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Deutsche Spieler in der Zuschauerrolle

Deutsche Spieler in der Zuschauerrolle

Deutschland kämpft gegen Argentinien um die Krone im Weltfußball.

Ein Sieg im Endspiel und 23 deutsche Profis dürfen sich zukünftig Weltmeister nennen. Angefangen bei Manuel Neuer über Bastian Schweinsteiger bis hin zu Miroslav Klose.

Letzterer kennt das Gefühl in einem WM-Finale auf dem Platz zu stehen, war der 36-Jährige doch bereits 2002 mit von der Partie.

Abgesehen vom Routinier betreten die anderen DFB-Akteure aber Neuland und stehen so knapp wie noch nie vor der Erfüllung ihres Lebenstraums.

Für andere, teilweise Stammspieler der letzten Jahre im DFB-Trikot, platzte dieser Traum jedoch, bevor er richtig begonnen hatte.

Wohl kaum eine andere Nation wurde vom Verletzungsteufel so heimgesucht wie die deutsche.

Zusätzlich verzichtete Bundestrainer Joachim Löw auch noch auf den ein oder anderen arrivierten Spieler, den man im Vorfeld als Fixpunkt im 23-Mann-Kader bezeichnete.

Ein Blick auf die daheim gebliebenen Spieler verrät, über welches Spielerpotential diese Generation verfügt und beweist, dass man mit den Verletzten und Nichtberücksichtigten Spieler Deutschlands durchaus eine schlagkräftige WM-Elf zusammenstellen hätte können.


Tor:
Marc-Andre ter Stegen (nicht nominiert)
Der Neo-Keeper des FC Barcelona wurde zur Überraschung vieler nicht als dritter Torhüter nominiert. An seiner Stelle bekam Ron-Robert Zieler das Vertrauen des Bundestrainers ausgesprochen. Viele Nationen wären froh, wenn sie einen Schlussmann dieser Klasse als Einser-Keeper in ihren Reihen hätte – Deutschland hat auf ihn verzichtet.


 Außenverteidiger
Marcel Schmelzer (nicht nominiert)
Das staunte die Fußballwelt nicht schlecht, als Löw den Linksfuß von Borussia Dortmund aus dem Kader strich. Nicht nur, dass gerade auf dieser Position die Optionen im internationalen Fußball nicht gerade breit gestreut sind, war Schmelzer über die komplette Qualifikation ein Fixpunkt in der DFB-Elf. Dennoch verzichtete der Trainer auf den 26-Jährigen und nahm an seiner Stelle Klubkollege Eric Durm mit, der im bisherigen Turnierverlauf aber noch keine Sekunde gespielt hat.


Außenverteidiger
Lars Bender (verletzt)
Der 25-jährige Leverkusener hätte den Sprung unter die besten 23 mit Sicherheit geschafft, doch eine Muskel-Sehnen-Verletzung im oberen rechten Oberschenkel, welche er sich im DFB-Teamcamp in St. Martin zuzog, verhinderte eine Reise nach Brasilien. Gerade wegen seiner Vielseitigkeit hätte Löw wohl nicht auf einen fitten Lars Bender verzichtet. Jetzt verfolgt er die WM von der Couch aus.


Innenverteidiger
Holger Badstuber (verletzt)
Der Bayern-Profi scheint seine Leidenszeit endlich überwunden zu haben und steht bei den Münchnern wieder im Training. In der abgelaufenen Saison saß er am Ende der Spielzeit sogar wieder auf der Bank des Rekordmeisters, kam aber nicht mehr zum Einsatz. Die WM kam natürlich zu früh. Sollte er wieder zur alten Stärke finden, ist er im DFB-Aufgebot gesetzt.


Innenverteidiger
Heiko Westermann (nicht nominiert)
Zugegeben, die Leistungen des 30-Jährigen in der abgelaufenen Saison beim HSV waren überschaubar gut, dennoch rückte Löw ihn wieder in den Blickpunkt. Für die USA-Reise nominierte der Bundestrainer den Verteidiger, auch weil er eine Alternative auf Außenbahn darstellt. Für den WM-Kader reichte es dann aber nicht mehr. Sicher nicht erste Wahl, schlechter als Shkodran Mustafi hätte sich der HSV-Kapitän aber wohl auch nicht präsentieren können.


 Mittelfeld
Sven Bender (verletzt)
Der Dortmunder kämpfte immer wieder mit Verletzungen und war auch in dieser Saison oft angeschlagen. Eine hartnäckige Schambeinentzündung machte dem Zwillingsbruder von Lars Bender lange zu schaffen und begrub letztendlich die Chancen auf den WM-Zug aufzuspringen. Wenn fit, hat er absolut das Zeug zum Nationalspieler.


Mittelfeld
Ilkay Gündogan (verletzt)
Der Deutsch-Türke kratzte bereits am Standing von Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira und es war nicht ausgeschlossen, dass er es schaffen würde, einen der beiden Superstars zumindest zeitweise zu verdrängen. Dann streikte der Rücken und es folgte eine schwere Zeit für den Dortmunder. In der abgelaufenen Saison bestritt er lediglich zwei Spiele für die Borussen und nachdem die konservative therapeutische Behandlung nicht fruchtete, wurde er Mitte Juni an der Lendenwirbelsäule operiert.

Mittelfeld
Simon Rolfes (nicht nominiert)
Der Leverkusener Kapitän gehörte in den letzten Jahren oftmals zum erweiterten Kader der Nationalmannschaft, der Durchbruch gelang dem 32-Jährigen jedoch längerfristig nicht wirklich. Dennoch gilt er aufgrund seiner physischen Präsenz und seiner Erfahrung als Alternative, gerade wenn man bedenkt, dass durch die vielen Ausfälle, die Optionen im defensiven Mittelfeld nicht gerade zahlreich sind.


Mittelfeld
Marco Reus (verletzt)
Es war die Schocknachricht schlechthin für Deutschland. Der Dortmunder verletzte sich bei der WM-Generalprobe gegen Armenien und zog sich einen Teilriss der Syndesmose und einen knöchernen Bandausriss an der Fersenbein-Vorderseite zu. Reus wäre nicht nur ein Kandidat für den 23-Mann-Kader gewesen, sondern in der Startelf fix gesetzt. Sollte Deutschland Weltmeister werden, kann sich der 25-Jährige wohl nicht wirklich freuen. Wohlwissend, er hätte das Niveau dieser Mannschaft sogar noch gehoben.


 Sturm
Mario Gomez (nicht nominiert)
Nach seinen Auftritten bei der EM 2012 hatte man geglaubt, der bullige Mittelstürmer hätte sein Nationalmannschaftstrauma endlich überwunden. Doch die Nichtnominierung nach langer Verletzungspause für die WM 2014 öffnete ein neues Kapitel im Leidensbuch des Mario Gomez im Bezug auf das DFB-Team. Obwohl er zuletzt wieder fit wurde, verzichtete Löw auf den Angreifer. Da Löw mit Ginter, Drum, Großkreutz und mit Abstrichen auch Draxler und Kramer ohnehin auch einige „WM-Touristen“ nominierte, wäre für Gomez durchaus auch Platz gewesen. Ähnlich wie Reus, wird der Fiorentina-Stürmer bei einem Triumph der Deutschen wohl nur bedingt feiern.


Sturm
Stefan Kießling (nicht nominiert)
Der Leverkusener und das DFB-Team ist eine Geschichte, die kein Happy End haben wird. Löw mag den Stürmer in seiner Spielauslegung einfach nicht und gibt ihm deshalb auch keine Chance. In der Bundesliga beweist er aber Jahr für Jahr, welchen Torriecher er hat, wurde 2013 Torschützenkönig, und überzeugt auch durch starke Laufwege und ein gutes Auge für den Mitspieler. Gerade nach dem Ausfall von Gomez hätte er eine Alternative zu Klose gebildet, doch der Bundestrainer ließ ihn links liegen.


 

Sebastian Rauch