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"Die Favoriten sind sicher andere und nicht St. Pölten"

„Wir haben das beste Trainerteam in der Liga.“

Mit dieser Aussage ließ Frenkie Schinkels kürzlich in der „NÖN“ aufhorchen. Darum kann man sich zwar noch nichts kaufen, eine gute Basis ist es aber allemal.

Diese ist beim SKN St. Pölten auch wichtig. Nach der verkorksten vergangenen Saison, die mit dem Klassenerhalt doch noch ein Happy End fand, soll endlich wieder Ruhe einkehren.

Angeführt von „King“ Karl Daxbacher sollen die infrastrukturell längst bundesligatauglichen Niederösterreicher auch sportlich diesem Niveau gerecht werden.

Große Ambitionen beim Rückkehrer

Kein einfaches Unterfangen für den 62-Jährigen, der St. Pölten schon von 2000 bis 2002 betreute und in einer bestimmten Art und Weise Kultfaktor genießt.

Dies wurde bei der offiziellen Saisoneröffnung pompös inszeniert, als der Rückkehrer auf einer Harley Davidson durch die NV-Arena chauffiert wurde.

Beim, damals noch im Aufstiegsrennen liegenden, LASK im März geschasst, hält man an der Traisen große Stücke auf den „Sir“, der von Jochen Fallmann, Tormanntrainer Wolfgang Knaller und Athletiktrainer Christoph Reisinger unterstützt wird.

„Ich bin mit sehr vielen Ambitionen und Engagement in die neue Aufgabe gestartet“, gesteht Daxbacher im Gespräch mit LAOLA1 und freut sich auf die Zusammenarbeit.

Anders als beim LASK

Das Vertrauen, dass ihm entgegen gebracht wird, scheint unbezahlbar zu sein. Anders als zuletzt beim LASK, wo der Zeitpunkt der Ablöse überraschend und aus Sicht der Linzer ungünstig gewählt wurde.

„Da ich hier im Umfeld gemerkt habe, dass ich sehr willkommen bin, ist es mir leicht gefallen, hier zu beginnen“, begründet der neue Chefbetreuer seine Entscheidung, die sich bisher als die richtige herausstellte.

Das Worst-Case-Szenario konnte gerade noch abgewendet werden. Nämlich jenes, dass der vorzeitig bestellte Daxbacher in der Regionalliga Ost anstatt in der Ersten Liga sein Zepter schwingen hätte müssen.

"Born to be wild": Daxbacher nimmt die Herausforderung an

Kurz vor Saisonschluss noch knapp an der Kippe, wuchs das Team mit vier Siegen und einem Remis in den abschließenden fünf Runden über sich hinaus. Der Lohn: Rang 5.

Chaos soll Vergangenheit angehören

Geht es nach Daxbacher, hat sich sein aktueller Arbeitgeber in der vergangenen Spielzeit unter Wert geschlagen. Dem Team soll in dieser Saison Stabilität verliehen werden.

„Ich denke, die Leistungen am Ende der Meisterschaft haben der Mannschaft auch bewusst gemacht, dass etwas möglich ist, wenn das Verhältnis zwischen Umfeld, Betreuerteam und Mannschaft passt.“

Am Chaos war der selbst ernannte Aufstiegskandidat der vergangenen Saison selbst schuld. Harakiri-Aktionen des Sportdirektors, wie etwa die Vertragsauflösung von Abwehrchef Tomasz Wisio, die am darauffolgenden Tag von Vereinsseite wieder revidiert wurde, trugen das Übrige dazu bei.

Statt um den Titel und den Aufstieg in die Bundesliga mitzuspielen, fand man sich im Keller wieder und kam schlussendlich nur mit dem Schrecken davon.

Vertrauen in bisher nicht ausgespielte Stärken

Eine der Hauptaufgaben Daxbachers wird es somit sein, für Ruhe zu sorgen und das Schiff mit seiner Erfahrung und bewiesenen Qualitäten wieder auf Kurs zu bringen.

Da das Team im Mai bewiesen hat, dass es zu mehr im Stande ist, wurden auch nur punktuell Verstärkungen gesucht. Einen neuerlichen Umbruch galt es zu vermeiden.

„Das war dann auch der Grund, warum wir kaum etwas verändert haben und fast mit derselben Mannschaft in die Meisterschaft gehen. Natürlich gibt uns auch das Budget einiges vor, dass wir nicht wahllos Spieler holen können, wie das vielleicht andere Mannschaften machen“, konkretisiert der St.-Pölten-Coach, ist aber durchaus davon überzeugt, eine konkurrenzfähige Truppe zur Verfügung zu haben.

Neu an Bord sind der Ex-Austrianer Florian Mader (hier geht’s zum Interview), der Brasilianer Jefferson sowie Bartolomej Kuru, die erst 19-Jährigen Husein Balic und Manuel Martic müssen erst langsam herangeführt werden.

Mader als Leitwolf, Jefferson als Hoffnung

„Mader hat sich in den ersten Spielen schon sehr gut eingefügt, der wird uns sicher sofort weiterhelfen. Ich kenne ihn schon von der Austria und denke schon, dass er eine wichtige Verpflichtung für uns ist. Er ist ruhig am Ball, sollte uns das Spiel von hinten nach vorne aufbauen und weitertragen“, ist Daxbacher zufrieden.

Hinter Jefferson Pereira Vieira (26) steht eher ein Fragezeichen. Der von Itambiara kommende Südamerikaner trifft auf eine neue Kultur, muss sich erst akklimatisieren und weist laut Trainer zudem noch Konditionsrückstand auf. Zudem fällt die Verständigung schwer, selbst Daniel Lucas Segovia hat als Spanier mit dem Portugiesisch des Neuzugangs zu kämpfen. Daxbacher macht seine Anweisungen mit Händen und Füßen deutlich.

Trotzdem soll der Offensivspieler die Anlagen haben, dem Spiel der Gelb-Blauen nicht nur einen exotischen Touch, sondern auch seinen Stempel aufzudrücken – wenn man ihm die nötige Zeit gibt.

Zudem konnten in den vergangenen Wochen Vertragsverlängerungen mit wichtigen Stützen wie Marcel Holzmann, Martin Grassegger, Michael Ambichl, Peter Brandl, Andreas Dober, Mario Mosböck, Christoph Riegler, Patrick Schagerl und Michael Huber erzielt werden.

„Die Favoriten sind sicher andere“

Trotzdem ist sich Daxbacher bewusst: „Die Favoriten sind sicher andere und nicht St. Pölten.“

Neben u.a. dem LASK und Wacker Innsbruck sorgen vor allem die Aufsteiger für einen neuen Anreiz und Spannung in der kommenden Erste-Liga-Saison.

„Attraktiv ist die Liga von den Namen her auf alle Fälle. Mit Austria Klagenfurt und Austria Salzburg sind zwei Traditionsvereine dazugekommen, die wahrscheinlich den Zuschauerschnitt und wahrscheinlich auch die Attraktivität steigern werden.“

Anders als noch in der letzten Saison wird beim SKN diesmal der Aufstieg nicht in den Mund genommen. Vorerst sollen kleinere Brötchen gebacken werden, um in Folge einen weiteren Angriff unternehmen zu können.

„Wir haben uns schon als Ziel vorgegeben, dass wir im vorderen Drittel der Tabelle landen wollen“, so Daxbacher. Mehr wäre aber auch mit dem angeblich besten Trainerteam der Liga eine Überraschung.


Alexander Karper