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Drazan: "Die sollen reden, was sie wollen"

Drazan:

Christopher Drazan – das ewige Talent.

Von vielen wird der 23-jährige Kaiserslautern-Legionär als einer abgestempelt, der zu früh ins Ausland ging und sich nicht durchsetzen konnte.

"Die sollen reden, was sie wollen", misst der Ex-Rapidler der allgemeinen Meinung gegenüber LAOLA1 wenig Bedeutung bei. "Ich schaue auf mich, es ist noch nichts verloren."

Dass es seit dem Wechsel zu den "Roten Teufeln" nie zu einem Stammplatz gereicht hat, hat für den Sohn von Ex-Austria-Spieler Fritz Drazan mehrere Gründe.

Foda-Abgang bitter

"Unter Franco Foda habe ich eine gute Vorbereitung gemacht. Er ist dann nach vier oder fünf Spielen entlassen worden und der neue Trainer (Kosta Runjaic/Anm.) ist gekommen. Unter ihm war ich eigentlich die ganze Zeit verletzt, das war Pech", begründet Drazan seine überschaubare Hinrunden-Bilanz von drei Einsätzen in der vergangenen Saison.

Er glaubt, unter Foda, der ihn vor eineinhalb Jahren an den Betzenberg geholt hatte, bessere Chancen gehabt zu haben. "Es hätte sein können, dass ich gespielt hätte, wenn ich nicht verletzt gewesen wäre oder Foda geblieben wäre."

"Nachher kann man eben immer leicht reden", will sich der Linksfuß nicht auf ein mögliches Hätti-Wari-Spiel einlassen.

Erfolgreiche Drittliga-Leihe

Das letzte halbe Jahr verbrachte der Flügelspieler in der dritten deutschen Liga bei Rot-Weiß-Erfurt. Unter Trainer Walter Kogler kam er zu 17 Einsätzen und erzielte zwei Treffer. Zwei weitere Tore konnte er vorbereiten.

"Für mich war es wichtig, Spielpraxis zu sammeln, um jetzt wieder angreifen zu können. Es war ein gutes halbes Jahr. Natürlich geht es immer besser, aber ich bin zufrieden", blickt er auf seine Zeit in der dritthöchsten Leistungsklasse zurück.

Einzig der Rückfall in der Tabelle schmerzt den ehemaligen Admiraner immer noch. "Als ich gekommen bin waren wir Dritter. Da wurde mit der Relegation und dem Aufstieg spekuliert. Leider ist das nicht gelungen."

In der dritten Liga traf Drazan unter anderem auf RB Leipzig und Georg Teigl

Der Klub, bei dem mit Alfred Hörtnagl als Sportlicher Leiter noch ein zweiter Österreicher arbeitet, beendete die Saison schließlich auf dem zehnten Rang.

"Ich will mich durchbeißen"

Erfurt ist Vergangenheit, die Gegenwart heißt Kaiserslautern. "Ich hatte Gespräche mit dem Trainer und wir haben beschlossen, dass ich bleibe", verrät der ehemalige Teamspieler.

Er glaubt, sich durch gutes Training und harte Arbeit seinen Platz in der Mannschaft erarbeiten zu können: "Ich weiß, dass ich meine Chance bekomme, wenn ich voll fit bin und sicher auch spielen kann. Ich werde alles dafür geben. Ich muss arbeiten, arbeiten, arbeiten."

Die Frage ist jedoch, ob der ambitionierte Zweitligist auch mit Drazan plant. Immerhin wurden fünf neue Spieler geholt, vier weitere aus der Jugend hochgezogen. "Es gibt viele neue Spieler, wir sind eine junge Mannschaft, die gut zusammenhält", macht er sich keine Sorgen.

Aussichten nicht allzu rosig

Der Flügelflitzer macht aber keinen Hehl daraus, dass er sich nicht in der besten Position befindet. Ein Stammplatz ist – zumindest zu Saisonbeginn gegen 1860 München am Montag – nicht realistisch.

"Ich schaue, dass ich am Anfang mal im Kader dabei bin und zu Kurzeinsätzen komme. So will ich mich für höhere Aufgaben empfehlen und vielleicht das ein oder andere Mal von Beginn an spielen."

So will er sich in die Herzen der Fans spielen und beweisen, dass er für höhere Aufgaben bereit ist: "Auf kurz oder lang will ich Stammspieler sein."

"Werde noch weiterkommen"

Dort hat der Flanken-Spezialist, wie in seiner Karriere generell, noch viel vor. "Es ist ja noch nichts vorbei, ich bin 23 Jahre alt und kann noch viel erreichen. Ich werde alles dafür geben", gibt er sich kämpferisch.

Die schwere Zeit in Deutschland habe ihn jedenfalls geprägt. "Vielleicht habe ich mich durch diesen Prozess auch entwickelt. Ich glaube, es war gut für mich, selbstständig zu sein. Zu sehen, dass man, auch wenn es nicht nach Plan läuft, nicht aufgeben darf und weiterkämpfen muss."

"Es gibt genug Beispiele von Spielern, die es trotzdem noch geschafft haben", mangelt es auch trotz der vielen Rückschläge nicht an Selbstvertrauen. "Ich glaube an mich und werde noch weiterkommen."

Nun muss der 23-Jährige den Worten Taten folgen lassen, um nicht endgültig als ewiges Talent in Erinnerung zu bleiben.

 

Matthias Nemetz

Doch was passiert, wenn sein Plan nicht aufgeht und er wieder nur zu wenigen Spielminuten kommt? "Das Wichtigste ist, zu spielen. Es bringt nichts, das ganze Jahr zu trainieren und nicht zu spielen. Man entwickelt sich bei den Spielen. Man muss schauen, wie es sich entwickelt", schließt er einen Abgang nicht aus, sollte es beim 1. FCK wieder nicht klappen.

"Rapid war kurz Thema"

Zuletzt wurde Drazan immer wieder mit seinem Ex-Klub Rapid Wien in Verbindung gebracht. Ganz falsch seien die Meldungen laut seiner Aussage nicht gewesen.

"Es war ganz kurz ein Thema, aber nicht wirklich konkret. Ich habe dann entschieden, mich bei Kaiserslautern durchzubeißen", winkt der Wiener ab.

Die Hütteldorfer wurden inzwischen fündig und holten Florian Kainz von Sturm Graz. Damit dürfte eine mögliche Rückkehr von "Fritz" endgültig vom Tisch sein.

Somit heißt es für den ÖFB-Legionär Kaiserslautern statt Wien und Fritz-Walter- statt Happel-Stadion.