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"Man muss dieser Mannschaft eine Chance geben"

Man trifft sich immer zwei Mal im Leben. Wohl gerade in Vorarlberg.

Schon im Sommer war Damir Canadi beim SCR Altach begehrt. Jetzt hat es geklappt.

Der gebürtige Wiener erhält einen Vertrag bis 2014 und übernimmt damit das Amt von Rainer Scharinger, der drei Tage zuvor beurlaubt wurde.

Altach ist für den 42-Jährigen die zweite Profistation als Cheftrainer und – nach der enttäuschenden Herbstsaison - ein Klub mit einem neuen, großen Ziel: Aufstieg 2014.

Vom Tabellenkeller auf Platz fünf

Den Weg nach Altach, das dreizehn Autominuten von seinem alten Arbeitsplatz entfernt liegt, ebnete sich Canadi durch beeindruckende Leistungen mit dem FC Lustenau.

Die Blau-Weißen übernahm er im Herbst 2011 als Tabellenletzter. Im ersten Spiel als Chefcoach gewann der FC mit 6:1 bei Blau-Weiß Linz und am Ende der Saison wurde der direkte Abstieg mit zehn Punkten Vorsprung auf Hartberg deutlich abgewendet.

Eigentlich wären noch zwei Relegationduelle fällig gewesen, um die Klasse zu halten. Da der LASK aber keine Lizenz bekam, traten die Hartberger gegen den GAK an.

Das große Ziel als entscheidender Faktor

"Das Interesse aus Altach war schon länger da. Durch die sportliche Situation beim FC hat sich das Ganze aber verzögert und da hätte ich auch mit keinem anderen Verein verhandelt", erzählt Canadi im Gespräch mit LAOLA1.

Scharinger ging zum SCRA und Canadi blieb bei den Lustenauern. Die haben sich, eine Herbstsaison später, noch weiter nach oben gearbeitet und liegen nun in der Tabelle auf Platz fünf. Und das, trotz eines geringen Budgets und fortwährender finanzieller Probleme.

Doch Canadi strebt nach höherem. "Altach ist mit anderen Zielen ausgestattet, hat eine sehr gute Infrastruktur für einen Trainer. Hauptausschlaggebend war aber, dass der Verein mit dem Aufstieg in der nächsten Saison ein klares Ziel vor Augen hat."

Georg Zellhofer ist ebenfalls neu bei den Altachern

Neuer Sportdirektor, neuer Präsident

Zudem sei auch noch die Umstrukturierung innerhalb des Vereins für seine Entscheidung verantwortlich gewesen.

Mit Georg Zellhofer ist seit kurzem ein prominenter Sportdirektor an Bord. Eine Position, die seit dem Abgang von Walter Hörmann im August 2010 verwaist war. Und auch der Präsident ist mit Johannes Engl ein neuer.

Während auf Funktionärsebene bereits einige Veränderungen stattgefunden haben, will man am Spielersektor noch abwarten.

"Der Kader ist gut. Wenn ein passender Spieler am Markt verfügbar ist, werden wir uns das natürlich überlegen, aber ich muss jetzt erst einmal das Team kennenlernen. Man muss der Mannschaft, die da ist, eine Chance geben", meint Canadi, der am Dienstag sein erstes Training leitet.

Abwehrtalent Vucur folgt nicht nach Altach

Das bedeutet auch, dass es keine Mitgift aus Lustenau geben wird. Dem auch von mehreren Bundesligisten umgarnte Verteidiger Stipe Vucur wurde unlängst nachgesagt, seinem Trainer möglicherweise nachzufolgen.

Canadi zeigt sich gegenüber seinem ehemaligen Arbeitgeber aber loyal: "Grundsätzlich werde ich Spieler, die gültige Verträge beim FC Lustenau haben, nicht verpflichten. Das ist Prinzipsache und einfach nicht meine Art. Schließlich sind das ja auch Nachbarn von uns."

Die Chance, das Ziel Bundesliga in Angriff zu nehmen, wird nun jedem aktuellen Kaderspieler in Altach gegeben. "Man wird sehen, wer die Leistungen abrufen kann, die wir uns erwarten. Das wird entscheidend sein im nächsten halben Jahr."

Aufgrund von 15 Punkten Rückstand auf Tabellenführer Austria Lustenau kann man sich nämlich wohl nur noch um den ein oder anderen, aber nicht auf den ersten Platz verbessern.

Das Frühjahr wird zum Charaktertest

"Da wird man an den Charakteren der Spieler sehen, wer trotzdem im Frühjahr jedes Spiel gewinnen will und wie groß die Eigenmotivation bei jedem einzelnen ist. Darauf werden wir ganz genau schauen", verspricht der neue Trainer.

Die letztendliche Platzierung sei nicht ausschlaggebend. Wichtiger sei es, Dinge auszuprobieren und die richtigen Typen für die Mission 2014 zu finden.

Denn: "Ein Verein, der so geführt wird wie Atlach gehört meiner Meinung nach auch in die Bundesliga. Der Verein kennt das Gefühl dort zu sein ja auch schon", so Canadi.

Und man kann nicht abstreiten, dass derzeit Vieles unternommen wird, um dieses Gefühl wiederzuerlangen.

 

Andreas Terler