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„Wir sind dabei, Strukturen zu schaffen“

„Wir sind dabei, Strukturen zu schaffen“
Eine neue Ära hat in Linz begonnen.

Mit Oliver Glasner nimmt der neue Trainer des LASK am Dienstag beim ersten Training seine Arbeit auf, am Montag stellte sich der 40-Jährige erstmals nach seinem Wechsel den Medien.

Nach dem Paukenschlag – Glasner wechselte bekanntlich von Lokalrivale Ried aus der Bundesliga zum LASK in die Erste Liga – hatte der Trainer drei Wochen lange geschwiegen.

Im Linzer Schloss öffnete die Rieder Spieler-Legende dann seine persönliche Pforte und ließ ordentlich Dampf ab. (Hier zur StoryDas blieb wiederum seitens der Rieder nicht unbeantwortet (Hier zur Story). Vielleicht ist in dieser Causa nun alles gesagt, man darf weiter gespannt sein.

Die Perspektive hat entschieden“

Ein Fakt ist aber glasklar: Glasner ist nun LASK-Trainer. Weil er es wollte. „Ich mache nichts aus Jux und Tollerei. Ich habe mir alles genau überlegt, die sportliche Perspektive hat entschieden.“

„Egal, ob in der Bundesliga oder in der Ersten Liga. Die Aufgabe ist extrem reizvoll. Der LASK hat Tradition, das größte Potenzial in Oberösterreich. Zwar hat er nicht so performt in den letzten Jahren, es ist aber extrem viel Potenzial da. Dieses wachzurütteln, war das, was mich an dieser Aufgabe so gereizt hat.“ Und Glasner ist nicht nur Trainer, sondern auch offiziell Sportdirektor.

Aber es wird keine One-Man-Show sein“, beteuert Glasner, der mit Jürgen Werner den offiziell sportlichen Berater und inoffiziell sportlichen Architekten im Hintergrund an seiner Seite hat.

Wir sind dabei, Strukturen zu schaffen“, so der frühere Abwehrchef, der dabei etwa vom Ausbau der medizinischen Abteilung spricht. „Jeder soll dort eingesetzt werden, wo er seine Stärken hat“, sagt Glasner, der nicht den großen Vertragspoker spielen wird. Dafür gibt es eben das große Team.

Hier sind Leute am Werk, die Visionen haben. Sie wollen den LASK zurück in die Bundesliga bringen und das macht mich sehr hoffnungsvoll. Es geht nicht nur um die Mannschaft am Feld, sondern auch um die Mannschaft rundherum. Die hat ein klares Ziel, das ist die Voraussetzung.“

Der 15. Kandidat wurde es

Der bisherige Sport-Vorstand Manfred Schill wird sich aus der ersten Reihe zurückziehen. „Wir haben Oli gebeten, in der Personalauswahl, im Scouting, im Zusammenstellen der Mannschaft einen großen Part zu übernehmen und auch alle Fragen zum Sportlichen zu beantworten. Oli und sein Team haben etwa zuletzt schon auf die Spieler gezeigt, Fredi und ich dann Gespräche geführt.“

Der Spielerberater hatte sich bei der Trainersuche laut eigener Aussage 14 Coaches zumindest einmal angehört. Glasner kam erst spät ins Rennen. 

Wir waren schon sehr weit, ehe das Signal gekommen ist, dass Oli in Ried aufhören will. Und es war klar: Sollte es so kommen, sind wir Gewehr bei Fuß. Weil er für uns die Ideallösung war. Eines war aber auch klar: Nur, wenn er wirklich frei für den LASK wäre.“

Das war er schließlich. Aber was macht einen Cheftrainer, der ein Jahr als solcher gearbeitet hat, zur Ideallösung? 

Werner: „Ich kenne Oli seit 15 Jahren, habe ihn durch seine Karriere begleitet, war bei den Gesprächen in Salzburg und Leverkusen dabei. Ich kenne sein Fachwissen. Auch wenn ich ihn nicht gekannt hätte, hätte er mich überzeugt. Wir hatten auch mit einem U19-Trainer aus Deutschland gesprochen, der zuvor nie Trainer im Profi-Bereich war. Auch der war überzeugend. Es ist nicht ausschlaggebend, wie lange man wo vorher war. Vor allem, wenn jemand wie Oli am Markt ist.“ 

Von Klopp und Guardiola

Die Vorschusslorbeeren drücken sich in einen Vertrag bis 2019 aus.

Wir haben bewusst gesagt, wir binden uns länger. Oli Glasner und Red Bull, dieses Thema schwebt etwa immer herum, zumal er als Assistent von Roger Schmidt schon sehr viel selbst dort gemacht hat. Oli hat auch auf die Ausstiegsklausel verzichtet, weil wir ein Modell Klopp machen wollen. Das soll nicht mit ein, zwei Jahren befristet sein, um zu zeigen, dass sich der Erfolg nicht sofort einstellen muss. Das steht etwa auch im Buch von Pep Guardiola. Wir haben das Vertrauen.“

Und die Führung nimmt dem neuen starken Mann gleich den Druck. Vorstand Siegmund Gruber: „Wir müssen nicht aufsteigen.“ Werner: „Wir sind ehrgeizig, leistungsorientiert. Aber der Aufstieg ist kein Muss. Auch wenn immer angedichtet wird, alles bricht auseinander, es gäbe kein Geld.“

Dass Fehler in der jungen Amtszeit der neuen Ära seit Ende 2013 gemacht wurden, ist für Werner klar. „Es waren viele gute Dinge dabei, aber der Trainer-Wechsel von Karl Daxbacher war ein Blödsinn. Das kann man offen zugeben. Jetzt sind wir dafür eine Stufe moderner und akribischer.“

Die Glasner'sche Philosophie

Das bestätigt Glasner („Ich bin ein sehr analytischer Mensch“), der mit Selbstvertrauen an die neue Aufgabe herangeht. „Ich bin mir sicher, dass ich die Mannschaft besser machen kann.“

Dafür setzt er auf Prinzipien, die er in Salzburg gelernt und auch in Ried umgesetzt hat. Zum einen betrifft das natürlich die Spielphilosophie. Glasner will Aggressivität im Spiel gegen den Ball und schnelles Umschalten sehen. „Wir werden das nicht über das Knie brechen“, so der Coach.

Schließlich bedurfte es in Ried auch einige Zeit, mitunter war man nach einem Viertel Letzter. „Es war eine intensive und lehrreiche Zeit dort. Es war ein schwieriger Start, aber wir haben gemeinsam versucht und geschafft, uns zu verbessern“, spricht Glasner die Komponente „Teamplayer“ an.

Die Ex-Lieferinger Nikola Dovedan und Stefan Savic dürften sich ob der Trainer-Wahl besonders freuen, ist ihnen diese Philosophie natürlich bekannt. Dovedan traf in der vergangenen Saison für Liefering fünf Mal, für den LASK bis kurz vor Ende nicht und wirkte oftmals deplatziert.

Aber nun sind schnelle Spieler sehr gefragt. Manuel Kerhe kam schon vom WAC, Christopher Drazan soll bleiben. Werner: „Wenn uns Kaiserslautern da aber nicht mithilft, wird es nichts.“

Neue Spieler sind da

Glasner hat sich längst mit der Liga auseinandergesetzt und kommt für sich selbst zum Schluss. „Man braucht 70+ Punkte, der LASK hatte 56.“ Zudem wurden zu wenige Tore (45) geschossen.

Es wird noch einmal einen ordentlichen Umbruch geben“, kündigt Werner an. Mit Ione Cabrera (Grödig) und Christian Ramsebner (Austria) wurden zwei Innenverteidiger geholt. Zudem kommen Reinhold Ranftl von Absteiger Wr. Neustadt und Thomas Fröschl von der SV Ried auf die Gugl. Auch Abgänge sind zu verzeichnen.

Florian Neuhold wechselte zur Admira, Shawn Barry bald zum FSV Frankfurt, nachdem der neue Trainer Thomas Oral als Kandidat beim LASK den schnellen US-Boy gegen Liefering sah und von einer Ausstiegsklausel profitieren wird. Martin Harrer kehrt nach Leihe zur Wiener Austria zurück.

Radovan Vujanovic' Tage sind indes nicht gezählt, wie kolportiert wurde. Nur weil er (noch) nicht ins neue System passt. Glasner: „Jonny Soriano ist auch alles andere als schnell, aber du brauchst auch andere Spieler. Radovan kann ein ganz wertvoller Spieler für uns werden.“

Wie wertvoll Glasner für den LASK sein wird, wird sich ab sofort zeigen. Spannend wird es ob der Vorgeschichte allemal.


Bernhard Kastler