auch für dich?

Gartler: Die zweite deutsche Liga verfolgt man schon und auch durch Stefan Kulovits, mit dem ich bei Rapid zusammengespielt habe und den ich schon sehr lange kenne, verfolgt man es natürlich mehr. Nachdem der Kontakt zustande gekommen ist, schaut man noch mehr hin. Aber ich habe schon gewusst, um was es geht und wer Sandhausen ist.

LAOLA1: Kulovits konnte schon bei LAOLA1 viel Positives berichten. Welchen Anteil hat er an deinem Wechsel? Konnte er dir bei Unklarheiten weiterhelfen?

Gartler: Natürlich habe ich mich bei ihm erkundigt und er konnte mir einige Fragen beantworten, das ist ganz normal. Ich kann jetzt nicht schauen, welche Spieler dort sind, das war schon meine Entscheidung. Aber natürlich macht es das um einiges einfacher, wenn „Kulo“ dort ist. Das ist schon ein gutes Gefühl. Ich habe immer wieder Kontakt mit ihm gehabt und mich mit ihm in Wien getroffen. Ich kenne ihn schon über zehn Jahre und wir haben uns schon zu Rapid-Zeiten sehr gut verstanden.

LAOLA1: Mit Ried war es zuletzt eine durchwachsene Saison, trotzdem hast du dem Verein viel zu verdanken, oder?

Gartler: Auf jeden Fall. Sportlich waren diese zwei Jahre hervorragend für mich. Und auch menschlich war es ein gewisser Lernprozess, weil die Stellung in der Mannschaft eine ganz andere war als davor bei Rapid. Es war etwas Neues für mich, aber ich denke, dass ich die Rolle sehr gut angenommen habe. Das war für mich auch eine gewisse Art Reifeprozess, der mir sehr gut getan hat.

LAOLA1: Die SV Ried hat dich sicher nicht gerne ziehen lassen und hat auch laut Manager Stefan Reiter alles probiert, um dich zu halten.

Gartler: Die Verantwortlichen waren schon enttäuscht, andererseits haben sie es verstanden, dass ich diesen Schritt machen will. Es ist im Fußballgeschäft halt leider so, dass man sich ab und zu trennen muss. Ich habe schon gemerkt, dass der Verein alles probiert, um mich zu halten, aber sie haben es auch respektiert, wie ich ihnen mitgeteilt habe, dass ich nicht verlängern werde.

LAOLA1: Du warst bei deiner Präsentation in Sandhausen. Wie ist dein erster Eindruck, was hast du schon gesehen?

Gartler: Ich habe medizinische Tests in Heidelberg gehabt, nur wenige Kilometer von Sandhausen entfernt - eine sehr schöne Stadt. Das Stadion ist cool und wird jetzt komplett mit einer Gegentribüne und einer hinter dem Tor zugebaut. Das ist ein richtiger kleiner Hexenkessel. Ich bin eigentlich positiv angetan und freue mich, wenn es am 21. Juni losgeht.

LAOLA1: Die Familie kommt mit, du bist seit März zweifacher Vater. Welchen Stellenwert hatte die familiäre Komponente bei deiner Entscheidung?

Gartler: Das war natürlich alles abgesprochen. Wenn man zwei Kinder hat, macht man so einen Schritt nicht auf eigene Faust. Grundvoraussetzung war, dass die Familie mitzieht, das machen will und die Erfahrung, im Ausland zu leben, sammeln möchte. Wir freuen uns schon, wenn wir den Umzug an einen schönen Platz zum Wohnen hinter uns haben.

LAOLA1: Legionär – wie klingt das in deinen Ohren?

Gartler: Natürlich schön. Es hat nicht jeder die Möglichkeit, so einen Schritt zu machen. Ich denke, dass der Verein von mir überzeugt ist und mich nicht zum Spaß geholt hat. Es ist eine tolle Sache für mich. Ich kann dort noch mehr lernen und Erfahrung sammeln. Darauf freue ich mich riesig.


Das Gespräch führte Alexander Karper

LAOLA1: Wurde dir von Vereinsseite schon mitgeteilt, was man von dir erwartet, wie mit dir geplant wird?

Gartler: Ich habe schon vor einem Monat ein Gespräch mit Trainer Alois Schwartz und Sportdirektor Otmar Schork gehabt, in dem sie mir erklärt haben, wie sie spielen wollen und wie die Philosophie des Trainers aussieht. Da haben sie auch betont, dass sie so einen Spielertyp gesucht haben. Ich glaube, dass das sehr gut passen wird.

LAOLA1: Von Seiten Sandhausens wurdest du als „Königstransfer“ vorgestellt. Wie denkst du darüber?

Gartler: Es ist natürlich ein gewisser Vertrauensbeweis, das war mir auch sehr wichtig. Viele meinen, dass es dadurch mehr Druck gibt, aber als Stürmer steht man immer in der Pflicht, Tore zu schießen. Von dem her war es die letzten zwei Jahre bei Ried genauso, damit habe ich kein Problem.

LAOLA1: Nach dem Fast-Abstieg im Vorjahr ist der Verein dieses Jahr auf Rang zwölf gelandet. Wie sieht die weitere Zielsetzung Sandhausens aus?

Gartler: Ich denke einmal, dass sie eine sehr gute Saison gespielt haben, wenn man schaut, wie knapp alles zusammen lag. Mit sechs Punkten mehr wären sie Fünfter gewesen. Sie waren kurzzeitig auch weiter vorne, haben aber in den letzten Spielen nicht mehr die Punkte geholt. Im Gegensatz zur Vorsaison haben sie einen Schritt nach vorne gemacht, das ist auch das Ziel für die kommende Saison.

LAOLA1: Bei Ried hast du zuletzt in zwei Saisonen 30 Tore erzielt. Traust du dir das auch in der zweiten deutschen Bundesliga zu?

Gartler: Wenn ich nicht davon überzeugt wäre, dass ich auch dort meine Leistungen bringen kann und die nötigen Tore mache, hätte ich diesen Schritt nicht gemacht. Ich bin überzeugt, dass ich der Mannschaft helfen kann – da gibt es eigentlich keine Zweifel. Es stimmt, dass sie die wenigsten Tore geschossen haben, aber dafür haben sie auch die drittwenigsten gekriegt.