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Gruppe C: Achtung vor dem Altmeister

Gruppe C: Achtung vor dem Altmeister

Vor den ersten Gruppenspielen stellt LAOLA1 die Spielarten der einzelnen Mannschaften vor. Welche Systeme erwarten uns? Wo liegen die Stärken, wo die Schwächen? Und welche Spieler stehen bei ihren Teams besonders im Fokus?

Nach Gruppe A und Gruppe B und diesmal an der Reihe: Die Gruppe C mit dem Titel-Favorit Spanien, Italien, Kroatien und Irland:

Trotz schwacher Saison: Spielt Torres?

Spanien: Nächster Titel für Tiki-Taka?

Mögliche Aufstellung (4-2-3-1): Casillas (Real) – Arbeloa (Real), Ramos (Real), Pique (Barcelona), Jordi Alba (Valencia) – Xabi Alonso (Real), Busquets (Barcelona) – Iniesta (Barcelona), Xavi (Barcelona), Silva (ManCity) – Torres (Chelsea)

Zuletzt ein mageres 1:0 gegen China. Seit der WM Testspiel-Niederlagen gegen England (0:1), Italien (1:2), Portugal (0:4) und Argentinien (1:4). Dazu die Ausfälle von Puyol und Villa. Nichtsdestrotz bleibt Spanien der Top-Favorit auf den Titel. Vicente del Bosque hat an der Spielweise seit dem Titelgewinn in Südafrika grundsätzlich nicht viel geändert. Noch immer bestechen die Spanier durch Ballbesitz, Pressing und Tiki-Taka. Vor der Abwehr sorgen Alonso und Busquets für die richtige Balance zwischen Offensive und Defensive. Der Barcelona-Mittelfeldspieler lässt sich dabei immer wieder in die Abwehr zurückfallen, um den Außenverteidigern die Möglichkeit zu geben, weit aufzurücken. Vorne hat del Bosque mit den Edeljokern Mata, Fabregas und Co. eine Unmenge an Optionen. Die Kreativspieler rochieren wild umher und versuchen im Zentrum Überzahl herzustellen. Dabei müssen sie allerdings aufpassen, das Spielfeld nicht zu eng zu machen. Bei der WM war dies das größte Problem der Spanier. Mit Pedro und Jesus Navas hat del Bosque aber Flankenspieler auf der Bank, um dem entgegenzuwirken. Durch den Ausfall von Villa ist die Position im Sturmzentrum vakant. Mit Torres, Llorente und Negredo streiten sich drei Angreifer um den Platz. Eventuell versucht es del Bosque auch noch einmal mit einer falschen Neun. Mit Fabregas oder Silva hätte er die richtigen Leute dafür, bisherige Experimente gingen aber schief. Letztlich können die Spanier aufgrund ihrer überragenden Qualität im Mittelfeld nur an sich selbst scheitern.

Pirlo ist die zentrale Figur

Italien: Prandellis attraktives Konzept

Mögliche Aufstellung (4-3-1-2): Buffon (Juventus) – Maggio (Napoli), Bonucci (Juventus), Chiellini (Juventus), Balzaretti (Palermo) – De Rossi (Roma), Pirlo (Juventus), Marchisio (Juventus) – Montolivo (Fiorentina) – Cassano (Milan), Balotelli (ManCity)

Nach dem unrühmlichen WM-Aus 2010 löste Cesare Prandelli Marcello Lippi als italienischen Teamchef ab. Der ehemalige Fiorentina-Coach legte sich nach einigen Spielen auf ein 4-3-1-2-System fest. Pirlo ist dabei wie bei Juventus der zentrale Taktgeber. Als tiefster der vier Spieler der Mittelfeld-Raute verteilt der 33-Jährige aus dem Raum vor der Abwehr die Bälle. Flankiert wird er von Marchisio und de Rossi. Beide sorgen sowohl für Zweikampfstärke, als auch für Dynamik im Spiel nach vorne. Auf der Zehn agiert mit Montolivo ein Lieblingsschüler Prandellis. Der Fiorentina-Profi soll sich als Anspielstation und Bindeglied zu den beiden spielstarken Angreifern Cassano und Balotelli anbieten. Für die Breite im Spiel der Italiener sind die offensiven Außenverteidiger zuständig. Durch Criscitos Verwicklung in den Wett-Skandal musste Prandelli hier einen Ausfall hinnehmen. Alles in allem lässt das italienische System auf attraktiven Fußball hoffen, der die „Squadra Azzura“ in der Qualifikation zu einem beeindruckenden Torverhältnis von 20:2 führte. Andererseits jedoch scheint Prandellis Konzept anfällig für Konter zu sein. Und niemand weiß, wie seine Spieler die Turbulenzen um den Wett-Skandal verkraftet haben.

Alles läuft über Modric

Kroatien: Kontern und Modric

Mögliche Aufstellung (4-4-2): Pletikosa (Rostov) – Corluka (Leverkusen), Schildenfeld (Frankfurt), Simunic (Zagreb), Strinic (Dnjepropetrowsk) – Srna (Donezk), Dujmovic (Saragossa), Modric (Tottenham), Perisic (Dortmund) – Mandzukic (Wolfsburg), Jelavic (Everton)

Wie bei jedem Großereignis sind die Kroaten auch diesmal gefährlicher Außenseiter. Trainer Slaven Bilic, der für die nächste Saison bei Lok Moskau unterschrieben hat, kann in der Offensive trotz des Ausfalls von Bayern-Stürmer Olic auf vielfältige Optionen zurückgreifen. Hinter der voraussichtlichen Stammelf lauert mit Rakitic (Sevilla), Kranjcar (Tottenham), Eduardo (Donezk) oder auch Pranjic (Bayern) eine hochklassige Bank. Hinten sind die Kroaten spärlicher besetzt. Die tief stehende Viererkette um Altstar Simunic ist mehr auf Sicherheit bedacht, als auf Offensiv-Aktionen. Überhaupt setzt Bilic mit seinem 4-4-2-System in erster Linie auf schnelles Konterspiel. Mit Srna und Perisic auf den Seiten, sowie den beiden agilen Stürmern Jelavic und Mandzukic hat er die richtigen Leute dafür. Unumstrittener Star des Teams ist Tottenhams Modric, über den im Spiel nach vorne fast alles läuft. Diese Abhängigkeit, sowie eine langsame und individuell eher schwach besetzte Defensive sind die Schwächen Kroatiens.

Das System stellt über dem Individuum

Irland: Achtung vor dem Altmeister

Mögliche Aufstellung (4-4-1-1): Given (Aston Villa) – O'Shea (Sunderland), Dunne (Aston Villa), St. Ledger (Leicester), Ward (Wolverhampton) – Duff (Fulham), Whelan (Stoke), Andrews (West Brom), McGeady (Spartak Moskau) – Keane (L.A. Galaxy) – Doyle (Wolverhampton)

Viele hatten ihn schon abgeschrieben, doch Giovanni Trapatooni kann es immer noch. Der Altmeister führte eine vom Spielermaterial durchschnittlich besetzte irische Mannschaft zur EM. Und das auf klassische Trapattoni-Art: Defensive ist alles. Die Iren sind eine astreine Kontermannschaft. Hinten stehen sie mit zwei Viererketten tief drinnen. Nach der Balleroberung geht es über die Außenspieler Duff und McGeady, sowie die hängende Spitze Keane schnell nach vorne. Dort wartet eine klassischen Sturmspitze, die den Ball auch einmal halten kann. Der Aufgabenbereich der beiden Sechser, sowie der Viererkette beschränkt sich hauptsächlich auf die Defensive. Trapattoni stellt sein 4-4-1-1-System ganz klar über den Willen der Einzelspieler. Er setzt auf eine routinierte und eingespielte Mannschaft. Da er deswegen Youngsters, wie Sunderlands McClean oder Evertons Coleman draußen lässt, wird er in Irland heftig kritisiert. Umso größer wäre die Genugtuung, wenn dem Team des streitbaren Italieners eine Überraschung gelingt. Sein ultradefensives Konzept könnte den spielstarken Gruppen-Favoriten Spanien und Italien einige Probleme bereiten.

 

Jakob Faber