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"Man kann jetzt wieder normal miteinander umgehen"

Die Chaos-Tage beim SK Sturm. Der letzte Auftritt vor heimischem Publikum im meisterlichen Jahr 2011 endete mit einer 1:3-Niederlage gegen AEK Athen.

Manche Beobachter wollten bereits im Vorfeld wissen, dass es der finale Auftritt von Franco Foda als Trainer in Graz-Liebenau war.

Ob der Deutsche wirklich schon während der Winterpause die Macht abgeben muss oder trotz der Ankündigung, seinen Vertrag nicht zu verlängern, wie geplant bis Sommer an Bord bleibt, werden die kommenden Wochen weisen.

Fakt ist jedoch, dass nach der medialen Schlammschlacht der vergangenen Tage Tauwetter zwischen dem 45-Jährigen und Präsident Gerald Stockenhuber zu spüren ist.

„Wie es unter Männern sein soll“

Foda berichtete von einem Vier-Augengespräch am Vorabend des Duells mit den Griechen: „Der Präsident und ich haben uns getroffen und viele Dinge ausgeräumt. Das lag mir auch sehr am Herzen. Vor drei Monaten war noch alles happy – wir sind Meister geworden, wären beinahe in die Gruppenphase der Champions League gekommen. Das sollte man alles nicht vergessen.“

„Wie es unter Männern sein soll, haben wir uns ausgesprochen. Deswegen kann man jetzt wieder normal miteinander umgehen“, erklärte der Meistermacher weiter. Stockenhuber selbst sprach von einem „Weihnachtsfrieden“.

Der Frage, ob nun gar eine unerwartete Kehrtwende, sprich neuerliche Gespräche über einen Verbleib bei Sturm, möglich sei, wich Foda nach kurzem Zögern aus:

„Ich habe immer gesagt, der Vertrag wird nicht verlängert, aber ich habe nie gesagt, dass ich zu 100 Prozent weg wäre. Aber darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht, denn ich war auf das Spiel gegen Athen fokussiert. Jetzt spielen wir gegen Ried, dann gehen wir auf Urlaub, den wir alle benötigen, und dann schauen wir weiter.“

Miserable Performance in den ersten 45 Minuten

Eine Überbrückung der vertraglichen und atmosphärischen Differenzen käme nach den Geschehnissen seit Fodas Abschieds-Ankündigung am Sonntag überraschend. Wie auch immer: Auf Sturm wartet eine spannende Winterpause.

Letztlich war auch diese Begegnung bezeichnend für Sturms Europacup-Herbst. Foda ortete in allen Spielen gute Phasen, schränkte aber ehrlich ein: „In den entscheidenden Phasen war gegen alle Mannschaften ein Qualitätsunterschied zu erkennen, deswegen haben wir leider nur drei Punkte geholt.“

Wie lange währt der Frieden?

Wie nach beinahe jedem Kräftemessen im Laufe dieser Gruppenphase strich der Grazer Trainer die Unterschiede bezüglich Tempo, Technik, Dynamik und Chancenverwertung hervor. Von den anhaltenden personellen Problemen ganz zu schweigen.

Nach dem wichtigen Auswärtsspiel in Ried dürfen die Grazer den ersehnten Urlaub antreten. „Wir müssen schauen, dass wir im Frühjahr nach einer Erholungsphase und einer guten Vorbereitung wieder eine gute Rolle spielen. Wir haben in der Meisterschaft noch alle Möglichkeiten“, betont Foda.

Zumindest der Deutsche scheint entschlossen, aus dem Weihnachts- einen länger anhaltenden Frieden werden zu lassen…

Peter Altmann

Zumindest spannender, als was in den 90 Minuten gegen AEK auf dem Feld zu beobachten war. Durch das 1:3 gegen die Griechen scheiden die Grazer als Gruppenletzter aus der Europa League aus.

Verloren wurde die Partie bereits in den ersten 45 Minuten, in der die „Blackies“ eine miserable Performance ablieferten und sich einen 0:2-Rückstand einfingen:

„Die erste Halbzeit haben wir komplett verschlafen. Anfangs ging ein Kopfball der Griechen gleich an die Stange, das hat uns komplett verunsichert. Dann haben wir nicht mehr ins Spiel gefunden, haben sehr viele Abspielfehler gemacht, uns wenig zugetraut und uns hinten reindrücken lassen“, bedauerte Patrick Wolf.

„Extrem laute“ Kabinenpredigt

Darko Bodul ergänzte: „Das lag an der Konzentration, es war eine Kopffrage. In der Pause haben wir dann vom Trainer eine auf den Kopf gekriegt.“

In der Tat dürfte es die Kabinenpredigt Fodas in sich gehabt haben, wenn selbst der gestrenge Coach von einer unüberhörbaren Ansprache berichtet:

„Unverständlich, dass wir so in ein internationales Spiel reingehen. Dem einen oder anderen hat meines Erachtens die Einstellung gefehlt. In der Halbzeit war ich extrem laut, so laut wie lange nicht mehr. So darf man sich nicht präsentieren.“

„Nach so einer katastrophalen ersten Halbzeit muss der Trainer auch etwas sagen“, fand Wolf, „er hat uns aufgeweckt und gemeint, dass wir uns vor heimischem Publikum nicht so aus der Europa League verabschieden können. Das haben wir uns auch zu Herzen genommen.“

„Qualitätsunterschied in entscheidenden Phasen“

Die Kopfwäsche verfehlte ihre Wirkung nicht. Nach dem Seitenwechsel präsentierte sich Sturm wie ausgewechselt, plötzlich war Pfeffer in der Partie.

Nach dem Anschlusstreffer von Florian Kainz (59.) schien es sogar möglich, das Match zu drehen, ehe ein Sololauf von Klonaridis (77.) die schwarz-weißen Hoffnungen auf einen Punktgewinn zunichtemachten.

Wolf: „Nach dem 1:2 hatte ich das Gefühl, dass etwas drinnen ist, aber dann kriegst du so ein Tor, wo der Gegenspieler 70 Meter über den Platz läuft und ihn keiner attackiert.“