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Berger: "Ukraine wird extrem unterschätzt"

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Markus Berger ist überzeugt, dass Österreich am Freitag auf eine hochmotivierte ukrainische Nationalmannschaft treffen wird.

"Für die Ukraine ist dieses Match zehnmal wichtiger als für Österreich", sagte der Legionär von Tschornomorez Odessa vor dem Länderspiel in Innsbruck, das für die Ukraine die vorletzte Test-Möglichkeit vor der am 8. Juni beginnenden Heim-EM darstellt.

"In EM-Form"

Die Einstellung der Ukrainer werde wie bei einem Pflichtspiel sein.

"Die Ukraine möchte in EM-Form kommen. Teamchef Oleg Blochin wird seine Stammelf ausprobieren und diese taktisch perfekt einstellen", meinte Berger.

Auch bei der Wahl der Spielanlage dürfte man auf jene zurückgreifen, die dann bei der EURO den gewünschten Erfolg bringen soll. "Eher defensiv, aber im Konter sehr gefährlich."

Berger weiterhin kein Thema

Andrey Shevchenko ist nach wie vor das international bekannteste Gesicht der ukrainischen Auswahl. "Shevchenko ist alt, aber immer für ein Tor gut. Er ist durch und durch ein Patriot und möchte bei seiner ersten EM die hohen Erwartungen mit Toren erfüllen."

Liebend gerne würde Berger mit seinem Insider-Wissen über die Ukrainer Österreich helfen.

Doch der Salzburger, der bis zur U21 für die ÖFB-Auswahlen aktiv war, ist auch unter dem neuen Teamchef Marcel Koller kein Thema fürs A-Team.

Nationalteam als Team

Das war auch unter Kollers Vorgänger Dietmar Constantini so, obwohl Berger damals bei seinem portugiesischen Geldgeber Academica Coimbra Stammspieler und phasenweise sogar Kapitän war.

"Auch damals gab es keinen Kontakt. Sollte sich aber jemand bei mir melden, würde ich mich sehr freuen. Das Nationalteam ist nach wie vor ein großes Ziel von mir."

Unterschätzte Liga

Berger vertritt die Meinung, dass die Ukraine und die dortige Liga im restlichen Europa nach wie vor "extrem unterschätzt wird".

Und das, obwohl Shachtar Donezk seit Jahren Stammgast in der Champions League ist und 2009 den UEFA Cup gewonnen hat. Und die Stärke von Metalist Charkiv haben die ÖFB-Klubs Austria Wien und Red Bull Salzburg ja in der vergangenen Saison hautnah erlebt.

In den insgesamt vier Partien der Europa League verloren die österreichischen Vertreter viermal und waren bei einem Torverhältnis von 3:14 völlig chancenlos.

Jeder Klub finanziell gesund

Für Berger steht fest, dass der Aufschwung der Ukraine erst begonnen hat.

"Die Ukraine ist extrem im Kommen, vor allem wirtschaftlich. Hier gibt es keine Wirtschaftskrise. Bei vielen Klubs der sogenannten großen europäischen Ligen werden drei, vier Monate keine Gehälter bezahlt. So etwas gibt es in der Ukraine nicht, jeder Klub ist finanziell gesund", berichtete der 27-Jährige.

"Das Miami der Ukraine"

Auch vom Alltag und Lebensstandard in seiner Wahlheimat kann Berger nur positiv erzählen.

"Ich habe mir ein sehr schönes Platzerl ausgesucht", sagte Berger über Odessa, die Hafenstadt am Schwarzen Meer mit rund einer Millionen Einwohnern.

"Odessa gilt nicht umsonst als Miami der Ukraine. Das ist eine traumhafte Stadt mit super Stränden."

Auf den Punkt gebracht

Berger ist - neben unzähligen Südamerikanern - aktuell der einzige deutschsprachige Legionär im ukrainischen Oberhaus. Deshalb war er auch bei deutschen Medien beliebter Ansprechpartner für die Ereignisse rund um den Umgang mit der gefallenen Revolutions-Ikone Julia Timoshenko.

Aufgrund einer Aussage in einem Interview mit Focus-Online in Richtung der deutschen Kanzlerin hatte Berger in Deutschland für Aufsehen gesorgt.

"Ob Angela Merkel jetzt zuschaut oder nicht, das interessiert dann in der Mehrheit, glaube ich, keinen", hatte Berger Ende April angesichts des EM-Boykotts von zahlreichen Politikern erklärt.

"Kein großes Thema"

Mittlerweile will sich Berger zu diesem Thema nicht mehr groß äußern, stellte aber klar:

"Die Menschenrechte müssen eingehalten werden, und auch die ärztliche Hilfe muss gewährleistet sein. Aber in der Ukraine ist der Fall Timoshenko kein großes Thema, das wird nur im restlichen Europa groß aufgebauscht."