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"Ich weiß, dass man diesen Preis bezahlen muss"

Aller Anfang ist schwer.

Oder im Fall von Paulo Miranda sehr schwer. Der Brasilianer hat als Salzburger erst sieben Partien in den Beinen, doch nach diesen wurde der 27-Jährige von großen Teilen der Öffentlichkeit als Fehlkauf tituliert.

Das ist insofern nicht überraschend, als dass sich Miranda in den ersten Spielen einige kapitale Fehler leistete, die zu entscheidenden Gegentoren führten – in Mattersburg (1:2) oder in Malmö (0:3).

Der Innenverteidiger, der in Brasilien auch rechts spielte, kam im Sommer für 2,7 Millionen Euro Ablöse vom FC Sao Paulo und unterschrieb bis 2019.

Sportchef Christoph Freund sagte nach der Bekanntgabe der Verpflichtung: „Paulo ist genau der Spielertyp, nach dem wir gesucht haben und ein wichtiger Baustein für unsere Defensive. Wir haben uns schon lange Zeit mit ihm beschäftigt und wissen um seine Qualität.“

Miranda gibt Probleme mit dem Spielstil zu

Nun dürfte der 38-Jährige mit den bisher gezeigten Leistungen auch nicht sonderlich zufrieden sein, auch wenn der Grund dafür auf der Hand zu liegen scheint. Miranda hat Probleme mit dem Spielstil.

Das bestätigt dieser auch im Gespräch mit LAOLA1.

„Es ist logisch, dass es am Anfang bei einem Klub immer etwas schwierig ist, wenn man zu einer neuen Mannschaft kommt, wo auch ein neues System wartet, das man so noch nicht kennt.“

Miranda muss in Salzburg hoch verteidigen und deutlich mehr laufen. Das setzt ihm noch zu.

„Konkret geht es um das Spieltempo, das ich aus Brasilien nicht gewöhnt war. Ich bin bemüht, mich anzupassen, den Spielstil anzunehmen und ich denke, mit der Zeit werden es Automatismen.“

In der Ära Rangnick, die in Salzburg von 2012 bis 2015 andauerte, holten die „Bullen“ nur zwei Innenverteidiger – und das zu Beginn. Bei Isaac Vorsah und Rodnei kam das Verletzungspech hinzu.

In Rangnick-Ära keine Innenverteidiger geholt

Vorsah war mit den Rangnick’schen Ideen von Hoffenheim vertraut, Rodnei konnte in seinen wenigen Auftritten zeigen, dass er die Spielidee umsetzen kann.

Zudem holte Rangnick noch Asger Sörensen aus dem Nachwuchs von Midtjylland zu Liefering, wo er für Salzburg aufgebaut werden sollte, aber auch zumeist mit Verletzungspech zu kämpfen hatte.

Immer wieder gab es auf dieser Position Personalsorgen – auch eben wegen Verletzungen – doch Rangnick verzichtete auf Neue.

So musste etwa Stefan Ilsanker oftmals einspringen, wenn Martin Hinteregger oder Andre Ramalho nicht spielten. Duje Caleta-Car kam ebenfalls aus den eigenen Reihen.

Miranda kam direkt aus Brasilien, spielte vom Fleck weg und musste als Routinier Lehrgeld bezahlen.

Bei seiner eigentlich nicht so schlechten Leistung gegen Mattersburg passierte dem Neuzugang in der Nachspielzeit der folgenschwere Lapsus, den Alexander Ibser zum 2:1-Siegtreffer verwertete.

Vor allem der Sprung von Südamerika nach Europa ist traditionell einer, der ob der neuen Kultur eine notwendige Akklimatisierung erfordert.

Miranda war und ist sich dessen auch bewusst.

„Ich wusste, dass es nicht einfach werden würde, aber ich habe es in Kauf genommen und weiß, dass man diesen Preis bezahlen muss, wenn man im Ausland spielen und erfolgreich sein will.“

Kampfansage inkludiert. „Ich bin mir sicher, dass ich es schaffen werde, mich anzupassen und das zu verarbeiten, was neu für mich ist. So werde ich auf dem Platz bessere Leistungen bringen.“

Mehr Bereicherung als Problem

Neuer Klub, neuer Trainer, neue Kollegen – und das gilt nicht nur für den Brasilianer.

Der Salzburger Umbruch bedeutete auch eine neue Mannschaftsstruktur. Viele Sprachen werden in der Kabine gesprochen, das stellt laut Miranda aber kein Problem dar.

„Das ist auch eine Bereicherung. Mir hilft zudem ein Übersetzer und außerdem verstehen wir uns gut. Wir helfen uns zusätzlich mit Gesten. Und es hilft einem auch, wenn jemand auf dich zukommt und versucht, dir zu helfen. Mein absolutes Ziel ist aber natürlich Deutsch zu lernen“, schickt der Abwehrspieler hinterher.

Am Donnerstag sollte Martin Hinteregger nach Bauchmuskelzerrung zurückkehren. An seiner Seite werden Miranda oder Caleta-Car spielen.

„Martin bringt als Spieler stets seine Qualitäten auf den Platz, was auch für mich gut ist“, weiß der Brasilianer, was er am ÖFB-Teamspieler hat.

Vielleicht wird das im Laufe der Saison auch umgekehrt sein. Ein Innenverteidiger, der 93 Spiele für Sao Paulo in der höchsten brasilianischen Liga gespielt hat, dürfte eigentlich zu mehr fähig sein.

 

Bernhard Kastler

„Es ist natürlich auch eine körperliche Frage. Man wird müde, wenn man 90 Minuten viel läuft und das System und die Intensität so nicht gewöhnt ist“, gibt Miranda auch dieses Problem zu.

„Aber dafür trainiert man auch Woche für Woche, um dieses Level zu erreichen.“

Verständnis von Teamkollegen

Traditionell geht es für Salzburg aber in den ersten Wochen um viel, in dieser Saison etwa in der Champions-League-Qualifikation, die wie vor einem Jahr in Malmö (0:3) in die Binsen ging.

Miranda legte dabei das 0:3 mit einem fatalen Fehler auf. Dass das nicht spurlos vorüberging, davon berichtete Trainer Peter Zeidler: „Paulo ist ein gestandener Mann, dennoch weinte er in der Kabine.“

Es folgte eine notwendige Pause, die Miranda zu nutzen versuchte.

„Ich bin mir meines Fehlers (Malmö, Anm.) bewusst. Wir alle hatten den Traum, in der Champions League zu spielen. Aber ich bin ruhig geblieben, versuche aus der Ruhe heraus wieder Kraft zu tanken und hart zu arbeiten. Das ist auch die einzige Lösung, dass ich das Vertrauen des Trainers wieder gewinne und gut spiele.“

Seine Teamkollegen zeigen Verständnis für die bislang dürftigen Darbietungen. Andreas Ulmer meint etwa: „Es gibt genügend internationale Beispiele dafür, dass ein Neuzugang seine Zeit braucht.“