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Von Madrid nach Marseille und ab nach St. Pölten

Von Madrid nach Marseille und ab nach St. Pölten

Wer die Heute für Morgen Erste Liga und vor allem ihre Torschützenliste im Auge behält, der erkennt, dass ein Name weit oben zu finden ist, der trotz seines schönen Klangs kaum ein Gedächtnis zum klingeln bringt: Daniel Lucas Segovia.

Die Neuverpflichtung des SKN St. Pölten bringt südländisches Flair in die niederösterreichische Landeshauptstadt und sich selbst durch hervorragende Leistungen in die Schlagzeilen.

Wer jedoch mehr über den 26-jährigen Spanier erfahren möchte, muss dazu schon die Weiten des Internets durchforsten und stößt dabei, wie so oft, auf so manche Unwahrheit.

LAOLA1 hat sich deshalb nach St. Pölten aufgemacht, um aus erster Hand zu erfahren, wer dieser Daniel Lucas Segovia ist, was ihn in den Norden Österreichs verschlägt und vor allem was er hier noch vorhat, und bat den Spanier zum Interview.

An der Seite von Soldado und Llorente

Aufgewachsen in Madrid durchlief Lucas, was im Übrigen sein erster Nachname und nicht etwa sein zweiter Vorname ist, zunächst eine Fußballschule, in der jährliche Sport-Prüfungen über den Verbleib entschieden, ehe er mit 13 in die Nachwuchsakademie von Rayo Vallecano eintrat.

Trainer Martin Scherb setzt auf seinen spanischen Stürmer

In der Ersten Liga angekommen

In den ersten Meisterschafts-Runden musste die neue Nummer 12 des SKN jedoch gleich Rückschläge einstecken. Gegen die Titel-Kandidaten WAC/ St. Andrä und LASK setzte es jeweils eine 0:2-Niederlage.

Danach begann ein kleiner Erfolgslauf der Niederösterreicher, an dem der „Tor-ero“ großen Anteil hatte. Zunächst trotzte man Grödig auswärts ein 2:2 ab, dann besiegte man den FC Lustenau vor eigenem Publikum mit 3:0 – in beiden Partien erzielte Segovia einen Doppelpack – und schließlich konnte in Linz gegen Blau Weiß der erste Auswärtssieg bejubelt werden.

„Mich haben die Technik und das spielerische Vermögen der Mannschaften sehr überrascht. Den Österreichern gefällt es, ebenso wie mir, den Ball zirkulieren zu lassen und am Spiel teilzunehmen. Auch unser Trainer verlangt so einen Spielstil, was mir entgegenkommt“, zeigt sich der Vier-Tore-Mann vom spielerischen Niveau der Elf von Trainer Martin Scherb beeindruckt.

Berg- und Talfahrt

Auf den zwischenzeitlichen Höhenflug folgten aber erneute Dämpfer. So setzte es in den letzten beiden Liga-Spielen gegen Altach und die Vienna ebenso Niederlagen wie im Cup gegen den ASC Götzendorf.

Da half selbst „Mama Segovia“ nicht, die bereits das zweite Mal Österreich einen Besuch abstattet. In ihrem ersten Beisein am Voith-Platz erzielte der Sohnemann seinen ersten Doppelpack.

Diese Glücksbringer-Funktion soll am besten im Spiel gegen Hartberg wieder beschworen werden, wenn die St. Pöltener gegen das Liga-Schlusslicht zurück auf die Erfolgsspur wollen.

„Wir haben die Mannschaft, um eine hervorragende Saison zu spielen und oben in der Tabelle mitzureden“, ist sich Segovia weiterhin sicher.

Einem Mann, der bereits mit einem Weltmeister zusammengespielt hat, darf man diese Worte dann ruhig glauben.

 

Christian Eberle

Im Madrider Vorortverein lief er erstmals Seite an Seite mit einem auf, der heute für den FC Sevilla auf Torejagd geht. „Alvaro Negredo hat sich ein Jahr nach mir in die Akademie eingeschrieben und ich habe damals gespielt, er nicht“, zeigt sich St. Pöltens Spanier stolz.

Aus der renommierten Nachwuchs-Akademie des diesjährigen Aufsteigers schaffte „Dani“, wie er von seinen Team-Kameraden genannt wird, sogar den Sprung in eine Jugend-Auswahl der Weltmeister-Nation.

Für ein Freundschaftsspiel der U-19 berief ihn der Trainer als einen von vier Stürmern ein. Die weiteren drei: Kumpel Negredo, Roberto Soldado vom FC Valencia und Fernando Llorente, amtierender Weltmeister in Reihen von Athletic Bilbao.

Malheur in Marseille

Mit 21 debütierte der 1,89 m große Stürmer für Rayo Vallecano in der Segunda Division, ehe ein Anruf von Olympique Marseille das erste Auslands-Abenteuer einleiten sollte.

„Ich hatte Angebote aus ganz Spanien. Mein Berater und ich entschlossen uns aber zum Gang nach Frankreich, da Olympique ein Klub mit Geschichte ist und ich diese Chance wahrnehmen wollte“, erklärt der Madrilene.

Dass er sich beim neunfachen französischen Meister nie in Szene setzen durfte, lag einzig an Problemen mit der Spielberechtigung:

„Die Erlaubnis kam nicht, da es Probleme mit meinem Vertrag als Jugendspieler gab. Um bei Olympique spielen zu können, musste ich einen gültigen Profi-Vertrag besitzen. Als dieser dann endlich eingelangt war, hatte der Transfermarkt schon geschlossen, wodurch ich ein Jahr warten hätte müssen, um ein Spiel zu bestreiten“.

Odyssee durch Spaniens Unterhaus

Nach dem missglückten Transfer führte der Weg des damals 22-Jährigen zunächst zurück zu seinem Stammklub und dann weiter in die dritte Liga zum andalusischen Verein Algeciras Club de Futbol.

Über die Stationen Real Zaragoza, wo er während seines zweijährigen Engagements erneut in der Segunda Division sein Können beweisen konnte, und UB Conquense gelangte er zu Beginn der Saison 2010/2011 schließlich nach Mallorca.

Vom CA Atletico Baleares aus startete dann die zweite Auslandsmission des Daniel Lucas Segovia, die ihn ins Herzen Niederösterreichs führen sollte.

„Das Einfachste wäre gewesen, in Spanien zu bleiben, aber ich lerne sehr viel hier, sowohl persönlich als auch auf professioneller Ebene“, erläutert Segovia, wie auf seinem neuen Dress prangert, die Entscheidung, nach Österreich zu wechseln.

Von St. Pölten begeistert

Beim SKN selbst hat ihn das professionelle und familiäre Umfeld sofort in den Bann gezogen: „Drei, vier Tage vor der finalen Vertrags-Unterschrift war ich hier, um mir alles anzusehen und es gefiel mir sehr. Alles ist top organisiert. Danach wurde ich sofort super aufgenommen und in die Mannschaft integriert.“

Die Philosophie des Vereins und die Perspektive mit dem 2012 fertiggestellten Stadion trugen ihr Weiteres dazu bei, gleich zu Saisonbeginn große Ziele zu formulieren:

„Ich habe für zwei Jahre unterschrieben und möchte in dieser Zeit Erfolge mit St. Pölten feiern. Wieso sollten wir nicht den Aufstieg schaffen?“