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"Es ist ein Schock für Fußball-Österreich"

Der schwarz-weiße Albtraum ist endgültig wahr geworden: Der LASK muss nach Jahrzehnten im Profi-Geschäft den Gang in den Amateur-Fußball antreten.

Nach der Verweigerung in erster und in zweiter Instanz blieb auch die Wende beim Ständig Neutralen Schiedsgericht aus:

Der LASK bekam keine Lizenz für die Saison 2012/13, steht ohne eigene Anlage vor dem Neuanfang in der Regionalliga Mitte (Hier alle Infos).

Der Double-Sieger von 1965 gehört zu den Traditionsklubs in Österreich, umso heftiger fallen die Reaktionen nach dem Entscheid aus.

Auch wenn die Überraschung keineswegs groß ist.

„Es ist der reale Wahnsinn für Fußball-Ober-, aber auch ein Schock für Fußball-Österreich“, hält etwa Leo Windtner gegenüber LAOLA1 fest.

Windtner: „Ein österreichischer Trauertag“

Der ÖFB-Präsident ist Oberösterreicher, wuchs mit dem LASK auf und ist dementsprechend betroffen: „Österreich braucht dringend Klubs wie ihn, vor allem für die Bundesliga. Dass so ein Klub in den Amateursport hinunterstürzt, ist für den österreichischen Fußball ein Trauertag.“

Der ranghöchste Fußball-Funktionär hofft auf eine baldige Rückkehr des LASK in „eine Umlaufbahn, die ihn nach oben zurückführt.“

Viele enttäuschte Fans hoffen dabei auf den Einfluss des Energie-AG-Bosses, dem sind aber in seinem Amt als ÖFB-Chef die Hände gebunden.

„Ich kann als ÖFB-Präsident sicherlich nicht in eine Initiative einsteigen, um einen Klub zu retten. Das übersteigt meine Möglichkeiten, fällt auch nicht in meine Kompetenz“, so der 61-Jährige: „Ich weiß aber, dass es Leute gäbe, die das Potenzial und den Idealismus hätten, beim LASK mitzuwirken.“

Im Mittelpunkt dieser sportlichen Tragödie steht LASK-Präsident Peter-Michael Reichel, mit dem Windtner bekanntlich kein inniges Verhältnis pflegt.

Prechtl: „Reichel verantwortlich“

Die Verschwörungstheorien des umstrittenen Klubchefs während des Instanzenzuges, wonach „nicht alle fußballnahen Kräfte den LASK in der Bundesliga haben wollen“ würden, schmettert Windtner zurück: „Diesen Rundumschlag kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Mir ist niemand bekannt, der dem LASK etwas Schlechtes gewünscht hätte. Alle haben sich sehnlichst gewünscht, dass der LASK die Kurve wieder kratzt. Leider ist es nicht so gewesen.“

Sein Nachfolger als Präsident des oberösterreichischen Fußballverbandes, Willi Prechtl, hält gegenüber der APA klipp und klar fest: „Für den Fußball in Oberösterreich und die Fans, die nichts dafürkönnen, ist das eine saftige Watschen.“

Und den Schuldigen kennt der Oberösterreicher: „Die Verantwortung hat sicher Präsident Reichel, der sich in den vergangenen Jahren durch seinen Führungsstil sehr viele Äste abgeschnitten hat.“

Reichel-Rückzug oder nicht?

An einen – von vielen LASK-Fans herbeiersehnten – Rückzug Reichels mag Prechtl trotz mehr und mehr aufkommender Gerüchte nicht so recht glauben: „Das Problem ist, dass Reichel die Marke LASK besitzt und er scheinbar nicht an einen Rückzug denkt. Es braucht eine Gruppe von vernünftigen Investoren, die die Besitzrechte an der Marke LASK erlangt. Aber die Marke LASK ist total heruntergewirtschaftet. Und es wären viele bereit, aber nicht mit Reichel."

Prechtl will das Gespräch mit den Kräften suchen. Selbiges sucht Walter Schachner mit Reichel.

Schachner hat das Zugehen vermisst

„Ich werde ihn am Mittwoch anrufen, am Dienstag telefoniert er sowieso mit Gott und der Welt“, schildert der aktuelle Trainer, der vom negativen Lizenz-Ausgang überrascht wurde.

„Ich war am Donnerstag mit ihm essen und er war überzeugt, dass wir die Lizenz bekommen. Deswegen bin auch ich davon ausgegangen. Er kennt sich in diesen Sachen ja gut aus, er hat die Lizenz ja schon ein paar Mal bekommen“, so Schachner, der von einer „sportlichen Katastrophe“ spricht.

Der Steirer will niemanden die Schuld geben und findet es in erster Linie um den Klub schade: „Ich bin 30 Jahre im Fußballgeschäft und davon überzeugt, dass man so einem Verein helfen muss. Da muss man sich einfach zusammentun.“

Schachner verstehe nicht, warum niemand einen Schritt auf den anderen zugemacht habe, das gelte für beide Seiten: „Herrn Reichel und die anderen.“

„Nächstes Jahr Wiederaufstieg? Nein!“

Für den 55-Jährigen, der den LASK vom Potenzial in den Top 5 der Bundesliga sieht, ist die Zukunft nun völlig offen. Ein Verbleib ist für ihn nicht unvorstellbar.

 „Es stellen sich viele Fragen, wie es weitergeht: In welcher Liga spielt der LASK, welcher Kader, welches Budget und vor allem welches Konzept ist vorhanden?“

Klar ist für Schachner nur eines: „Mir braucht keiner zu sagen, man kann nächstes Jahr wieder aufsteigen. Wenn man es gut macht, zusammen ein Konzept und ein gutes Trainer-Team hat, dann ist in drei Jahren Erste Liga wieder drin.“

Für Mandl brach „kleine Welt“ zusammen

Diese ist in jeden Fall für Thomas Mandl drin. Der Goalie hat vom negativen Lizenzentscheid per Autoradio erfahren und musste ob der vielen Anrufe rechts ranfahren.

„Es ist eine kleine Welt in mir zusammengebrochen, dass es so einen Traditionsverein wie den LASK erwischt, ist natürlich doppelt bitter“, kommentiert der 33-Jährige, dessen Abschied „definitiv“ ist.

Nach „zwei wundervollen Jahren in Linz“ ist sein Kontrakt nicht für die Regionalliga gültig, „ich fühle mich zudem auch noch fit genug für Profi-Fußball“.

Mandl hätte sich aber noch liebend gerne von den Fans verabschiedet. „So ist das jetzt natürlich enttäuschend, auch wenn man damit rechnen musste“, erklärt Mandl.

Der LASK ist damit auch nicht mehr die Nummer eins in Linz, diesen inoffiziellen Titel mussten die Schwarz-Weißen kampflos an die Blau-Weißen abtreten. Die „facebook“-Seite von BW Linz erstrahlte wenige Minuten nach der Entscheidung mit einem dementsprechend neuen Titelbild.

Schellmann wird Lieblingsfeind vermissen

Präsident Hermann Schellmann war jedoch nicht nach Feiern zumute: „Freuen tut uns das nicht, wir haben keine Schadenfreude.“

„Unser Lieblingsfeind ist uns leider abhandengekommen“, hält der BWL-Boss fest. „Da geht es aber nicht alleine ums Wirtschaftliche, denn das kann man teilweise ausgleichen. Stellen Sie sich  vor, es gibt Rapid gegen Austria nicht mehr – oder wie es bei Sturm gegen GAK der Fall war. In allen großen Städten lebt der Fußball auch von der Spannung rund um ein Derby.“

Die leicht melancholisch klingenden Aussagen der vergangenen Wochen, wonach es für Blau-Weiß ohne LASK nur wenig Sinn in der Ersten Liga machen würde, relativiert Schellmann.

„Das wurde mir etwas falsch ausgelegt. Ich wurde in diese Richtung gefragt. Eine Zehnerliga rächt sich in der Ersten Liga natürlich, weil es weniger attraktive Gegner gibt und man vier Mal gegeneinander spielt. In der Bundesliga etwa wäre es mit Rapid anders“, erklärt der Präsident.

Aber: „Profi-Fußball wird weiterhin in Linz gespielt werden. Auch wenn es den LASK nicht mehr gibt.“

 

Bernhard Kastler