news

"Dann bringt es auch nichts, im Ausland zu sein"

Der LASK will am Montagabend wieder auf die Siegerstraße zurückkehren.

Zuletzt setzte es für den Tabellenführer der Ersten Liga in der Meisterschaft eine 0:1-Niederlage in Liefering und ein bitteres 3:5 im Cup-Achtelfinale in Kapfenberg. Dort führte man bereits 3:1.

Noch nie kassierten die Linzer unter Trainer Karl Daxbacher – weder in der ersten (von 2006 bis 2008) noch in der zweiten Ära (seit 2012) – fünf Gegentore in 90 Minuten.

Das soll der besten Defensive der Liga zum Auftakt der 17. Runde im Heimspiel gegen Wacker Innsbruck (20:30 Uhr) freilich nicht passieren.

„Wir müssen wieder aufstehen und uns auf die letzten vier Spiele in der Meisterschaft in diesem Jahr konzentrieren“, richtet Christopher Drazan im Gespräch mit LAOLA1 den Fokus auf die bevorstehenden Aufgaben.

Erste Liga statt Deutschland

LASK gegen Wacker, das riecht förmlich nach Bundesliga, obwohl die Tiroler ob ihrer Talfahrt mit fünf Liga-Niederlagen en suite aktuell sportlich keine Berechtigung für das Oberhaus hätten.

Doch die Linzer kassierten in Innsbruck eine ihrer drei (0:1-)Saison-Niederlagen, dort gab Drazan Ende August nach seiner überraschenden Rückkehr nach Österreich sein Debüt für den LASK.

„Ich wollte wieder Fußballspielen und Spaß haben. Für mich hat es hier am besten gepasst, da ist etwas am Entstehen und ich will mithelfen, dass wir aufsteigen“, schildert der 24-Jährige seine Beweggründe, den deutschen Traditionsklub und Zweitligisten Kaiserslautern zu verlassen.

Der Vertrag auf Leihbasis wurde bis Saisonende unterschrieben, mit der Option auf Verlängerung.

Drazan kontert Wimmer-Sager

Zuletzt ließ Ex-LASK- und Köln-Kicker Kevin Wimmer in einem Interview mit der „Welt“ wissen, „Österreich sollte man, so lange es geht, vermeiden“. Drazan ging zurück – und bereut es nicht.

„Wenn man spielt, ist es klar, dass man dort bleiben will. Aber wenn man wenige Spiele in den Füßen hat, bringt es auch nichts, wenn man im Ausland ist. Wichtig ist, dass man spielt. Denn so kann man sich weiterentwickeln und deswegen habe ich diesen Schritt auch gemacht.“

Noch im Sommer betonte Drazan, die Chance bei den „Roten Teufeln“ zu wahren, nachdem er leihweise im Frühjahr unter Trainer Walter Kogler bei Drittligist Erfurt auf zwei Tore und zwei Assists in 17 Spielen kam. Ende August entschloss sich der Mittelfeldspieler dann für den Schritt nach Linz.

„Ich hatte mit dem Trainer (Kosta Runjaic, Anm.) ein gutes Gespräch und er meinte auch, dass es besser für mich ist, wenn ich wo Spielpraxis sammle. Ich probiere mein Bestes zu geben und dann schauen wir, wie es im Sommer weitergeht“, so Drazan, der Anfang 2013 Rapid gen Ausland verließ.

LASK statt Rapid

Eine Rückkehr nach Hütteldorf, wo sein Stern als 18-Jähriger unter Trainer Peter Pacult so richtig aufging, stand auch im Raum, war aber nie wirklich konkret. „Wir haben nicht richtig gesprochen, es waren mehr Andeutungen. Ich wollte mich dann bei Kaiserslautern durchbeißen, habe aber gesehen, dass es schwierig wird. Es hat sich das mit dem LASK ergeben und das passte gut.“

Der linke Flügel hätte übrigens auch in Deutschland bleiben können, entschied sich aber für Linz. „Es hätte in Deutschland auch noch etwas gegeben, aber ich wollte dann das machen, weil ich hier die größte Chance auf Spielpraxis und dementsprechende Weiterentwicklung gesehen habe.“

„Ich habe mich weiterentwickelt“

Die Zeit in Deutschland will der dreifache ÖFB-Teamspieler, den Wieder-Sturm-Trainer Franco Foda nach Kaiserslautern holte, nicht missen. „Am Anfang war es richtig gut, dann hat es nicht mehr gepasst, es wurde der Trainer getauscht. Unter dem neuen Coach hatte ich dann auch zwei Verletzungen. Aber ich habe mich weiterentwickelt, auch als Person und daher war die Zeit okay.“

LASK-Trainer Karl Daxbacher freute sich freilich, dass sein Team auf der Seite eine Verstärkung erfuhr und vor allem Mittelstürmer Radovan Vujanovic (seither sechs von sieben Saisontoren) bedient wird.

„Er ist ein ganz wichtiger Spieler für uns, kann sich immer wieder auf der Seite durchtanken und Flanken schlagen. Wir sind froh, dass wir ihn haben. Mit der Spielpraxis wird es immer besser, ähnlich wie bei Dovedan, der zu uns gekommen ist. Es waren wichtige Verpflichtungen.“

Neben den beiden angesprochenen Neuzugängen untermauerte der ehrgeizige Aufsteiger auch noch mit der leihweisen Verpflichtung von Austrias Peter Michorl die Aufstiegsambitionen im August.

„Wenn wir aufsteigen sollten, ist das eine gute Option. Jetzt heißt es für mich einmal, dass ich Gas gebe und wieder auf mich aufmerksam mache“, will sich „Fritz“ – der Spitzname kommt von seinem Vater, der auch den Deal mit den Linzern einfädelte – wieder ins Rampenlicht spielen.

„Schwieriger als Bundesliga“

In neun Spielen konnte Drazan bislang ein Tor (beim 2:2 gegen Hartberg) und vier Assists verbuchen.

Über die zweite Spielklasse, die er bislang noch nicht kannte, fällt der Flankengeber indes folgendes interessantes Urteil: „Die ist schwieriger als die Bundesliga, weil alle näher am Mann sind. Du hast oben oft fast mehr Zeit als unten. Wenn wir aufsteigen sollten, wozu wir in der Lage sind, dann werden wir uns leichter tun. Dort wollen die Gegner mitspielen, jetzt stehen sie zumeist hinten drin.“

Daxbacher: „Man darf die Liga nicht unterschätzen und glauben, eine Liga drunter geht es leichter. Das wäre ein fataler Fehler, denn so ist es nicht.“

Zusatz mit Augenzwinkern: „Aber er kann eh nächstes Jahr in der Bundesliga spielen.“

Dafür ist Drazan optimistisch. „Wenn jeder das macht, was er kann, können wir uns nur selbst schlagen. Das ist eine richtig gute Mannschaft.“

 

Bernhard Kastler