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Algerien träumt vom Achtelfinale

Algerien träumt vom Achtelfinale

Algerien träumt vom erstmaligen Einzug ins Achtelfinale einer Fußball-WM.

1982 hatte noch die "Schande von Gijon", ein umstrittener Nichtangriffspakt zwischen Österreich und Deutschland, den Aufstieg der "Wüstenfüchse" verhindert.

Algerien hat es selbst in der Hand

32 Jahre später haben es die Nordafrikaner nach einem historischen 4:2-Erfolg gegen Südkorea selbst in der Hand.

Den Algeriern reicht am Donnerstag (22.00 Uhr MESZ) in Curitiba ein Remis gegen Russland, sollte Südkorea nicht sensationell mit drei oder mehr Toren Unterschied gegen den bereits qualifizierten Spitzenreiter Belgien gewinnen.

"Russland ist der Favorit", sagte Algeriens Teamchef Vahid Halilhodzic über Österreichs EM-Quali-Gegner. "Aber wir müssen kämpfen, uns etwas trauen und bereit sein zu leiden. Es wird kompliziert, aber es ist möglich."

"Wir werden mit jedem Spiel besser"

Ihre Hoffnung beziehen die Algerier aus ihrem ersten WM-Sieg seit 1982 gegen vor der Pause inferiore Südkoreaner. Schon zur Halbzeit stand es 3:0 für die Nordafrikaner, die ihrerseits nach Seitenwechsel Schwächen offenbarten und in der Defensive unter Druck gerieten.

"Wir werden mit jedem Spiel besser und besser werden. Dieser Sieg nach 32 Jahren bedeutet uns sehr viel. Das war ein heroisches Spiel", erklärte Halilhodzic. "Wir sind im Hoch."

Ganz im Gegensatz zur Beziehung des Teamchefs mit der algerischen Presse. Nach dem Triumph in Porto Alegre rechnete Halilhodzic wieder einmal mit seinen Kritikern ab.

"Vielleicht seid ihr jetzt wegen der vier Tore traurig", warf er den Journalisten mit verärgerter Miene an den Kopf. "Über unser Team wurden Gerüchte und Lügen verbreitet, meine Familie wurde angegriffen. Das ist nicht schön."

Coach fühlt sich ungerecht behandelt

Halilhodzic fühlt sich ungerecht behandelt und verkannt, auf jeden Fall aber nicht ausreichend gewürdigt für seine Verdienste um den algerischen Fußball.

Seit Sommer 2011 ist der Bosnier im Amt, führte Algerien zum vierten Mal zu einer WM-Endrunde. Seine Startformation gegen Südkorea veränderte er gegenüber dem 1:2 zum Auftakt gegen Belgien an fünf Positionen - mit Erfolg.

Vorausgegangen war allerdings eine öffentliche Debatte, ob nicht Verbandspräsident Mohamed Raouraoua die Änderungen gefordert hatte. Halilhodzic wies das am Tag vor dem Südkorea-Spiel entschieden zurück.

"Ich bin der Trainer, ich treffe die Entscheidungen", betonte der 61-Jährige. Sein Vertrag läuft allerdings nach der WM aus. Der Franzose Christian Gourcouff soll als Nachfolger bereitstehen.

Südkorea Algerien
Ballbesitz 51.5% 48.5%
Zweikämpfe 51.7% 48.3%
Eckbälle 7 5
Torschüsse 8 15
Torschüsse außerhalb Strafraum 2 1
Torschüsse innerhalb Strafraum 6 14
Kopfballchancen 1 5
Abseits 1 1
Fouls 13 16

Hupkonzerte bis ins Morgengrauen

Die Störgeräusche vermochten die Freude über den historischen Sieg zumindest in der Heimat nicht zu trüben. Bis in den Morgengrauen dauerten die Hupkonzerte in der Hauptstadt Algier an.

Noch nie hatte ein afrikanisches Team in einem WM-Spiel vier Tore erzielt. "Genau das brauchen wir in Algerien", erklärte Offensivstar Sofiane Feghouli von Valencia.

"Wir wollten zeigen, dass wir eine Fußball-Nation sind, mit der von jetzt an gerechnet werden muss."

Südkoreas Coach gesteht Fehler ein

Südkorea dagegen wurde den Erwartungen in keiner Weise gerecht. Teamchef Hong Myung-Bo gestand Fehler ein. "Das Resultat spricht für sich selbst. Unsere Defensive war einfach nicht gut genug", erklärte der Coach.

Leverkusen-Legionär Son Heung-Min kritisierte auch die Einstellung seiner Mannschaft. "Wir haben von Anfang an zu locker gespielt. Wir sind hier bei einer WM mit den besten Mannschaften der Welt. Da geht so etwas nicht."

Der WM-Vierte von 2002 benötigt zum Aufstieg nun bereits Schützenhilfe von Russland. Sollten die Russen den Traum der Algier vom ersten WM-Achtelfinale beenden, müssten die Südkoreaner selbst gegen Belgien immer noch um ein Tor höher gewinnen.

Die schwierige Ausgangsposition ähnelt jener der drei anderen Teams aus der Asien-Zone. Der Iran, Japan und Australien warten ebenfalls noch auf ihren ersten WM-Sieg.