Das Land der begrenzten Möglichkeiten

Das Land der begrenzten Möglichkeiten

 

Ok, Brasilien ist groß. Ziemlich groß sogar.

Aber 46 Stunden sollten doch ausreichen, um von Nord nach Süd zu kommen – vermeintlich.

Zur Erklärung: Das System der FIFA für Medienvertreter sieht vor, dass man sich für jedes Spiel einzeln bewerben muss.

Für Spiele in der K.o-Phase der Weltmeisterschaft ist dies erst möglich, wenn die beiden Teams, die das Spiel bestreiten, feststehen. Das bringt mit sich, dass Planungen sehr kurzfristig erfolgen müssen.

So wurden die Bestätigungen für Tickets für das erste Halbfinale zwischen Brasilien und Deutschland am Sonntagabend um 19 Uhr verschickt – 46 Stunden vor Anpfiff.

Da die Partie in Belo Horizonte ausgetragen wird, ist der Weg von meinem aktuellen Standort Fortaleza nicht gerade der kürzeste. 2.300 Kilometer trennen die beiden Spielorte, rund 33 Stunden würde es benötigen, um sich auf den brasilianischen Straßen gen Süden zu bewegen.

Mit dem Flugzeug bewältigt man die Strecke in knapp drei Stunden, sofern ein Direktflug verfügbar ist. In diesen Tagen ist das allerdings nicht der Fall.

46 Stunden Zeit, das WM-Halbfinale Brasilien-Deutschland so nah und doch so fern, denn ein Platz in einem Flieger, der rechtzeitig in Belo Horizonte ankommt war einfach nicht vorhanden, der Besuch der Partie damit unmöglich.

Nun muss man zum einen die katastrophal knapp bemessene Planung der FIFA kritisieren, zum anderen muss man aber auch hinterfragen, ob die Fluggesellschaften für den Mega-Event WM wirklich gerüstet sind.

Am Flughafen von Fortaleza herrscht nämlich schon seit Tagen Chaos. Die portugiesische TAP, die zwischen Lissabon und Fortaleza verkehrt, musste ukrainische Maschinen anmieten, um ihre völlig überbuchten Flüge zu bewältigen.

Dass sich der Großteil der Passagiere weigert, die Flieger, die technisch nicht auf dem letzten Stand sind und nur dank einer Ausnahmegenehmigung in Mitteleuropa landen dürfen, zu betreten, ist dabei eine nicht ganz unwichtige Randnotiz.