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"Frenkie Schinkels macht alles ehrlich"

Frenkie Schinkels Mission beim SKN St. Pölten läuft bisher noch nicht nach Wunsch.

In der Tabelle haben die ambitionierten „Wölfe“ zur Winterpause nur vier Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsrang. Dazu hinterlässt der SKN abseits des Platzes in den letzten Monaten nur selten den Eindruck eines professionell geführten Fußball-Vereins. Mittendrin statt nur dabei: Sportdirektor Schinkels.

Die letzte Episode zahlreicher Negativ-Schlagzeilen ist die Posse rund um die Vertragsverlängerung von Tomasz Wisio. Nachdem Schinkels zunächst via „NÖN“ den Abgang des Kapitäns verkündet hatte, gab der Verein nur wenige Tage später die Verlängerung seines Kontrakts bis 2017 bekannt.

Was war passiert?

„General Manager Andreas Blumauer und ich sind beide der Meinung, dass Tomasz ein sehr wichtiger Spieler für den Verein ist. Aber es gab eine Meinungsverschiedenheit bezüglich der Vertragslaufzeit. Ich wollte ihn kurzfristiger verpflichten. Deswegen ist es zu einem Missverständnis gekommen“, nimmt Schinkels gegenüber LAOLA1 zur Causa Stellung.

Angaben der „NÖN“ zur Folge intervenierte Trainer Michael Steiner, als er von der geplanten Vertragsauflösung mit einem seiner wichtigsten Spieler erfuhr. Daraufhin soll Blumauer über Schinkels Kopf hinweg eigenmächtig mit Wisio verlängert haben.

Der Sportdirektor fühlt sich dennoch nicht übergangen: „Ich bin kein Diktator, sondern Mitarbeiter eines tollen Vereins. Wenn jemand mit meinen Entscheidungen nicht zufrieden ist, dann kann ich overruled werden. Das finde ich nicht dramatisch. Man versucht das jetzt medial ein bisschen auszuschlachten.“

Das persönliche Verhältnis zu Steiner und Blumauer hätte unter dieser Causa nicht gelitten, versichert Schinkels. „Von Diskussionen wird man oft besser, egal ob im privaten oder beruflichen Bereich. Ich bin mit meiner Frau überglücklich verheiratet, obwohl wir jeden Tag über Sachen diskutieren.“ Auch Pep Guardiola und Matthias Sammer würden sich nicht jeden Tag „ein Bussl geben“.

Schinkels will kreative Transfers tätigen

Wisio, der bei einer Vertragsauflösung zu seinem polnischen Heimatverein Lublin zurückgekehrt wäre, nimmt nun genauso an der Vorbereitung auf die Frühjahrssaison teil wie Neuzugang Lukas Thürauer.

Coach Michael Steiner kommt derzeit ohne Konditions-Trainer aus

Der renommierte Sportwissenschaftler schreibt für Steiner das Trainingsprogramm, umsetzen muss er dieses gemeinsam mit seinem Co-Trainer Martin Eberhardt aber selbst. Schinkels stört es nicht, dass ein Klub mit Bundesliga-Ambitionen ohne echten Konditions-Trainer in die Frühjahrs-Vorbereitung geht.

„Das ist eine Trainerfrage. Wenn ihm diese Situation Probleme bereitet, dann wird er sich sowieso melden, aber ich glaube nicht, dass das der Fall ist“, so der gebürtige Holländer.

Derby verpasst wegen ÖVP-Termin

In der Vergangenheit stand Schinkels auch immer wieder aufgrund seiner Nebentätigkeiten unter medialem Beschuss. Das Derby gegen Horn in der vorletzten Runde verpasste der Entertainer, weil er die Präsentation der ÖVP-GemeinderatskandidatInnen in Herzogenburg moderierte.

Dieser Termin sei bereits vor seinem Engagement bei St. Pölten ausgemacht gewesen, deswegen hätte er nicht mehr absagen können, meint Schinkels. „Ich bin einer, der zu seinen Versprechen steht. Es wäre nicht korrekt gegenüber den Leuten, die viel Zeit in so etwas investieren, dass ich dann absage.“

Das St. Pöltner Eigengewächs wechselte im Austausch mit dem abwanderungswilligen Konstantin Kerschbaumer von der Admira in die niederösterreichische Landeshauptstadt. Um Thürauer, der einen Vertrag über dreieinhalb Jahre erhält, will Schinkels eine Mannschaft aufbauen. „Er war mein absoluter Wunschspieler und soll uns mehr Stabilität geben“, so der Sportdirektor, der auch Austria Lustenaus Daniel Wolf am Zettel haben soll.

In dieser Saison will Schinkels mit den „Wölfen“ nun einmal den Klassenerhalt schaffen, danach soll das Ziel Aufstieg in Angriff genommen werden. „Meine Aufgabe ist, durch kreative Transfers ein Team zusammenzustellen, das um den Aufstieg mitspielen kann. Der aktuelle Kader ist okay, aber dafür letztlich nicht gut genug.“

Ohne Konditionstrainer in die Frühjahrs-Vorbereitung

Die Mannschaft muss dabei vorerst jedoch ohne Konditionstrainer auskommen. Nachdem sich Coach Steiner mit dem alten Fitness-Coach Christoph Reisinger überworfen hatte, verzichtete der Verein auf eine Nachbesetzung. Stattdessen wurde Steiner mit Gerhard Zallinger, der auch beim ÖFB-Team im Einsatz ist, ein Berater zur Seite gestellt.

Der Sportdirektor gibt zwar eine „falsche Optik“ zu, hält die Kritik daran aber für unsachlich. „Ich kenne mein Team auswendig. Mein Job ist es nicht, auf der Tribüne zu sitzen und der eigenen Mannschaft zuzuschauen. Das ist natürlich wichtig, aber dafür ist eher das eigene Trainerteam da. Ich muss weiterdenken und schauen, wie ich den Kader verstärken kann.“

„Habe auch Neider und Feinde“

Auch seine Tätigkeiten als Kolumnist bei „NÖN“ und „Heute“ hätten keinen Einfluss auf seine Position als Sportdirektor. „Ich sitze jeden Tag ungefähr siebeneinhalb Stunden im Büro und kümmere mich um meinen Job. Wenn sich andere an meinen Nebentätigkeiten stören, dann muss ich damit leben.“

Schinkels hebt hervor, dass er eben „ein polarisierender Typ“ sei. „Ich vertrete immer meine eigene Meinung, deswegen kommen meine Kolumnen so gut an. So bin ich. Deswegen habe ich nicht nur Freunde, sondern auch Neider und Feinde. Damit kann ich umgehen.“

Mit Kritik an seiner Arbeit hätte er überhaupt kein Problem, solange sie nur sachlich bleibe. „Denn es ist nicht alles richtig, was Frenkie Schinkels macht. Aber Frenkie Schinkels macht alles ehrlich“, sagt Schinkels über sich selbst.

Urlaub zum Ende der Transferzeit: „Ein Angriffspunkt“

Seinen Kritikern gibt der ehemalige „Dancing Star“ aber schon wieder neuen Zündstoff. Zwar versichert er, in Zukunft keine Termine mehr annehmen zu wollen, die mit dem SKN kollidieren, doch seinen ab 19. Jänner gebuchten Thailand-Urlaub will der Familienmensch nicht mehr stornieren.

Damit wird der Sportdirektor ausgerechnet in der heißen Phase der bis zum 2. Februar laufenden Transferzeit am südostasiatischen Strand liegen. „Natürlich ist das ein Angriffspunkt, aber ich werde die geringen Möglichkeiten, die ich als SKN-Sportdirektor habe, bis dahin ausgeschöpft haben. Ich bin den ganzen Dezember über im Büro gesessen, als andere im Urlaub waren. Das ist die wichtigste Zeit zum Planen.“

Den schon im letzten März gebuchten Urlaub abzusagen, kam für Schinkels nicht Frage. Seine Ehe sei ihm wichtiger, als die Vorwürfe der Medien.

Auf die Frage, was er machen würde, wenn am letzten Transfertag ein Mega-Angebot für einen seiner Spieler eintrudle, meint der SKN-Sportdirektor: „Dann habe ich das Handy eingesteckt, hebe ab und sage: ‚Red Bull hat zwei Millionen geboten. Aha. Okay. Do it!‘ Aber ich bin ein Realist und rechne nicht mit solchen Angeboten. Wir werden am 15. Jänner alles hinter uns haben.“

 

Jakob Faber