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Rise like a Phoenix: Die Erfolgsfaktoren des LASK

Rise like a Phoenix: Die Erfolgsfaktoren des LASK

Nach dem ersten Saison-Viertel der Ersten Liga lag der LASK hinter dem nicht aufstiegsberechtigten Salzburg-Farmteam FC Liefering auf Platz zwei und war damit zu diesem Zeitpunkt Bundesligist.

Fünf Spieltage später hat sich die Situation sogar verbessert: Die Oberösterreicher liegen nach dem 1:0 in Mattersburg erstmals in dieser Spielzeit nach 14 Runden auf dem ersten Rang.

„Wenn wir jetzt sagen würden, wir wollen nicht aufsteigen, dann nimmt uns das keiner mehr ab“, macht Manfred Schill im Gespräch bei LAOLA1 keinen Hehl aus den Ambitionen des Traditionsklubs.

Doch wie der Sport-Vorstand bleibt auch Trainer Karl Daxbacher auf dem Boden: „Wir haben viele enge Spiele gewonnen und so haben wir auch keine Garantie, dass wir vorne bleiben. Wir müssen jedes Spiel hochkonzentriert angehen, sonst geht es in die andere Richtung. Beispiele gibt es dafür genug.“

Nichtsdestoweniger stellt schon die Entwicklung in diesem Jahr einen steilen Aufstieg dar. Vor weniger als zwölf Monaten hatte der LASK noch in der Ära Reichel in der Regionalliga massive Geldprobleme, nun sind die Linzer Aufstiegs-Favorit Nummer eins in die Bundesliga.

LAOLA1 beleuchtet die Erfolgsfaktoren - und einen Makel.

DAS KOLLEKTIV

Der LASK hat die Qualität seiner Mannschaft kontinuierlich gehoben. Bereits unter dem ungeliebten Präsidenten Peter-Michael Reichel spielte eine Profi-Truppe in der Regionalliga, gespickt mit Spielern wie Mario Hieblinger, Radovan Vujanovic oder dem Brasilianer Fabiano. Diese blieben auch, als das Geld nicht mehr pünktlich überwiesen wurde. „Die Mannschaft ist in der Regionalliga gewachsen, die Spieler sind auch in wirtschaftlich schweren Zeiten zum Klub gestanden und wurden zu einer sehr eingeschworenen Truppe, die auch die Neuen mitnimmt“, schildert Daxbacher, der 2012 seine zweite Ära begann, nachdem dem LASK die Lizenz entzogen wurde. „Die Qualität ist vorhanden, die Spieler ziehen gut mit und die Chemie zwischen der Mannschaft und dem Trainer-Team stimmt auch hundertprozentig. Natürlich ist im Erfolg aber auch vieles leichter, das Quäntchen Glück spielt auch eine Rolle.“ Fünf der neun Saison-Siege wurden mit nur einem Tor Unterschied erzielt, aber auch das hilft, wie der Coach weiß:  „Mit den Erfolgen ist das Selbstbewusstsein gestiegen.“

Schill ergänzt: „Wir haben einen guten Team-Spirit, das hat sich gleich herauskristallisiert. Wir haben jetzt nicht nur spielerisch ein gutes Niveau, sondern passen auch von den Persönlichkeiten gut zusammen. Das ist in einem Teamsport einfach wichtig, die Mannschaft ist zusammengeschweißt.“ Dank der neuen Führung (siehe unten), die zu Weihnachten 2013 von Reichel übernahm, konnten Investitionen getätigt werden. Die Mannschaft wurde im Sommer mit Spielern wie Thomas Hinum, Harun Erbek oder Felipe Dorta verstärkt. Als es zu Beginn vielversprechend lief, wurde mit Christopher Drazan, Peter Michorl und Nikola Dovedan kurz vor Ende der Transferzeit noch einmal ordentlich aufgerüstet. Die Konkurrenz erkannte mit freiem Auge: Der LASK greift voll auf den Titel an. „Wir haben uns vor Transferschluss noch einmal gut verstärkt“, freut sich Daxbacher. Wird nun im Winter auch zugeschlagen? „Daran denken wir aktuell nicht, da müsste schon alles zusammenpassen. Zumal unser Kader groß genug ist. Wir schauen lieber, dass die Mannschaft noch mehr zusammengeschweißt wird“, sagt Schill. Auch der Trainer sieht es so: „Ich glaube nicht, dass man noch einmal nachjustieren muss.“ Mit Felipe Dorta und Markus Hammerer kehren noch zwei langzeitverletzte Spieler in den 26-Mann-Kader zurück.

DIE DEFENSIVE

Wie schon beim letzten Bundesliga-Aufstieg 2007 sowie in der Regionalliga-Zeit besticht der LASK durch eine sichere Abwehr, diesmal angeführt vom langjährigen Griechenland-Legionär Mario Hieblinger. Wieder haben die Oberösterreicher die wenigsten Gegentore zu Buche stehen. „Es ist sicher ein Schlüssel, obwohl wir ja eigentlich nicht defensiv spielen. Wir hatten damals in der Regionalliga eine imponierende Serie, eine komplette Halbsaison auswärts ohne Gegentor. Wir verfügen über gute Abwehrspieler und einen immer stärker werdenden Tormann. Er ist irrsinnig ehrgeizig“, verweist Daxbacher auf seinen Helden vom Freitag, Pavao Pervan, der in letzter Minute beim SVM einen Elfer gehalten und so dem LASK die Tabellenführung gesichert hatte. Schon bei der Aufstiegsfeier nach dem 1:1 gegen Parndorf dachte der ambitionierte Linzer Tormann an die nächste Saison und hat somit weiter die Bundesliga fest im Fokus. Mit Tormann-Trainer Wolfgang Wimmer wird der frühere FC-Lustenau-Keeper übrigens vom Vater des FC-Legionärs Kevin trainiert.

Mit Harun Erbek, der am Dienstag gegen seinen Ex-Klub Horn wegen Rotsperre seine ersten Minuten in dieser Saison verpassen wird, kam ein bärenstarker Linksverteidiger aus Niederösterreich. Neben Hieblinger agiert der junge US-Boy Shawn Barry, der auch offensiv seine Akzente setzen kann und bereits an drei Toren beteiligt war. Mit Daniel Kerschbaumer und Balakiyem Takougnadi verfügt man auf der rechten Seite über junge Alternativen. Generell ist der Trainer mit dem Mix zufrieden. „Wir haben einen guten Kader und auch sehr gute junge Spieler, die nicht nur ob der Regelungen auf dem Papier stehen. Wir sind wirklich gut aufgestellt und das kann, je länger die Saison dauert, umso wichtiger werden“, so der 61-Jährige, der freilich selbst auch seinen großen Anteil am Erfolg hat.

DER TRAINER

„Das müssen andere beurteilen, aber ich gebe natürlich mein Bestes und arbeite nicht anders wie oben, egal ob das Trainingshäufigkeit oder Trainingsintensität betrifft. Das gelingt uns sehr gut“, gibt sich Daxbacher bescheiden. Andere stimmen freilich Loblieder auf den Niederösterreicher an. „Mit seiner Routine, Erfahrung und Gelassenheit hilft er einfach sehr viel. Es ist eine junge Truppe und er hat für diese das richtige Fingerspitzengefühl. Das gesamte Trainer-Team passt gut“, ist Schill mit der Arbeit zufrieden. Eines der bisherigen Highlights war sicherlich das 2:0 gegen Liefering, bei dem die Athletiker die Gäste taktisch im Griff hatten. „Da haben wir sie sehr gut in Schach gehalten“, blickt Daxbacher zurück. Anders als bei der Wiener Austria, seinem Lebensklub, genießt das Trainer-Urgestein einen ganz besonderen Status und wird von den schwarz-weißen Fans als „Kaiser Karl“ verehrt. Auch wegen seiner ehrlichen und menschlichen Art.

Seine sportliche Bilanz beim LASK begünstigt dies freilich auch. In seiner ersten Ära wurde Daxbacher auf Anhieb Meister in der Ersten Liga. Ab Spieltag elf gaben die Linzer 2006/07 die Tabellenführung nicht mehr her. Parallelen sind allerdings rar. „Dazumal war der Aufstieg von Beginn weg fast ein Muss. Ivica Vastic war ein alles überragender Spieler, den haben wir in dieser Form jetzt nicht. Das Kollektiv ist jetzt vielleicht besser“, vergleicht der frühere Kicker. „Die Erwartungshaltung könnte zur Parallele werden, aber dieses Mal wird es sicher schwieriger aufzusteigen. Die Spiele sind so eng, dass wir uns nie in Sicherheit wiegen können“, bleibt Daxbacher Realist. In weiterer Folge verpasste der LASK 2008 erst im Finish den Europacup, ehe die Austria ihr Urgestein zurück nach Wien holte. Mit den Linzern wurde Daxbacher in der Regionalliga in beiden Saisonen jeweils Meister der Mitte-Liga.

DIE FÜHRUNG

Ein wesentlicher Faktor für die aktuelle Erfolgsstory stellt vor allem auch die Neuaufstellung des Klubs dar. Die so genannten „Freunde des LASK“ übernahmen von Reichel, mit dem ehemaligen FC-Linz-Manager und jetzigem Spielerberater Jürgen Werner als sportlichem Architekten. Siegmund Gruber (oben links) ist operativer Finanz-Vorstand, Schill Sport-Vorstand. „Das läuft super, mit dem Verwaltungsrat ist die Handlungfähigkeit gegeben. Das ist mir sehr wichtig, dass man schnell und direkt handeln kann", freut sich Letzterer. Die Schulden wurden beim Führungs-Wechsel getilgt, die ausstehenden Gehälter und Prämien an die Spieler ausgezahlt und somit ein Neustart erzielt. Von den damaligen 14 Freunden konnte man sich bereits auf 17 steigern, 20 sind laut Schill das Ziel: „Dann wäre man bei der Anteile-Parität bei 5 Prozent pro Freund. Das macht auch vieles vielleicht leichter, wenn jeder den gleichen Anteil hat.“ Die Befürchtungen, wonach viele Köche den Brei verderben könnten, bewahrheiten sich bislang nicht. „Besser könnte es gar nicht passen, es ist fast kitschig. Aber das hängt schon auch mit dem aktuellen Erfolg zusammen. Es wird nicht immer nur die Sonne scheinen, dann wird es sich weisen, wie weit auch wir zusammengeschweißt sind“, ist auch Schill Realist.

Die Euphorie wirkt sich natürlich auch auf das Sponsoren-Volumen des LASK aus. Bereits nach dem wichtigen Aufstieg in den Profi-Fußball konnte dieses auf 1,8 Millionen geschraubt werden – auch dank der „Plus City“ in Pasching als prominenten Hauptsponsor. Solch einen suchte Vorgänger Reichel, der Anfang Oktober einmal mehr als Tennis-Veranstalter reüssierte, vergeblich. Fast wöchentlich kommen neue Partner dazu. „Da sind wir gut unterwegs und das macht natürlich auch die Breite im Vorstand aus, weil jeder auch ein Netzwerk hat. Wir haben noch nicht den Plafond erreicht“, sagt Schill. Freilich wollen die Linzer auch deshalb in die Bundesliga, weil es dort finanziell noch rosiger aussieht. Der TV-Vertrag würde 1,5 Millionen Euro mehr bringen, zudem wurden Aufstiegs-Boni mit den Sponsoren vereinbart. „Das wäre ein Quantensprung gegenüber der Ersten Liga. Diese zu finanzieren ist nicht einfach“, stellt Schill klar. Stolz sei man auf die Personalkosten, die nur 45 Prozent des Budgets ausmachen würden. Normal wären es um die 60. Auf der anderen Seite hat man wiederum immense Ausgaben für die Stadion-Miete zu tragen.

DIE FANS

Die Euphorie kennt beim harten Kern der LASK-Fans seit dem Ende der Reichel-Ära keine Grenzen. Wie zuletzt in Mattersburg kann die Mannschaft auswärts auf wichtige Unterstützung bauen. Nur auf der für Fußball-Fans so ungeliebten Gugl, die 2012 für 32 Millionen Euro (!) renoviert wurde und beim 0:3 gegen die Elfenbeinküste wohl sein letztes Länderspiel erlebt hat, bleibt der Ansturm aus. Aktuell hält man bei einem Schnitt von 3.314 Zuschauern, ausgerechnet beim Ausweich-Spiel in Pasching hatte man mit 4500 die meisten Zuschauer in dieser Saison. In den Foren werden die Ticket- und Getränkepreise im weiten Stadion-Rund in Linz kritisiert. Der LASK selbst sieht keinen Cent von den kulinarischen Einnahmen, zahlt allerdings 20.000 bis 25.000 Euro Stadionmiete pro Spiel. Das belastet das Budget mit zirka 400.000 Euro im Jahr. In Österreich hat nur der FC Wacker in Innsbruck ein ähnlich großes Stück Holz zu tragen. In naher Zukunft gibt es diesbezüglich Gespräche mit der Stadt Linz. Der LASK versucht indes mit Aktionen wie dem Familien-Tag am Dienstag gegen Horn (18:30 Uhr) die Zuschauer zurückzuholen. „Die Entwicklung ist durchaus herzeigbar und hätte sich mehr Zuschauer verdient. Wir hadern aber nicht, wir arbeiten daran, um sie Step by Step ins Stadion zu bringen“, so Schill. Zum Vergleich: In der Aufstiegssaison hatte der LASK mit Zugpferd Vastic einen Zuschauer-Schnitt von 5311. Freilich trugen die tristen Jahre in der Ära Reichel auch nicht gerade zu einem sofortigen Wieder-Ansturm bei.

Einige Fans würden den Traditionsklub auch gerne im reinen Fußball-Stadion Pasching sehen. Das wird es allerdings nicht spielen, nicht nur weil der Klub nach Linz gehört. Zudem gibt es Probleme mit der Gemeinde, wo die Amateure in einer Kooperation mit dem FC Pasching spielen und die LASK-Profis trainieren. Vor den Gemeinderatswahlen kommendes Jahr wird die Anwesenheit des Klubs auch als Politikum abgehandelt. Der LASK selbst sieht sich das von außen an, hat die Gemeinde doch einen Vertrag mit dem FC Pasching, dieser wiederum einen Untermieter-Kontrakt mit dem Traditionsklub aus Linz. Auch hier folgen weitere Gespräche. Klar ist allerdings auch, dass der LASK nicht so schnell weichen wird. Das ist für Schill auch gut so. „In Pasching haben wir Trainingsbedingungen, die man in der Bundesliga nur bei wenigen Klubs findet.“ Dort trainierte etwa auch das Nationalteam vor gut zwei Jahren. Der LASK hat nach 14 Runden sein Ziel klar definiert, doch der Titel ist noch ein langer Weg. Schill: „Ich warne und mir gefällt es auch besser, wenn ich sage, wir wollen bis am Ende vorne dabei sein. Es dauert noch lange, wir müssen unser Leistungsniveau halten und mal sehen, wie sich die anderen Klubs entwickeln. Wichtig ist, dass wir bis zum Schluss dran bleiben.“ Die Konkurrenz hilft mit. Wacker Innsbruck hat bei einem Spiel weniger zwölf Punkte Rückstand und nun Trainer Michael Streiter entlassen. St. Pölten mit 13 bzw. Austria Lustenau mit 14 Zählern Rückstand haben erst kürzlich neue Chef-Trainer installiert. Nur Mattersburg, das zwei Mal 1:0 geschlagen wurde, hält mit. Sollte es tatsächlich mit dem Aufstieg klappen, würde der LASK 2015 wieder Bundesliga spielen. Ausgerechnet 50 Jahre nach dem ersten und einzigen Titel-Gewinn im Oberhaus als erster Nicht-Wiener Klub.

 

Bernhard Kastler