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Torres: Trotz Dauerkritik zum nächsten Titel

Torres: Trotz Dauerkritik zum nächsten Titel

Er ist der aktuell erfolgreichste Fußballer der Welt.

Niemand außer ihm kann sich Europameister, Weltmeister und amtierender Champions-League-Sieger nennen.

Nichtsdestoweniger steht Fernando Torres quasi unter Dauer-Beschuss.

“Die Debatten werde ich nicht beenden können, selbst wenn ich den ganzen Tag rede”, erklärt der Chelsea-Legionär mit einem leichten Schmunzeln.

Hartes Jahr in blau

Der Stürmer weiß selbst, dass er ein “hartes und kompliziertes Jahr” hinter sich hat. Das Konfliktpotenzial der Mannschaft mit Andre Villas-Boas gepaart mit dem Absturz der “Blues” in der Premier League, der Trainerwechsel mitten in der Saison und auf persönlicher Ebene eine 26 Spiele oder 1541 Minuten währende Durststrecke sind nicht vergessen.

“Wir haben den FA Cup und die Champions League geholt. Ich glaube also, dass das Ende der Meisterschaft nicht so schlecht war”, resümiert “El Nino” dennoch zufrieden.

Die Abschlussbilanz von sechs Toren und vier Assists liest sich allerdings nicht besonders für den Angreifer, der nach weitläufiger Meinung einfach nicht zum Klub an der Stamford Bridge passt.

“Ich habe ein Gespräch mit den Eigentümern von Chelsea gehabt und diese haben mir ihr vollstes Vertrauen geschenkt. Das habe ich gebraucht, um weiter zu kämpfen und mich für die Mannschaft unersetzlich zu machen”, schließt Torres einen kolportierten Wechsel dezidiert aus.

“Glücklicher als beim ersten Mal”

So, wie der Spanier in London nicht mehr zur ersten Elf gehörte, erging es ihm auch im Nationalteam. Für das Freundschaftsspiel Ende Februar gegen Venezuela wurde er von Vicente del Bosque erstmals nicht nominiert.

Umso erleichterter war der 28-Jährige über den Anruf des Teamchefs vor wenigen Tagen: “Es waren nervenaufreibende Stunden, weil ich wusste, dass ich womöglich nicht dabei sein werde. Aber bereits aussortiert zu sein und dann zurückzukehren, ist der Wahnsinn. Ich bin glücklicher als beim ersten Mal.”

“Dass ich hier bin, bedeutet, der Trainer glaubt an meine Fähigkeiten und ich möchte ihm dieses Vertrauen zurückzahlen”, fügt der Angreifer hinzu.

“Ich fühle mich frisch, auch weil ich weniger Spiele in den Beinen als viele meiner Kameraden habe”, kann der Blondschopf seinem Teilzeit-Reservisten-Dasein doch noch Positives abgewinnen.

Ob dem Siegtorschützen des letzten EM-Finales auch 2012 eine entscheidende Rolle zukommen wird, wagt er nicht zu prophezeien, ans historische Triple – dem dritten Erfolg bei einem Großereignis in Folge – glaubt der Stürmer jedoch schon.

Gedanken an Österreich

“Ich habe die Bilder von 2008 noch im Kopf. Nach dem Elfmeterschießen gegen Italien sind uns Flügel gewachsen. Wir haben an den Triumph geglaubt und daran, dass sich das auch in den kommenden Turnieren wiederholen lässt”, beweist Torres, dass die Endrunde in Österreich und der Schweiz bei den Spaniern durchaus noch präsent ist und ergänzt:

“Wir wollen mehr gewinnen, sodass der Titel in Wien nicht unser letzter bei einer EM bleibt.”

Sollte den Iberern das wirklich gelingen, wären auch die Debatten um seine Person schnell wieder vergessen.


Christian Eberle aus dem Trainingslager der spanischen Nationalmannschaft

Des einen Freud...

Die Entscheidung “Pro Torres” hatte für del Bosque zugleich auch ein Nein gegenüber anderen Kandidaten für den Angriff, wie Roberto Soldado und Adrian, zufolge.

Unter den Fans hätten viele lieber den 17-Tore-Mann von Valencia beziehungsweise den 1:0-Torschützen beim Debüt gegen Serbien im Kader gesehen.

“Adrian und Roberto sind logischerweise traurig, aber hier dabei zu sein, ist allein schon eine Leistung”, versucht der "Auserwählte" den beiden weniger Glücklichen Mut zuzusprechen.

An Ungerechtigkeit oder einen Torres-Bonus glaubt er nicht: "Wir gehören alle zum Kader, weil wir es uns selbst verdient haben."

Ersatzmann Torres

Dem 91-fachen Teamspieler wird aufgrund der Ausfälle von David Villa und Carles Puyol nun eine besondere Funktion zukommen.

Auf der einen Seite ist er mit 27 Treffern aktueller Top-Torschütze der “Seleccion” und soll somit seinen etatmäßigen Sturmpartner (“Er ist unser Torjäger, hat uns zu zwei Titeln geschossen”) adäquat ersetzen, auf der anderen rückt er auch in der Teamhierarchie nach oben.

Hinter Iker Casillas, Xavi und Xabi Alonso hält der Frauenschwarm bei den viertmeisten Einsätzen, was ihn zum Ersatz-Kapitän macht.

“Puyol ist ein Anführer auf und abseits des Platzes. Sein Wort hat Gewicht. Aber ich als routinierter Spieler habe schon vor seiner Veretzung die Jungen mitunterstützt”, sieht er sich für die Rolle gewappnet.

In bester Verfassung

Für Torres scheint die EURO ohnehin zum besten Zeitpunkt zu kommen.

Anders als vor der WM 2010, als ihn eine lange Verletzung zurückwarf, wird er in Polen und der Ukraine auf der Höhe sein.