Der SK Rapid Wien überwintert erstmals seit 20 Jahren wieder im Europacup.
Der österreichische Vizemeister besiegte am Donnerstag im vierten Spiel der Europa-League-Gruppe E Viktoria Pilsen 2:1 und steht damit als Aufsteiger in die K.o.-Phase fest.
Matchwinner für die Hütteldorfer war Philipp Schobesberger, der in der 13. und - auf höchst kuriose Art und Weise - in der 77. Minute traf.
Pilsen verlor als aktiveres Team
In einer Partie, die über weite Strecken von der Heimmannschaft bestimmt wurde, legte Rapid wie heuer schon öfters in einem europäischen Bewerbsspiel eine brutale Effizienz an den Tag.
Schobesberger verwandelte die erste Chance zur Führung, danach waren die Hütteldorfer die meiste Zeit über offensiv abgemeldet. Der Ausgleich in der 71. Minute durch Joker Jan Holenda hatte sich schon lange vorher abgezeichnet.
Doch aus dem Nichts erzielte Schobesberger in der Rapid-Viertelstunde im Fallen den Siegestreffer.
Die Führung mit dem ersten Angriff
Rapid begann ohne Überraschungen in der Startelf. Schobesberger bekam im offensiven Mittelfeld wieder den Vorzug gegenüber dem zuletzt angeschlagenen Louis Schaub, der auf der Bank Platz nahm. Die linke Abwehrseite war das Revier von Stefan Stangl.
Ansonsten schickte Trainer Zoran Barisisc die gleichen Spieler auf den Rasen wie beim 2:1 am vergangenen Samstag in der Meisterschaft gegen Sturm Graz.
Pilsen, das mit Blick auf die Tabellensituation einen Sieg brauchte, hatte schon in den ersten zehn Minuten mehr vom Spiel.
Zum Glück von Rapid kam der berühmte letzte Pass jedoch nicht, der tschechische Meister agierte aber auch etwas zu umständlich.
Die Wiener erwischten offensiv hingegen einen Traumstart: Nach zwölf Minuten bediente der in der Mitte vollkommen unbedrängte Florian Kainz Schobesberger mit einem tiefen Pass ideal, der Oberösterreicher ließ Pilsen-Goalie Matus Kozacik keine Chance.
Holenda deutete seine Gefährlichkeit in der 71. Minute zunächst mit einem Kopfball an die Stange an. Sekunden später stand er am Fünfer goldrichtig und brauchte nur noch einzuschieben.
Nach einem perfekten Lochpass von Schwab sprintete Schobesberger kurz darauf wie in der ersten Hälfte alleine aufs Tor zu. Bevor er einen regulären Schuss zustande brachte, rutschte der 21-Jährige allerdings aus und fiel mit dem linken Fuß auf den Ball. Der kullerte daraufhin am verdutzten Kozacik vorbei ins Tor.
In der Schlussphase warf Viktoria noch einmal alles nach vorne. Die Österreicher brachten den Vorsprung allerdings mit Ach und Krach über die Zeit, wobei Schobesberger dem 3:1 zweimal noch recht nahe war.
Bei seinen zwei Chancen in der Nachspielzeit (92./Stange, 94.) hatte der Blondschopf diesmal allerdings Pech.
Rapid ist damit auch nach vier Spielen in der Europa League noch ohne Punktverlust.
Stimmen:
Zoran Barisic: "Mir fehlen die Worte. Ich bin überglücklich und sehr stolz, dass ich ein kleiner Teil davon sein kann. Die Mannschaft macht Spaß. Jeder ist über seine Grenzen gegangen, physisch und mental. Wir hatten einige angeschlagene Spieler in unseren Reihen, von denen die Öffentlichkeit nichts gewusst hat. Wir sind überglücklich, dass wir vier Siege einfahren konnten. In der zweiten Halbzeit haben wir gewusst, dass uns Räume zu Verfügung stehen werden, und wir haben einige Torchancen gehabt. An der Effizienz werden wir weiterhin arbeiten."
Philipp Schobesberger (zweifacher Rapid-Torschütze): "Ich wollte eigentlich rechts vorbeigehen, bin dann aber ausgerutscht. Irgendwie ist der Ball dann vom linken Fuß ins Tor gegangen. Es ist egal, wie er reingeht. Die Partie war sehr, sehr intensiv. Wir sind teilweise sehr tief gestanden. Der Gegner hat alles getan, um uns hinten reinzudrücken. Ich habe am Anfang etwas gebraucht, bis ich in die Saison reinkomme, aber jetzt bin ich gut drin. Ich bin froh, dass ich der Mannschaft jetzt wieder mit Toren helfen kann."
Steffen Hofmann (Rapid-Kapitän): "Es ist wunderschön, vor allem nach vier Spieltagen. Damit war nicht zu rechnen. Ich war gestern schon angeschlagen und habe versucht, so lange wie möglich durchzuhalten. Es ist wunderschön, dass wir weitergekommen sind. Es war ein schwieriges Spiel für uns. Wir haben ein super Ende gehabt. Wir hätten im Konter noch mehr Tore machen können, aber wir sind sehr glücklich."
Stefan Schwab (Rapid-Mittelfeldspieler): "Das hätte keiner geglaubt. Wir haben acht Spiele international gemacht und nur eines verloren. Und die Gegner waren alles keine Nasenbohrer. Das zeigt schon von Klasse. Sie haben viel Druck gemacht, wir haben aber gute Konter gefahren. Das ist das Karriere-Highlight für fast jeden Spieler von uns. Wir müssen das heute natürlich ein bisschen genießen. Ich glaube, da kann ganz Österreich auf uns stolz sein."
Karel Krejci (Pilsen-Trainer): "Uns hat die Qualität und Effizienz im Angriff gefehlt. Und wir haben nach hinten Probleme gehabt und dem Gegner immer wieder Konter ermöglicht. Die Situation ist jetzt nicht gut für uns. Die Qualität von Villarreal und Rapid war besser. Die bessere Form hat entschieden. Die Spiele gegen Rapid sind durch Fehler von uns entschieden worden."
Europa League/Gruppe E/4. Runde:
Viktoria Pilsen - SK Rapid Wien 1:2 (0:1)
Pilsen, Doosan Arena, 11.691, SR Luca Banti (ITA)
Torfolge:
0:1 (13.) Schobesberger
1:1 (71.) Holenda
2:1 (77.) Schobesberger
Pilsen: Kozacik - Rajtoral (81. Mahmutovic), Hejda, Prochazka, Limbersky - Horava, Hrosovsky - Petrzela (63. Kopic), Kolar (70. Holenda), Kovarik - Duris
Rapid: Novota - Pavelic, Sonnleitner, Dibon (67. M. Hofmann), Stangl - Petsos, Schwab - Schobesberger, S. Hofmann (51. Grahovac), F. Kainz - Prosenik (79. Jelic)
Gelbe Karten: Limbersky, Horava bzw. Dibon
Die Besten: Kovarik, Hrosovsky bzw. Schobesberger, Petsos
Hofmann musste verletzt raus
In der 23. Minute hätte Schobesberger bei einer Fast-Kopie dieser Szene eigentlich das 2:0 machen müssen, verfehlte das Tor jedoch hauchdünn. Passgeber war diesmal Stefan Schwab.
In der Defensive lieferte Rapid aber weiterhin keine souveräne Vorstellung ab. Gegen den Volley von Tomas Horava (32.) wäre Jan Novota im Rapid-Tor chancenlos gewesen. In der 38. Minute verfehlte Jan Kovarik das Ziel.
Die zweite Hälfte begann quasi mit einem Schock für Grün-Weiß, musste doch Steffen Hofmann nach fünf Minuten vom Platz. Für den Kapitän, der sich ohne Fremdeinwirkung verletzt haben dürfte, brachte Barisic Srdjan Grahovac.
Die Tschechen übernahmen nun immer mehr das Kommando und schnürten Rapid in der eigenen Hälfte regelrecht ein.
Pilsen | Rapid | |
---|---|---|
Ballbesitz | 67,7% | 32,3% |
Zweikämpfe | 54,5% | 46,5% |
Passquote | 84,8% | 70,7% |
Eckbälle | 8 | 1 |
Torschüsse | 18 | 10 |
Torschüsse außerhalb Strafraum | 8 | 4 |
Torschüsse innerhalb Strafraum | 10 | 6 |
Kopfballchancen | 3 | 0 |
Abseits | 2 | 0 |
Fouls | 8 | 10 |