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"Das wird im Rückspiel noch ziemlich heiß"

"Jedes Mal der gleiche Scheiß."

Dominik Wydra sprach nach dem Schlusspfiff im Sonera-Stadion von Helsinki gegenüber LAOLA1 vielen aus der Seele.

Während sich andere in Ausflüchte stürzten, versuchte der 20-jährige Mittelfeldspieler nach dem 1:2 im Hinspiel des Europa-League-Playoffs gegen HJK Klartext zu reden.

"Wir hauen uns mit unnötigen Toren oder roten Karten immer die Leistung zusammen. Das kann einfach nicht so weitergehen."

Spieler und Trainer hin- und hergerissen

Was war passiert? Rapid dominierte wie schon in der Bundesliga das Geschehen, zumindest was Ballbesitz betraf.

Allerdings wurde einmal mehr darauf vergessen, Großchancen herauszuspielen.

Trainer Zoran Barisic nahm mit Brian Behrendt für Thanos Petsos und Stefan Schwab für Florian Kainz zwei Änderungen vor, die auch nicht mehr Wirkung zeigten, als die Variante in den vorangegangenen Spielen.

Am Ende waren alle Beteiligten wieder einmal hin- und hergerissen. Auf der einen Seite ließ man den Ball laufen, auf der anderen wurde man kaum gefährlich und fing sich noch dazu zwei unglückliche Gegentore ein.

"Nicht davon ausgegangen, Aufstieg perfekt zu machen"

"Wir sind nicht davon ausgegangen, dass wir den Aufstieg schon im Hinspiel perfekt machen", merkte Barisic an.

"Insgesamt bin ich mit der Leistung nicht unzufrieden. Und das Ergebnis eröffnet uns alle Chancen, in die Gruppenphase einzuziehen."

Dank dem Auswärtstreffer von Louis Schaub, der allerdings aus einer sehenswerten Einzelaktion resultierte und nicht im Verbund herausgespielt wurde.

Der Torschütze selbst war jedoch geknickt, nachdem man die Führung so leichtfertig wieder aus der Hand gab. "Über das Tor kann ich mich nicht wirklich freuen."

Nervosität ließ das Spiel kippen

Viel mehr versuchte der Offensivspieler wie seine Kollegen, eine Antwort darauf zu finden, warum man sich kaum Chancen erspielte.

"Das ist schwierig zu erklären. Wenn ein Gegner so hinten drin steht, ergeben sich natürlich nicht viele Lücken. Wir probieren diese Lücken aufzureißen, was uns nicht hundertprozentig gelungen ist. Aber das machen wir im Rückspiel besser."

Das erste Gegentor kassierten die Grün-Weißen laut Kapitän Steffen Hofmann durch einen "Sonntagsschuss", ausgerechnet als Christopher Dibon verletzt behandelt wurde. Das zweite nach einer unglücklichen Verkettung und einem mehrmals abgefälschten Tor-Versuch.

"Nach dem Ausgleich waren wir viel zu nervös und hastig", wusste auch der Chefbetreuer, warum das Spiel zugunsten der Finnen kippte.

Überraschender Sieg war Heikkinen unangenehm

Diese Wende kam selbst für den ehemaligen Rapidler im Dienste des Gegners, Markus Heikkinen, überraschend.

"Nach den ersten 60 Minuten habe ich nicht an einen Sieg gedacht. Rapid hat viel besser gespielt als wir. Wir haben viele Probleme mit unserem Passspiel gehabt. Wenn Rapid Druck gemacht hat, haben wir zu viele Fehler gemacht."

Zurück ins Spiel kam HJK Helsinki nur dadurch, da Rapid nach dem Traumtor von Lod in alte Muster verfiel und den Gegner wieder zum Leben erweckte.

So sehr sich Heikkinen über die Begrüßung der Rapid-Fans und einen Banner mit der finnischen Aufschrift "Markus Heikkinen - einer von uns" freute, umso unangenehmer war ihm sichtlich der überraschende Sieg.

"Sonst haben wir gegen Rapid keine Chance"

Selbst bei der Frage nach der Aufstiegschance stapelte der 35-jährige Abwehrrecke tief und schob Rapid die Favoritenrolle zu.

"An einem sehr guten Tag, wenn Rapid einen nicht ganz so guten erwischt, vielleicht. Aber sonst haben wir keine Chance. Rapid ist ganz stark zu Hause, was ich mich erinnern kann."

Von der aktuellen Saison, musste er zugeben, hat er noch nicht viel mitbekommen. Denn bisher erfüllten die Wiener auch vor eigenem Publikum ihre Gegner nicht unbedingt mit Schrecken.

Fehlende Durchschlagskraft war das eine Manko, fehlendes Glück das andere.

Glaube an den Aufstieg ist vorhanden

Torhüter Jan Novota stimmte Durchhalteparolen an. "Im Moment müssen wir einfach noch mehr arbeiten, um genau dieses Glück zurückzuholen."

Am besten schon im Wiener Derby, im Europa-League-Playoff geht es dann kommenden Donnerstag um alles oder nichts.

Obwohl den Spielern der Ärger über die unnötige Niederlage anzusehen war, blickt man dem Rückspiel positiv entgegen.

"Vielleicht merkt man es mir jetzt nicht an, aber ich bin zuversichtlich, dass wir den Aufstieg schaffen", meinte Wydra.

Auch Barisic spricht von einer vielversprechenden Ausgangsposition ("Das wird im Rückspiel noch ziemlich heiß"), wird aber nicht müde zu betonen: "Für mich war das definitiv ein Fortschritt. Wir haben die Herausforderung auf Kunstrasen angenommen und einen Gegner auf Augenhöhe ganz klar dominiert. Ich bin weit davon entfernt, alles so negativ zu sehen. Dafür fehlt mir jegliches Verständnis."


Aus Helsinki berichtet Alexander Karper