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"Reichels Personalführung ist alles andere als ideal"

Lang, lang ist es her, als der LASK das letzte Mal im Europacup spielte.

Genauer gesagt, trug sich die bislang letzte Partie am 28. September 1999 zu. Damals verlor der LASK das Rückspiel in der 1. Runde des UEFA-Cups 2:3 gegen Steaua Bukarest, nachdem in Rumänien 0:2 verloren wurde.

Die drei Gegentreffer in der oberösterreichischen Landeshauptstadt erhielt David Wimleitner. Jener Keeper, der nun seit drei Jahren das Tor des Erzrivalen FC Blau-Weiß Linz hütet.

Der heute 35-Jährige spielte viereinhalb Jahre beim LASK, doch der Goalie trägt die Farben seines aktuellen Arbeitgebers im Herzen – und seit wenigen Monaten auch auf der Haut.

Nach dem Aufstieg wurde Wimleitners Oberarm mit einem Tattoo des SK VÖEST versehen. Die letzten Monate beim LASK schmerzten offenkundig mehr als das Stechen.

„Viele Leute haben damals kein korrektes Spiel gespielt“, erinnert sich Wimleitner im LAOLA1-Interview.

In diesem spricht der Keeper über das zweite Saison-Derby, seine Funktion als emotionaler Anführer und er erklärt, warum LASK-Präsident Peter-Michael Reichel hinsichtlich Personalführung im Fußball meilenweit von einem Ideal entfernt ist.

LAOLA1: Ist es für euch eine Pflicht, in dieser Saison ein Derby zu gewinnen?

David Wimleitner: Pflicht auf keinen Fall. Wir sind von der gesamten Konstellation her gegenüber dem LASK immer Außenseiter. Wir haben uns aber sicher zum Ziel gesetzt, eines der vier Duelle zu gewinnen. Diesen Sieg wollen wir den Fans schenken.

LAOLA1: Was ist dir vom ersten Derby abseits deiner blutigen Nase nach einem Zusammenstoß in Erinnerung geblieben?

Wimleitner: Es war unser drittes Spiel in der Liga, wir waren damals noch nicht so weit und vor allem in der ersten Hälfte zu verhalten, vielleicht zu ängstlich. In den ersten 45 Minuten war der LASK besser, in der zweiten Halbzeit wir. Letztlich war es ein gerechtes Unentschieden. Die Kulisse war super.

LAOLA1: Beim LASK gibt es einige Ausfälle, ihr kommt nach fünf Spielen ohne Niederlage mit breiter Brust auf die Gugl und wirkt gefestigt. Könnte vor allem Letzteres ein entscheidender Vorteil sein?

Wimleitner: Auf alle Fälle sind wir gefestigter als beim letzten Mal. Wir wissen, wo wir stehen, wo unsere Stärken und Schwächen liegen. Unser Primärziel ist, dass wir im sechsten Spiel ungeschlagen bleiben. Und der Wunsch lautet, dass unser erster Auswärtssieg jener im Derby sein wird. Das wäre die Krönung.

LAOLA1: Da muss im Vergleich dein jetziger Präsident Hermann Schellmann ein überaus angenehmer Arbeitgeber sein.

Wimleitner: Auf alle Fälle. Er ist ein ganz anderer Mensch, er ist ein Sir. Es passt, wenn man sich mit ihm etwas ausmacht und das können auch mündliche Vereinbarungen sein. Das alles ist einfach eine ganz andere Liga und viel familiärer. Man ist als Angestellter jemand und das ist der Unterschied zum LASK und Reichel. Hier zählt der Fußballer genauso viel wie der Büroangestellte. Da merkt man auch, dass Fußballer einen Wert haben.

LAOLA1: Fehlt Reichel im Gegensatz zu Schellmann die fußballerische Emotion?

Wimleitner: Auf alle Fälle, die geht ihm extrem ab. Damit will er sich auch gar nicht beschäftigen und das ist vielleicht sein großes Manko. Schellmann kennt die Leute, kennt die Fans und beschäftigt sich mit alldem auch. Er ist einfach näher dran an der Basis.

LAOLA1: Du schließt dein Studium demnächst ab. Willst du dann im Fußball Personal führen?

Wimleitner: Nein, das ist nicht mein Ziel (lacht). Sag‘ niemals nie, aber vor habe ich es nicht. Ich will dann schon einmal raus aus dem Ganzen und mich wo anders etablieren. Das ist mir wichtig.

LAOLA1: Gibt es für das Umsatteln bereits einen genauen Zeitpunkt?

Wimleitner: Nein, überhaupt nicht. Ich weiß noch nicht, wie lange ich noch spielen werde. So lange ich fit bin und Spaß habe, möchte ich spielen. In der ersten Sekunde, in der ich mich quälen muss oder keinen Spaß empfinde, höre ich auf.

LAOLA1: Letzte Frage: Wann ist in dir der Gedanke gereift, dir das SKV-Tattoo stechen zu lassen?

Wimleitner: Der reifte, als wir bei sechs Punkten Rückstand die Siegesserie Richtung Aufstieg in die Erste Liga hinlegten. Ich habe dann gesagt, sollten wir das Wunder doch noch schaffen, dann mache ich es.

 

Das Gespräch führte Bernhard Kastler

LAOLA1: Mit dir hat Blau-Weiß de facto nur ein Spiel verloren, bei WAC/St. Andrä wurdest du beim Stand von 2:1 ausgewechselt. Danach verloren deine Teamkollegen die Partie. Es braucht scheinbar dich für den Erfolg?

Wimleitner: Die Tormann-Position ist natürlich eine wichtige und wenn du diese mit einem Routinier besetzen kannst, ist das sicherlich gut für eine Mannschaft. Aber es haben da sicher mehr Faktoren zusammengespielt, dass wir einen Erfolgslauf haben starten können. Der Trainer hat das System umgestellt, rotiert und drei neue Spieler gebracht. Seit er dieses Risiko im Spiel gegen Grödig (3:0) gegangen ist, hat es perfekt gegriffen. Mein damaliges Auflaufen war eigentlich auch ein Risiko, weil ich nicht wirklich fit war. Aber es hat einfach gepasst. Den Erfolgslauf alleine an mir festzumachen, wäre zu einfach und entspricht auch nicht der Wahrheit.

LAOLA1: Du teilst aber wohl die weit verbreitete Ansicht, du seist der emotionale Leader dieser Mannschaft.

Wimleitner: Das auf alle Fälle. Das ist alleine von meinem Auftreten her schon so. Meine Teamkollegen wissen, was ich mache und was ich haben will. Wir harmonieren einfach perfekt.

LAOLA1: Du lebst es auch vor und spielst wenige Tage nachdem dir ein Schleimbeutel operativ entfernt wurde…

Wimleitner: Es war eben gegen Grödig ein Risiko, mittlerweile bin ich wieder zu 100 Prozent fit, das hat lange genug gedauert. Ich habe die Zähne zusammen gebissen und bei den meisten Partien mit Schmerzen gespielt. Jetzt geht es wieder ganz gut und der Schleimbeutel im Knie geht mir nicht wirklich ab (lacht).

LAOLA1: Du hast viereinhalb Jahre für den LASK gespielt, mittlerweile schmückt ein Tattoo mit dem SK-VÖEST-Wappen deinen Oberarm. Wie blickst du auf deine schwarz-weißen Jahre zurück?

Wimleitner: Mit gemischten Gefühlen. Es hat schöne Zeiten gegeben, in denen ich eine UEFA-Cup-Partie absolviert sowie in der Bundesliga gespielt habe, und es hat weniger schöne Zeiten gegeben. Am Schluss hat das Negative überwogen und das war dann auch der Grund, warum ich aus dem Vertrag ausgetreten bin.

LAOLA1: Warum genau?

Wimleitner: Es gab damals im Verein die Konstellation, dass viele Leute kein korrektes Spiel gespielt haben – den Spielern gegenüber. Es hat finanzielle Probleme gegeben. Ich war damals als Kapitän immer an vorderster Front dabei und habe für mich dann die Entscheidung getroffen, die Reißleine zu ziehen und auszutreten.

LAOLA1: Was kannst du über LASK-Boss Peter-Michael Reichel sagen?

Wimleitner: Ich habe ihn persönlich kennengelernt und vor allem als Kapitän in den schwierigen Zeiten viel mit ihm zu tun gehabt. Ich will da nicht wirklich einen Kommentar abgeben, das wäre sinnlos vergeudete Zeit.

LAOLA1: Vielleicht trotzdem?

Wimleitner: Sagen wir es so: Ich bin fast mit meinem Studium mit Spezialisierung Personalwirtschaft fertig und deswegen kann ich sagen, dass seine Personalführung alles andere als ideal ist. Mehr ist darüber wirklich nicht zu sagen, er trifft eben nicht immer sehr glückliche Entscheidungen hinsichtlich des Umgangs mit Leuten.