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"Wir müssen ein gezieltes Risiko gehen"

Die Wichtigkeit eines Spiels von Red Bull Salzburg erkennt man auch an der Anwesenheit von Sportdirektor Ralf Rangnick bei der Abschluss-Pressekonferenz.

Bislang zum letzten Mal vor einem internationalen Spiel war das beim Hinspiel im Champions-League-Playoff gegen Malmö der Fall, das 2:1 gewonnen werden konnte.

Es reichte bekanntlich am Ende nicht für die Königsklasse, am Donnerstag würde dieses Ergebnis im Rückspiel des Europa-League-Sechzehntelfinals gegen Villarreal Verlängerung bedeuten.

Das Spiel des jungen Jahres

Für Martin Hinteregger ist es schon im Februar das "Spiel des Jahres", klar ist zumindest, dass es die wichtigste Partie im noch jungen Jahr 2015 sein wird. Salzburg will wie im Vorjahr das Achtelfinale der Europa League erreichen.

„Dafür müssen wir fast alles richtig machen“, weiß der Noch-Doppelsportdirektor, der in Leipzig zuletzt den Aufstieg abhakte, um die Schwere der Aufgabe.

„Wir müssen das eine Tor erst einmal schießen und gegen so einen Gegner auch erst einmal die Null halten. Dafür brauchen wir Spieler mindestens in Normalform und einige in Topform. Beim Hinspiel war das Gefälle zu groß“, so Rangnick weiter.

Braucht mehr als Normalform

Sein Trainer Adi Hütter widerspricht seinem Vorgesetzten freilich nicht. „Wir müssen in absoluter Topverfassung sein, um diesen Gegner zu bezwingen.“

„Wir haben das Hinspiel zerlegt. Es gibt einen klaren Plan für das Team“, sagt der Vorarlberger, der hofft, dass die Fans eine gewichtige Rolle spielen werden. „Die Chance lebt, das ist das Wichtigste. Der Funke soll von der ersten Minute an von der Mannschaft auf die Fans überspringen.“

24.000 Karten sind abgesetzt, ausverkauft wird es wohl nicht, aber „sehr voll“, wie Rangnick weiß.

„Es kommen keine Fans aus Villarrreal, also werden wir eine absolute Heimspiel-Atmosphäre haben. Dann liegt es an uns“, hofft der Deutsche auf zusätzlichen Schwung durch den Heimvorteil.

 
Wer ersetzt Leitgeb?
 
Was die Aufstellung betrifft, wird der Trainer gegenüber dem Hinspiel nicht nur auf Stefan Ilsanker (gesperrt), sondern auch auf Christoph Leitgeb verzichten müssen.

„Christoph ist mehr als fraglich, man kann davon ausgehen, dass er nicht spielen wird“, so der Coach, der Alternativen im Kopf hat. „Wir haben Lösungen, die ich aber jetzt nicht verraten will."

Variante 1: Andre Ramalho wird ins defensive Mittelfeld vorgezogen und Duje Caleta-Car , zuletzt in Ried beim 2:2 vor beiden Gegentoren maßgeblich beteiligt, spielt Innenverteidiger.

Variante 2: Ramalho bleibt in der Innenverteidigung und Valon Berisha oder Konrad Laimer spielen neben Naby Keita. Das wären allerdings jeweils zwei offensivere Sechser.

Für die erste Variante spricht, dass Ramalho die bessere Absicherung für das so starke Konterspiel der Spanier wäre. Caleta-Car ist auf der anderen Seite unerfahren und war zuletzt eben fehlerhaft.

„Jeder Spieler im Kader hat die Qualität zu spielen. Ich werde mir überhaupt nicht in die Karten blicken lassen“, so Hütter, der wohl auch auf Takumi Minamino (Adduktoren) verzichten muss.

„Wir müssen konsequent sein“

Ein 1:0 würde Salzburg schon zum Aufstieg reichen, Geduld lässt sich allerdings nur schwer mit dem gepflegten Spielstil vereinen. Konsequenz heißt das Motto vor dem Rückspiel.

„Man hat es gesehen, wenn wir das Attackieren gut gemacht haben, dann hatten sie Probleme. Wenn wir es halbherzig gemacht haben, dann haben sie uns mit Verlagerungen ausgespielt. Wir müssen konsequent sein und die Chancen im Keim ersticken. Das wird entscheidend sein. Wir dürfen sie nicht ins Spiel kommen lassen“, sagt etwa Christian Schwegler.

Hütter hofft auf die erste internationale Heimspiel-Null seit Qarabag im Sommer (2:0): „Es ist fast unmöglich, dass Villarreal keine Torchance haben wird. Wir werden es versuchen, aber das Allerwichtigste wird sein, sich gegen jeden Angriff mit voller Entschlossenheit zu wehren.“

„Einen klaren Stil“

Die zwei Schlüsselspieler, Denis Cheryshev und Luciano Vietto, durfte Salzburg bereits im Hinspiel zur Genüge kennenlernen. „Das sind die zwei besonderen Spieler, die im Konter auch Villarreals Schlüssel sind“, hält Hütter fest.

„Wir müssen gezieltes Risiko gehen. Wir dürfen nicht blindlings in Konter laufen und müssen die Initiative ergreifen. Das Spiel gegen den Ball muss besser sein und wir müssen die Zweikämpfe gewinnen. Wir haben 90 Minuten Zeit, das Ergebnis für uns zu gestalten, müssen aber in jeder Phase hellwach sein, denn bei einem Gegentor wird es schwieriger.“

Die Marschroute Hütters ist also klar. „Villarreal ist sehr kompakt und kommt bei Ballverlust schnell hinter den Ball. Deswegen müssen auch wir beim Spiel nach vorne mit hohem Tempo agieren und zügig abschließen. Wir dürfen der Mannschaft nicht etwas von hier und etwas von da mitgeben. Es gibt einen klaren Stil, den wir morgen zeigen wollen. Wenn alle bereit sind, an die Leistungsgrenze zu gehen, entscheiden Kleinigkeiten.“

Gemeinsam verteidigen

Villarreal dürfte exakt wie im Hinspiel auftreten, außer Innenverteidiger Victor Ruiz kann wegen seinen Rückenschmerzen nicht spielen. Dann stehen Jose Dorado oder Eric Bailly bereit.

Wer auch immer bei Salzburg verteidigt, wird das nicht alleine tun. Das geht gegen die Offensive des Tabellen-Sechsten in La Liga auch nicht.

„Wir müssen uns da gegenseitig unterstützen. Es ist schwierig, jedes eins gegen eins gegen solche Spieler zu gewinnen. Da müssen wir uns als Mannschaft steigern, solche Spieler auszuschalten“, sagt Schwegler, der auf seiner rechten Seite wiederum das „Vergnügen“ mit Cheryshev haben wird.

Sich offensiv einzuschalten wird wie im Hinspiel auch schwierig. „Es ist spielabhängig, vielleicht ergeben sich schon mehr Möglichkeiten als im Hinspiel, aber Villarreal lauert einfach auf Konter. Es bringt nichts, die Verteidigung zu entblößen. Ich bin in erster Linie Verteidiger.“

Es soll 90 Minuten Power-Fußball mit hoher Intensität und aller Konsequenz werden. Vielleicht werden es auch 120 Minuten. Und vielleicht auch mit Elferschießen. Noch wurde es nicht trainiert.

„Dafür haben wir ja noch die Gelegenheit, aber das ist im Training anders als im Spiel“, spricht Hütter aus eigener Erfahrung.

Das einzige Elferschießen in der Red-Bull-Ära gab es bislang in Maria Lankowitz im Cup. Im Salzburger Idealfall kommt es gar nicht so weit und man entscheidet das Duell früher für sich.

 

Bernhard Kastler