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Die Durststrecke ist zu Ende

Die Durststrecke ist zu Ende

16 lange Jahre wartet Österreich auf eine Teilnahme bei einer WM-Endrunde. Zuletzt konnte sich das ÖFB-Team 1998 für eine Weltmeisterschaft qualifizieren.

Genau so lange wartet Kolumbien bereits auf das Antreten bei einer WM. Eine Parallele mit nur einem Unterschied: Kolumbiens Durststrecke ist in wenigen Tagen zu Ende, jene der heimischen Kicker hält mindestens weitere vier Jahre an.

Die Kolumbianer qualifizierten sich in der Conmebol-Quali problemlos als Zweiter hinter Argentinien und gelten für viele Experten als Geheimtipp. Ein Geheimtipp, der eigentlich gar nicht so geheim ist.

In den Top Fünf der Weltrangliste

Geht man nämlich nach der FIFA-Weltrangliste, gehören „Los Cafeteros“ zu den Topfavoriten des Turniers.

Dank einer starken Quali samt neun Siegen und drei Unentschieden bei nur vier Niederlagen, kletterte Kolumbien in die Top Fünf der Weltrangliste. Zwischenzeitlich belegten Falcao und Co. sogar Rang drei, momentan stehen die Südamerikaner an der fünften Stelle.

Jeder, der vor drei Jahren prognostiziert hätte, Kolumbien stehe 2014 auf Platz fünf der Weltrangliste, wäre wohl für verrückt erklärt worden. Denn noch vor drei Jahren, im Juni 2011, standen die Kolumbianer auf Rang 54 der Reihung. Dann jedoch begann der steile Aufstieg.

Pekerman bringt Aufschwung

Der Aufschwung steht unmittelbar in Verbindung mit einem Mann: Jose Pekerman. Der Argentinier übernahm im Jänner 2012 das Traineramt, nachdem Kolumbien unter dem damaligen Teamchef Leonel Alvarez durchwachsen in die WM-Quali gestartet war.

Von den ersten sechs Quali-Spielen unter Pekerman konnten fünf gewonnen werden. Teilweise gar spektakulär, mit einem 4:0 über Uruguay und einem 5:0 gegen Bolivien.

Zum Dank wurde der ehemalige Teamchef Argentiniens 2012 und 2013 zu Südamerikas Trainer des Jahres gewählt. Ein viel schönerer Lohn beginnt für den 64-Jährigen jedoch am 12. Juni in Brasilien: Die Weltmeisterschaft.

Denn dass sich Kolumbien für eine Endrunde qualifiziert, ist alles andere als selbstverständlich. Zuletzt verpassten die „Cafeteros“ drei Mal in Folge die erfolgreiche Qualifikation. Wenn auch knapp.

Ein Tor fehlt zur WM

Im Jahr 2002 verpassten die Gelb-Blau-Roten die Qualifikation haarscharf, ein einziger Treffer sollte den Unterschied machen.

Als Sechster der Conmebol-Quali lag die damals von Francisco Maturana betreute Truppe punktgleich mit Uruguay, die jedoch das um ein Tor bessere Torerhältnis hatten und Fünfter wurden.

Die „Urus“ mussten im Play-Off gegen Australien ran und gewannen souverän. Eine Hürde, die auch Kolumbien zuzutrauen gewesen wäre.

Uruguay als Sargnagel

Nach der verpassten Qualifikation wurde alles daran gesetzt, zur WM nach Deutschland zu fahren. Doch auch 2006 sollte es für Kolumbien nicht reichen, diesmal fehlte ein Zähler.

Wieder war es Uruguay, das als Fünfter gerade einmal einen einzigen Punkt vor den Kolumbianern lag. Zum zweiten Mal eine Weltmeisterschaft hauchdünn verpasst, zum zweiten Mal hinter Uruguay.

In der Conmebol-Quali 2010 kam es, wie es kommen musste. Zum dritten Mal in Serie war es Uruguay, das nach 18 Spielen einen einzigen Zähler vor Kolumbien lag und nach einem Play-Off-Erfolg über Costa Rica zur WM nach Südafrika fuhr. Das Uruguay-Trauma war perfekt.

Chance auf Wiedergutmachung?

In der ausgeglichenen Gruppe C mit Griechenland, Japan und der Elfenbeinküste werden Kolumbien, das auf Superstar Falcao verzichten muss, gute Chancen eingeräumt, einen der ersten beiden Plätze zu erreichen und sich für das Achtelfinale zu qualifizieren.

Und in der Runde der letzten 16 könnte es für die Kolumbianer zu einem ganz brisanten Duell kommen: Gelingt nämlich Uruguay als Zweitem aus Gruppe D der Aufstieg und wird Kolumbien Gruppen-Erster (oder Uruguay Erster und Kolumbien Zweiter), treffen die beiden südamerikanischen Teams im Achtelfinale aufeinander.

Dann könnte Kolumbien mit einem Aufstieg ins Viertelfinale all den Schmerz aus drei verpassten Weltmeisterschaften vergessen machen.


Matthias Nemetz