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Erste Liga kontert Prohaska-Kritik

Klubs wehren sich gegen Prohaska-Kritik, doch hat die Liga überhaupt Zukunft?

Erste Liga kontert Prohaska-Kritik

Herbert Prohaskas Kritik an der Ersten Liga hat hohe Wellen geschlagen.

Die Klubs wollen die Vorwürfe aber nicht auf sich sitzen lassen. „Die größten Talente wechseln schon früh ins Ausland. Die zweitbesten gehen zu Red Bull. Was übrig bleibt, schnappt sich Rapid und die Austria", sagt Lustenau-Präsident Hubert Nagel. "Die anderen Bundes- und Erstligisten raufen sich um den Rest. Das muss man kompensieren."

Die Abschaffung der Jugendregelung sei deswegen ein logischer Schritt.

„Man will einen jungen Spieler nicht nur deswegen aufstellen, weil er jung ist, obwohl er weniger Potenzial hat. Wenn die besten Talente schon in der ersten Spielklasse auflaufen ist klar, dass eine Stufe darunter die Spieler fehlen“, verteidigt auch Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer die Änderungen hinsichtlich des Österreicher-Topfs.

Verjüngung der Liga?

Nagel ist sogar der Meinung, dass die neuen Regeln zu einer Verjüngung der Liga führen werden: „Ab nächster Saison zählt der Einsatz eines U22-Spielers für den Österreicher-Topf gleich vier Mal so viel wie der eines älteren Spielers. Das ist ein Riesen-Anreiz für die Vereine, weil in unserer Liga jeder finanziell zu kämpfen hat.“

Auch Kapfenberg-Präsident Erwin Fuchs schlägt in diese Kerbe: „Herbert (Prohaska) befürchtet, dass die Jungen keine Chancen mehr bekommen. Ich glaube, dass es umgekehrt sein wird.“

Zumal man nun endlich auch junge Ausländer verpflichtet könne. So interpretiert zumindest Nagel die neue maximale Legionärsanzahl von sechs Spielern.

„Bisher hat man für die drei Legionärsplätze gestandene Leistungsträger geholt. Nun kann man endlich auch junge Talente holen, die mehr Zeit für ihre Entwicklung brauchen“, erklärt der Vorarlberger, der im selben Atemzug auf die starken Auftritte des 21-jährigen Lustenau-Brasilianers Bruno Felipe Souza verweist.

„Normalerweise bin ich mit Herbert einer Meinung, aber…“

Um einen Rückfall in alte Zeiten, in denen billige Fremdarbeiter den heimischen Talenten die Kaderplätze wegnahmen, sorgt sich niemand der Liga-Verantwortlichen. „Normalerweise bin ich mit Herbert einer Meinung, aber in diesem Fall nicht“, so Nagel.

"Die Zuschauer identifizieren sich viel mehr mit einem Brasilianer, der drei Gegenspieler stehen lässt, als mit irgendeinem Oberösterreicher.“

Lustenau-Boss Hubert Nagel

Der Lustenau-Boss gibt gleichzeitig aber zu, dass auch finanzielle Argumente bei der Entscheidung eine Rolle gespielt hätten. „Die Zuschauer identifizieren sich viel mehr mit einem Brasilianer, der drei Gegenspieler stehen lässt, als mit irgendeinem Oberösterreicher.“

Die Finanzen sind in der Ersten Liga momentan sowieso das heißeste Thema. Am 15. März müssen die Vereine ihrer Lizenzunterlagen abgeben. Gut möglich, dass es aufgrund der wirtschaftlichen Probleme keinen sportlichen Absteiger geben wird.

Eine Liga mit chronischen Finanz-Problemen

Immerhin steht wegen der Insolvenz von Austria Salzburg bereits ein Verein, der runter muss, fest. Daneben werden auch Austria Klagenfurt, Wr. Neustadt und dem SV Kapfenberg finanzielle Engpässe nachgesagt.

„Falken“-Präsident Fuchs, der zuletzt gegenüber der „Kleinen Zeitung“ noch von einer Lücke in Höhe von 300.000 Euro sprach, gibt sich jedoch zuversichtlich: „Wir haben uns der Situation angepasst und ausgabenseitig Kosten reduziert.“

Der Aufsichtsratvorsitzende der Ersten Liga stöhnt über die hohen Ausgaben, die der Wartungserlass des Finanzministeriums mit sich bringt. Demnach müssen die 20 Klubs der beiden obersten Spielklasse ihren Profibetrieb in eine Kapitalgesellschaft auslagern. „Das verursacht Mehrkosten von 200.000 Euro“, so Fuchs.

Die zwei Fix-Absteiger müssen weg

Der Kapfenberg-Boss tritt deswegen für eine kurzfristige Auflockerung der Lizenzbestimmungen ein. Für die nächsten zwei bis drei Jahre sollen die Klubs verpflichtend nur mehr 15 statt 20 Profis anstellen müssen.

"Mit zwei Fix-Absteigern wird es langfristig keine Zukunft geben."

Bundesliga-Vorstand Ebenbauer

Sein Lustenauer Kollege stimmt diesem Plan zu, er fordert zudem die Abschaffung der zwei Fix-Absteiger: „Die sind tödlich. Damit zwingt man die Vereine, wirtschaftliche Risiken einzugehen.“ Bundesliga-Vorstand Ebenbauer ergänzt: „Mit zwei Fix-Absteigern wird es langfristig keine Zukunft geben.“

Das Abstiegsformat könnte frühestens mit der Saison 2017/18 geändert werden, denn erst dann stellte jede Regionalliga ein Mal den Direkt-Aufsteiger. Heuer ist übrigens der Osten an der Reihe.

Gesucht: Das optimale Liga-Format

Letztlich stellt sich aufgrund der chronischen Finanz-Probleme in der zweiten Spielklasse wieder einmal die Frage nach dem optimalen Liga-Format. „Sportlich passt das aktuelle System, aber das Geld reicht nicht für 20 Vereine“, sagt Ebenbauer.

Die Spielergewerkschaft fordert aus diesem Grund eine einzige reine Profiliga für Österreich. LASK-Coach Oliver Glasner wird noch konkreter und tritt selbstbewusst für eine Bundesliga mit 16 Vereinen ein. Beim Medientermin vor dem Rückrundenstart hielt er ein flammendes Plädoyer, das ihr hier sehen könnt:

 

Die Klub-Präsidenten Nagel und Fuchs sprechen sich dagegen wie Prohaska klar für die Beibehaltung des aktuellen Formats aus. „Jede Änderung würde zu einer Verschlechterung führen“, erklärt Nagel. „Wenn man mehr Vereine in die Liga nimmt oder gar Regionalligen als zweite Leistungsklasse einführt, verwässert man die wirtschaftlichen Ressourcen noch weiter.“

Ein Patentrezept für die Probleme der Ersten Liga hat also noch niemand gefunden. Die Diskussionen werden weitergehen.

 

Jakob Faber

 

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