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"Es ist die ideale Plattform für meine Spieler"

Der Tabellenführer der Ersten Liga heißt FC Liefering.

Wichtig ist das nicht wirklich. Sogar für den Verein ist es zweitrangig. Weil zum einen ein Aufstiegsverzicht unterschrieben wurde. Weil zum anderen es um etwas ganz anderes geht.

„Acht Liefering-Spieler haben diese Saison für Salzburg gespielt. Das ist schon ein klarer Unterschied zum letzten Jahr. Da kann ich mich nicht erinnern, dass ein Liefering-Spieler eine Minute bei Salzburg gespielt hat. Das ist der Weg, den wir gehen“, hielt Adi Hütter bei einer Pressekonferenz fest.

Der Salzburg-Trainer spricht von Felipe Pires, Ante Roguljic, Duje Caleta-Car, Lukas Gugganig, Benno Schmitz, Nils Quaschner, Konrad Laimer und Smail Prevljak – und die Weiterentwicklung im Verein.

„Wir hätten die finanziellen Möglichkeiten, Top-Stars zu holen, aber für was haben wir eine tolle Akademie und den FC Liefering?“, fragt sich Hütter und bezeichnet die Jugendarbeit als „vorbildhaft“.

Für Liefering-Trainer Peter Zeidler ist es eine Auszeichnung, wenn wie am Sonntag beim 3:3 in Wien gegen Rapid am Ende vier Spieler am Feld stehen, die diese Saison schon unter seiner Führung aufgelaufen sind. „Da geht einem wirklich das Herz auf“, bestätigt der Coach bei LAOLA1.

Im Interview spricht der 52-jährige Deutsche, der noch bis Sommer 2016 Vertrag hat, über Platz eins in der Ersten Liga, den Zyklus bei den „Bullen“ und die nächste Generation.

LAOLA1: Ralf Rangnick meinte unlängst über Tabellenrang drei von Aufsteiger Altach: „Das spricht für sie, aber auch nicht unbedingt für das Gesamt-Niveau der Liga.“ Was sagt Platz eins Ihrer Quasi-U20-Truppe über das Niveau der Ersten Liga aus?

Peter Zeidler: Ich lese aufmerksam Interviews von Kollegen und habe gerade jenes von Christoph Westerthaler im Kopf, der meinte, das Niveau der Ersten Liga hat sich in den vergangenen Jahren verbessert. Von meiner Seite gibt es dazu zwei Dinge zu sagen: Es ist die ideale Plattform für meine Spieler, die so gegen Profi-Mannschaften spielen. Wir haben dabei etwa auch schon verdient gegen Horn oder Hartberg verloren. Aus diesen Spielen haben wir gelernt. Wenn man in der Regionalliga gegen Saalfelden 9:0 oder gegen Andelsbuch 9:1 gewinnt, dann haben die Spieler nicht diesen Lerneffekt. Zweitens: Wenn wir ein Testspiel gegen einen Drittligisten aus Deutschland machen, gewinnen wir in der Regel. Von daher kann das Niveau in der Liga nicht so schlecht sein.

LAOLA1: Sie sind nach drei Vierteln der Meisterschaft Erster und nicht zum Aufstieg berechtigt. Spielt die Platzierung irgendeine Rolle?

Zeidler: In der Trainingsarbeit, in der Spielvorbereitung und in der Durchführung spielt sie überhaupt keine Rolle. Sie würde eine spielen, wenn wir drei Runden vor Schluss Drittletzter wären. Selbst da würden wir unseren Weg gehen und so spielen, wie wir spielen. Wir konzentrieren uns auf das jeweilige Match, aber natürlich auch darauf, dass wir die Spieler weiterbringen. Das macht alleine schon Spaß, aber mit dem Spiel haben wir auch einen Höhepunkt und können uns mit guten Gegnern messen, für die es in jedem Spiel um etwas geht. Es gibt für uns keine Freundschaftsspiele und so wie es ist, ist es ideal für uns.

LAOLA1: Salzburg greift diese Saison öfters auf Ihre Spieler zurück. Geht Ihnen das Herz auf, wenn am Ende des Spiels vier Spieler auf dem Feld stehen, die diese Saison schon für Liefering gekickt haben?

Zeidler: Das trifft es genau, da geht mir echt das Herz auf. Deswegen machen wir das und daran sieht man, wie eng die Verzahnung zu den Profis ist. Es ist transparent, dass es möglich ist. Unser Paradebeispiel war ja immer Andre Ramalho, für den Roger Schmidt am Anfang keine Verwendung hatte und ihn nun nach Leverkusen holt. Dazwischen lag eine gemeinsame erfolgreiche Zeit. Nun ist es Duje Caletar-Car, den wir zwischenzeitlich gegen Horn wieder aufgebaut haben. Lukas Gugganig, der seit zwei Jahren bei uns spielt, hat reinschnuppern dürfen. Konrad Laimer sowieso, Nils Quaschner ist einer unserer Spieler, der zuletzt den Ausschluss bei Rapid mit seiner Schnelligkeit herausholte. Felipe Pires ist auch oben dabei. Das ist wirklich toll und noch toller wäre es, wenn sie richtig einschlagen, die Meisterschaft holen und vielleicht wieder einen Schritt im Europacup machen. So stellen wir es uns vor. Ich hoffe, dass die Jungs nicht nur sporadisch, sondern sich mit Nachdruck beweisen können. Und wenn uns Caleta-Car und Gugganig fehlen, dann spielen eben Andere, Jüngere. Der kleine Gugganig (David, Anm.) oder Luan, der zwei Jahre jünger ist. Aber man darf sich nicht selbst auf die Schulter klopfen, sondern muss immer weitermachen. Das meine ich so.

LAOLA1: Braucht Salzburg einen neuen Innenverteidiger für die wahrscheinliche CL-Qualifikation?

Zeidler: Das liegt nicht in meinem Bereich, darüber zu urteilen. Mich würde es aber freuen, wenn Caleta-Car mit Martin Hinteregger die Qualifikation spielt. Martin tut dem ganzen Verein so gut, auf so einen Spieler würde ich nie verzichten, aber neben ihm kann ich mir alle meine Jungs vorstellen. Ich denke, sie wären auch so weit.

LAOLA1: Es muss ja auch bei Liefering wieder Platz geschaffen werden für die nächsten Spieler.

Zeidler: Richtig, darum geht es. Um ein paar Beispiele zu bringen: Robert Völkl und Sandro Djuric spielen jetzt bei Grödig. Nikola Dovedan und Stefan Savic, mit denen ich gerne noch die Saison fertiggespielt hätte, weil ihr Weg hier noch nicht ganz zu Ende war, spielen beim LASK. Da sind eben welche nachgerückt, wie Joao Pedro oder Hee-Chan Hwang. Die sind zwei Jahre jünger und das ist genau der Zyklus von zwei Jahren, das ist in vielen zweiten Mannschaften so. Sie kommen von der Akademie und spielen dann länger oder kürzer hier. Beispiel Konny Laimer. Wir arbeiten sehr eng miteinander, unter anderem mit U18-Trainer Thomas Letsch. Wir schauen uns die Spiele an. Wir ziehen sie auch ein halbes Jahr vorab ins Training hoch, wenn sie dann auch schon spielen, ist es gut.

LAOLA1: Was sagen Sie zu Konrad Laimer, den auch Borussia Dortmund haben will?

Zeidler: Er ist ein sehr großes Talent, auch von den mentalen und sozialen Eigenschaften her. Wir sind stolz auf ihn und wollen ihn fördern, aber auch in allen Bereichen fordern. Er ist Jahrgang 1997, also noch sehr jung, und hat das Privileg, schon mit der Kampfmannschaft zu trainieren. Da muss man wirklich Schritt für Schritt gehen. Bedingung eins: Er muss verletzungsfrei bleiben. Das war die letzten zwei Wochen nicht der Fall. Bedingung zwei: viele Spiele machen. Es ist für ihn ideal hier. Wenn er bei Salzburg zwei Jahre Stammspieler ist, Tore und Assists erzielt, dann kann der nächste Schritt folgen. Aber jetzt würde ich ihm nicht empfehlen, an was anderes zu denken. Das Interesse war konkret, aber das ist ja heutzutage normal, dass man bei den vielen Transfers den Markt kennt und ein gut geführter Klub wie Dortmund die größten Talente am Radar hat. Ich finde daran nichts Besonderes, wenn sie sich einmal Gedanken über ihn machen. Er sollte aber ein, zwei Jahre noch hier bleiben – und auch länger, wenn wir vielleicht einmal bald in der Champions League spielen.

LAOLA1: Wir haben vorher von Nikola Dovedan und Stefan Savic gesprochen. Der eine traf unter ihrer Führung in sieben Spielen fünf Mal, seit seinem Wechsel zum LASK kein einziges Mal. Savic war der beste Vorlagen-Geber im Herbst, kam im Frühjahr bislang auf keinen Assist. Hat Sie der LASK, der bekanntlich einen Trainer sucht, schon kontaktiert?

Zeidler: Ich sage grundsätzlich nichts zu Vereinen, die mich kontaktiert haben oder nicht. Sie kennen meinen Traum, das ist Marseille. Natürlich halb im Schmäh, aber ein bisschen Ernst ist immer dabei (lacht). Ansonsten bin ich sehr glücklich hier, fühle mich sehr wohl, vor allem auch mit dem gesamten Betreuer-Team. Das habe ich so auch noch nirgends erlebt, diese Zusammenarbeit ist wirklich sehr gut. Ich weiß, was ich hier habe. Aber im Fußball soll man nie ‚nie‘ sagen. Mir macht meine Aufgabe sehr viel Spaß, aber irgendwann kann es dann auch sicher mal wieder etwas im Ausland sein.

LAOLA1: Momentan arbeiten Sie de facto mit Schülern. Wäre es mit Erwachsenen etwas anderes?

Zeidler: Nein und gegen so etwas wehre ich mich auch. Ich habe schon bei meinen früheren Stationen bewiesen, dass ich mit gestandenen Profis arbeiten kann. Das macht mir genau so viel Spaß. Mit denen muss man von der Belastung anders trainieren, anders umgehen, aber sonst ändert sich vom Pädagogischen nichts Grundlegendes. Und Trainer-Arbeit ist eine pädagogische. Ich denke, das kann ich gut. Ich habe auch mit dem 36-jährigen Rene Aufhauser als Spieler gut arbeiten können (grinst).

 

Das Interview führte Bernhard Kastler