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Ein Auftakt mit Bauchweh

Die Augen meines Taxifahrers funkeln, als ich Neymar sage.

Der gute Mann - also der Taxler, nicht Neymar – ist der englischen Sprache ebenso wenig mächtig, wie ich der portugiesischen. Um mit Händen und Füßen ein bisschen über Fußball zu kommunizieren reicht es aber dennoch. Der gute Mann – also diesmal ist Neymar gemeint – ging als Hoffnungsträger der Selecao in die WM. Nach nur einem Spiel ist er drauf und dran, diese Rolle abzulegen und sich zum König der Brasilianer zu erheben.

Wie kein anderer Spieler der aktuellen Mannschaft steht der "Dribblanski" im Fokus. Er lacht einem in der U-Bahn entgegen, er blickt von Hochhäusern herab, er prangt auf Autobahnbrücken. Er wirbt für Telefon- und Fluggesellschaften, Autos und alles andere, was sich mit dem Gesicht eines erfolgreichen Kickers gut verkaufen lässt. Auf Plakaten, die ihn in Mitten seiner Teamkollegen zeigen, nimmt er immer noch eine exponierte Stellung ein. Er ist das Gesicht dieser Mannschaft, das Gesicht dieser WM. Dem Druck, den ganz Brasilien auf die Schultern seines Stars geladen hat, scheint der 22-Jährigen gewachsen zu sein.

Seine zwei Tore und der starke Oscar kaschierten zum Auftakt vieles. Die Schwächen auf den Außenbahnen, über die Kroatien vor allem in der ersten Hälfte mehrmals zu Chancen kam. Und einen Elfmeterpfiff, der den Verschwörungstheoretikern in die Karten spielte. Ein frühes Ausscheiden Brasiliens wäre naturgemäß nicht nur für das Gastgeberland und viele neutrale Zuschauer bitter, sondern auch ein Fiasko für die FIFA, weil ein beträchtliches Risiko für den Erfolg der WM. Kroatiens Coach Niko Kovac fand deutliche Worte und selbst die Kollegen vom brasilianischen Fernsehen mussten eingestehen, dass das vermeintliche Foul an Fred ein Geschenk des japanischen Unparteiischen war.

Letztlich war es ihnen aber herzlich egal, Start geglückt, Mund abputzen, weitermachen. Die ganz große Euphorie frei nach dem Mott "wir sind schon so gut wie Weltmeister" wollte nach dem Auftritt gegen die Kockasti zwar nicht aufkommen, aber es war ein Anfang. Und wenn am Ende immer noch Neymar das Gesicht der WM ist, dann redet ohnehin niemand mehr über das Eröffnungsspiel, denn dann ist die Chance groß, dass er mit dem Pokal in Händen von jeder Häuserwand lacht.