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Angst vor Nichtangriffspakt

Angst vor Nichtangriffspakt

Nur 30 Sekunden hatten gefehlt zum vorzeitigen Fußball-WM-Out Portugals und zur vorzeitigen Achtelfinal-Qualifikation der USA.

Im spannenden Vergleich der beiden Nationen in Manaus rettete "Joker" Silvestre Varela dem Weltranglistenvierten mit seinem Kopf-Tor in der 95. Minute noch ein 2:2-Remis.

Trotzdem hat Superstar Cristiano Ronaldo kaum noch Hoffnung auf das Erreichen des WM-Achtelfinales.

"Mathematisch ist es möglich, aber tatsächlich ist es fast unmöglich", meinte der 29-jährige Weltfußballer, der mit Portugal im Auftaktspiel der Gruppe G gegen Titelanwärter Deutschland mit 0:4 untergegangen war.

Angst vor Nichtangriffspakt

Außerdem geht die Angst vor einem Nichtangriffspakt zwischen den Deutschen und den US-Amerikanern um, genügt doch beiden Teams am Donnerstag (18.00 Uhr Uhr MESZ) in Recife ein Remis zum Aufstieg. "Unsere Situation ist extrem kompliziert", weiß Portugals Trainer Paulo Bento.

Für den deutschen US-Teamchef Jürgen Klinsmann kommt aber ein Match wie "Die Schande von Gijon 1982" - damals hatten sich Deutschland und Österreich nach der 1:0-Führung der DFB-Auswahl nicht mehr wehgetan, da beiden dieses Resultat zum Aufstieg reichte - nicht infrage.

"Das ist ein Teil deutscher Geschichte, nicht der der USA. Wir fahren nach Recife mit dem Selbstvertrauen, um Deutschland zu schlagen", stellte der frühere DFB-Bundestrainer vor dem brisanten Wiedersehen mit seinem ehemaligen Assistenten Joachim Löw klar.

Auch werde es keine Kontaktaufnahme mit dem aktuellen deutschen Coach geben. "Wir sind gute Freunde, aber es wird keinen Anruf geben, es ist keine Zeit für Freundschaftsanrufe, jetzt geht es ums Geschäft. Wir sind nicht gemacht für Unentschieden. Beide Mannschaften werden da rein gehen und wollen die Gruppe gewinnen", ist der 49-Jährige überzeugt.

Hummels: "So etwas macht einen verrückt"

Auch die Gegenseite will nicht auf ein Remis spielen. "Nein, so etwas macht einen verrückt. Ich bin ganz klar dafür, dass wir eher die Spielweise wie gegen Portugal wiederholen", gab der deutsche Verteidiger Mats Hummels am Sonntagabend zu Protokoll.

Portugal muss also auf einen Sieger im Parallelspiel hoffen und gleichzeitig selbst in Brasilia einen klaren Erfolg über das punktgleiche Team aus Ghana feiern, um das laut Ronaldo fast Unmögliche zu realisieren. Bei einem Remis in diesem Match könnten sich die US-Amerikaner sogar eine Niederlage gegen Deutschland leisten.

Dass sich die "Klinsmänner" in dieser komfortablen Situation befinden, haben sie sich redlich verdient. Sie wussten auch bei ihrem zweiten WM-Auftritt zu überzeugen.

Der Sieg gegen Portugal wäre verdient gewesen, denn nach dem frühen Gegentreffer von Nani (5.), den Verteidiger Geoff Cameron mit einem Querschläger verschuldet hatte, drehten die Amerikaner auf. Dank großem Aufwand kamen sie immer wieder zu ihren Möglichkeiten und in Minute 64 durch einen perfekten Weitschuss des in Deutschland geborenen Jermaine Jones zum hochverdienten Ausgleich.

"Ein fantastisches Match"

Damit begnügte sich der vermeintliche Außenseiter nicht und wurde für seine Angriffsbemühungen mit dem 2:1 durch Clint Dempsey, der den Ball am Ende der Angriffs-Kette mit dem Bauch über die Linie beförderte, belohnt (81.).

Der Kapitän hatte bereits beim 2:1 gegen Ghana getroffen und in jener Partie auch einen Nasenbeinbruch erlitten. Doch Varela beendete dann die Feierstimmung der "Yanks" mit seinem Tor kurz vor dem Abpfiff.

"Es war ein fantastisches Match, von dem man noch lange reden wird. Wir nehmen diesen Punkt und reden nicht mehr über Portugal", lautete der Kommentar von Klinsmann nach dem unglücklichen 2:2 (0:1) im "Thriller von Manaus".

Und Dempsey meinte mit sarkastischem Unterton: "Wir sind Amerikaner. Ich denke, wir mögen es auf die harte Tour."

"Es ist, als ob man gegen eine Wand läuft"

Ein hartes Brot ist die WM für Portugal. Dass es für den WM-Vierten von 2006 nicht nach Wunsch läuft, liegt vor allem an den großen Personalsorgen, mit denen sich Bento konfrontiert sieht. Ronaldo ist ebenso angeschlagen wie Abwehrchef Bruno Alves.

Sturmspitze Hugo Almeida fehlte gegen die USA verletzt, und sein Ersatzmann Helder Postiga konnte gerade einmal eine Viertelstunde spielen, ehe er ebenfalls kapitulieren musste. Stammgoalie Rui Patricio musste durch Beto ersetzt werden, hinzu kamen noch die Absenzen in der Verteidigung der beiden Champions-League-Sieger Pepe (gesperrt) und Fabio Coentrao (verletzt) von Real Madrid.

Weiters stellt sich die Frage, wie die Portugiesen den intensiven Fight in Manaus verkraftet haben. Die Partie im Amazonas-Gebiet hat viel Energie gekostet. Temperaturen von mehr als 30 Grad Celsius und eine enorm hohe Luftfeuchtigkeit machten den Spielern das Leben schwer.

Jones sagte zu den speziellen Bedingungen: "Es ist, als ob man gegen eine Wand läuft. Wenn man sich bewegt, bleibt einem schnell einmal die Luft weg." Als letzte Teams werden diese Erfahrung am Donnerstag (22.00 Uhr MESZ) die Schweiz und Honduras machen.