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Fünf Brasilianer kämpfen für eine andere Nation

Fünf Brasilianer kämpfen für eine andere Nation

Eduardo Alves da Silva stand mitten im Trubel der Arena von Sao Paulo und wusste für einen Moment nicht, ob er die brasilianische Hymne mitsingen soll.

Der Stürmer ist im Armenviertel Vila Kennedy von Rio de Janeiro aufgewachsen, aber er trug in dem für alle Brasilianer so bewegenden Augenblick kurz vor dem Eröffnungsspiel der Fußball-WM das Trikot Kroatien.

"Das ist ein sehr emotionaler Moment. Ich trage zwei Herzen in meiner Brust", sagte der 31-Jährige.

Eduardo ist einer von fünf Spielern, die in Brasilien aufgewachsen sind, aber bei ihrer "Heim-WM" für ein anderes Land spielen.

Die übrigen sind Pepe (Portugal), Thiago Motta (Italien), Diego Costa (Spanien) und Sammir (Kroatien).

Konkurrenz in Brasilien sehr groß

Der Grund dafür liegt auf der Hand: Profi-Fußballer gehörten schon immer zu den begehrtesten "Exportwaren" Brasiliens und werden in den allermeisten Fällen auch genauso behandelt.

Häufig schon in frühen Jahren wechseln junge Talente nach Europa oder anderswo auf der Welt. Nach Angaben des nationalen Verbandes CBF stehen aktuell 471 brasilianische Profis alleine bei europäischen Vereinen unter Vertrag.

Zu Teamehren schaffen es im Anbetracht der nationalen Konkurrenz aber nur die Ausnahmekönner.

Die meisten brasilianischen Profis haben trotz hoher Qualität kaum Chancen auf eine Länderspiel-Karriere - es sei denn, sie lassen sich einbürgern.

Der mittlerweile für Schachtar Donezk spielende Eduardo wechselte schon mit 15 Jahren in die Jugendakademie von Dinamo Zagreb, 2002 erhielt er den kroatischen Pass.

Alan für Österreich?

In Österreich war in den vergangenen Monaten die Einbürgerung von Salzburgs Alan großes Thema.

Der 24-Jährige spielt seit 2010 in Österreich, wie der ÖFB kürzlich bestätigte, wird am Erhalt der Staatsbürgerschaft "seriös gearbeitet". Der in Barbosa im Bundesstaat Sao Paulo geborene Alan wäre gemäß Regulativ des Weltverbands (FIFA) ab Dezember 2015 für die ÖFB-Elf spielberechtigt.

Anerkennung in anderen Ländern

Von den fünf eingebürgerten Brasilianern bei dieser WM wären wenn überhaupt nur zwei auch für die "Selecao" interessant gewesen.

Torjäger Diego Costa von Atletico Madrid bestritt 2013 sogar zwei Freundschaftsspiele für Brasilien, ehe er sich aus Verbitterung über seine Nicht-Berücksichtigung für den Confed Cup für Spanien entschied.

Pepe von Real Madrid ist zwar mittlerweile einer der besten Verteidiger der Welt, kam aber schon vor 13 Jahren auf die Atlantikinsel Madeira und erhielt danach in Portugal die Chance und Anerkennung, die er in Brasilien vermisste.

"Diese WM ist etwas ganz Besonderes für mich, weil alle meine Verwandten in Brasilien leben", sagte Pepe.

"Ich versuche aber trotzdem, etwas Distanz zu diesem Thema aufzubauen, denn am Ende ist das Einzige, was hier für mich zählt, für Portugal auf dem Platz zu stehen."

Diego Costa ausgepfiffen

Er hat nach seiner Überzeugung alles richtig gemacht. In Brasilien vermisst ihn kaum jemand. Und in Portugal wird er mittlerweile dafür geschätzt, dass er vor jedem Spiel mit Inbrunst die Hymne mitsingt.

Bei Diego Costa ist die Situation hingegen verfahren. Im ersten WM-Spiel der Spanier gegen die Niederlande in Salvador wurde er bei jedem Ballkontakt von den brasilianischen Zuschauern ausgepfiffen.

Beim Training in Curitiba wurde er als "Verräter" beschimpft. In seiner Heimatstadt Lagarto im Nordosten Brasiliens wird Costas Wahl hingegen gut geheißen. "Wir sind wie ein kleines Eck Spanien in Brasilien", betonte sein Bruder Jair.