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Quehenberger: "Mateschitz ist der moderne Mozart"

Quehenberger:

Schön langsam neigt sich das Salzburger Jubiläums-Jahr zu Ende.

Vor 20 Jahren schaffte es SV Austria Salzburg sensationell ins UEFA-Cup-Finale, in dem man sich Inter Mailand in Hin- und Rückspiel in Wien und Italien jeweils 0:1 geschlagen geben musste.

Ebenfalls in diesem Jahr wurden die Violetten aus der Mozartstadt erstmals Meister und schafften es – im Gegensatz zu diesem Jahr – (beim ersten Anlauf) in die Gruppenphase der Champions League.

Damals in der Champions League

In der Gruppe D zogen Hütter und Co. gegen Ajax Amsterdam und AC Milan nur knapp den Kürzeren, schieden nach dem Skandalspiel von Mailand (Tormann Otto Konrad wurde von einer Flasche getroffen, das 0:3 blieb für Salzburg) mit gleich vielen Punkten wie die Italiener als Dritter vor AEK Athen aus.

Das absolute Highlight in der Präsidenten-Ära von Rudolf Quehenberger, der dem Verein 20 Jahre (mit kurzer Unterbrechung) vorstand, ehe er den Klub an Dietrich Mateschitz übergab. 2015 jährt sich diese Entscheidung zum zehnten Mal.

"Red Bull ist ein Segen“, hält der frühere Spediteur bei LAOLA1 fest.

„Es ist nicht nur ein Segen für Salzburg, sondern für Österreich. Was Herr Mateschitz hierzulande investiert, da können wir alle nur dankbar sein. Für mich ist er der moderne Mozart, es ist unbeschreiblich, was er für die Allgemeinheit leistet und Arbeitsplätze schafft“, setzt der 73-Jährige zum Loblied an.

Als Ehrenpräsident weiter an Bord

Als Ehrenpräsident ist Quehenberger freilich nach wie vor dem Klub sehr verbunden und reist auch bei den Europacup-Trips stets mit, wie etwa nun nach Glasgow zum Salzburger Gruppenphase-Highlight der Europa League bei Celtic.

Red Bull übernahm 2005 die Salzburg Sport AG und damit den Fußballbetrieb des Salzburger Bundesligisten, der die damalige Saison als Neunter vor dem später lizenzlosen SW Bregenz beendete.

Am 6. April wurde die Vereinbarung, die in der Folge große Wellen schlug, getroffen.

Dahingehend wurde auch stets über die finanziell angespannte Lage bei der damaligen Austria diskutiert.

"Ohne Red Bull gäbe es uns auch noch"

Quehenberger entgegnet diesbezüglich: „Ohne Red Bull gäbe es uns auch noch. Ich hatte immer so viel Geld, dass ich den Klub hätte weiterführen können. Es wäre so weitergegangen, aber nie in der Form wie mit Red Bull. Dann wären wir vielleicht wie Sturm, Austria oder Rapid. Aber da hätte ich keine Bedenken gehabt.“

So mischt Salzburg stets an der heimischen Tabellenspitze mit und auch in Europa - wenngleich es bislang nur für die Europa League gereicht hat. Dieser Bewerb hat sich aber zum Liebling der "Bullen" entwickelt.   

Im legendären Celtic Park spielt man am vorletzten Spieltag um den Gruppensieg, der Aufstieg wurde schon beim fulminanten 5:1 in Zagreb erledigt. Kein Team hat bislang öfter getroffen (13), Kapitän Jonatan Soriano schickt sich als Erster der Torschützenliste (5 Tore) an, seinen Titel aus dem Vorjahr zu verteidigen.

"Er ist ein Genie"

Doch nicht jeder österreichische Fußball-Fan drückt am Donnerstag den "Bullen" die Daumen, bei vielen stößt Red Bull auch im zehnten Jahr auf wenig Gegenliebe.

"Ich glaube schon, dass der Österreicher weiß, was der Herr Mateschitz macht. Es gibt immer wieder Nörgler, aber was soll man bei ihm nörgeln, wenn du an Spielberg oder an Fußball denkst? Er ist ein Genie", fehlt Quehenberger diesbezüglich die Substanz für Kritik.

Dabei spielt der führere Klubchef auf die Ausschreitungen Ende September im Cup in Vöcklabruck an, nachdem Sturm Graz Austria Salzburg eliminieren konnte.

Offenkundig wurden Erinnerungen wach.

"Ich habe damals für diese dummen Fans so viele hunderttausende Schilling bezahlen müssen. Strafen, die ich alle von meinem Geld bezahlt habe. Ich bin froh, dass diese Menschen weg sind von uns. Es waren immer schon ein paar depperte Menschen, die den Fußball verwenden, um Unruhe zu stiften."

Austria Salzburg musste für das Spiel gegen Sturm ausweichen, die eigentliche Heimstätte wird erst noch entsprechend adaptiert. 

"Das ist für mich nicht nachvollziehbar"

Der Stadtsenat hatte ebenfalls im September den Ausbau der Spielstätte im Stadtteil Maxglan beschlossen. Kostenpunkt: 1,16 Millionen Euro, den Restbetrag (100.000 Euro) bringt die Austria durch eine Spendenaktion selbst auf.

"Dass ein Klub nach sieben Jahren so viel Geld bekommt, ist für mich nicht nachvollziehbar. Ich habe jahrelang gewartet, bis das Stadion gebaut wurde. Für mich ist das nicht nachvollziehbar, es gibt ja noch genügend andere Klubs in Salzburg", ärgert Quehenberger die Unverhältnismäßigkeit und richtet dahingehend einen Appell.

„Die sportliche Leistung von Austria Salzburg neu ist ganz toll. Aber sie müssen das Umfeld so gestalten, dass diese Blödheiten aufhören. Ich hätte ihnen die Million Euro nicht gegeben, obwohl ich Sportfan bin.“

2015 könnte Austria Salzburg im Profifußball spielen. Ausgerechnet zehn Jahre, nachdem Quehenberger an Red Bull übergab.

 

Bernhard Kastler

In Deutschland verhält es sich bei RB Leipzig ähnlich, nach dem Aufstieg in die zweite Bundesliga und damit endgültig ins Rampenlicht gibt es viele Proteste.

"Das sind so Dinge, die ich nicht verstehe. Denn es gibt genügend Mäzene, die für den Fußball etwas tun. Beispielsweise Bayer. Das sehe ich gelassen."

Lob und Tadel für Austria Salzburg

Gelassen sieht auch Quehenberger einem möglichen Aufstieg von Austria Salzburg in die zweite österreichische Liga entgegen. Zumindest aus sportlicher Sicht.

"Austria Salzburg neu hat mit unserer Vergangenheit nichts zu tun. Ich finde, dass sie toll arbeiten. Nur die Fans von Austria Salzburg neu, die sind zum Schmeißen."