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Euphorisierte Brasilianer wollen nun auch den WM-Titel

Euphorisierte Brasilianer wollen nun auch den WM-Titel

Der schlafende Riese ist erwacht und ganz Brasilien träumt vom WM-Triumph im nächsten Jahr.

73.581 euphorische Zuschauer erlebten magische Momente im Maracana, als die "Selecao" beim 3:0 im Confed-Cup-Finale Weltmeister Spanien entzauberte.

Der Gastgeber beendete am Sonntagabend die Serie von 29 ungeschlagenen Pflichtspielen der Spanier und gewann zum dritten Mal in Serie die WM-Generalprobe.

"Der Sieg weist uns einen Weg"

"Brasilien hat bewiesen, dass wir es schaffen können. Der Sieg weist uns einen Weg. Die Mannschaft kann nun daran glauben, 2014 den Titel zu holen", meinte Luiz Felipe Scolari am Tag genau elf Jahre nachdem der Erfolgscoach 2002 in Yokohama gegen Deutschland das letzte Mal den WM-Pokal mit Brasilien geholt hatte.

Der 64-Jährige hat Brasilien den Glauben an die "Hexa", den möglichen sechsten WM-Erfolg, wieder zurückgegeben.

Die Arena erbebte

378 Tage vor dem kommenden WM-Finale im Maracana setzte Brasilien ein Zeichen. Stürmer Fred kickte den Ball im Liegen nach nur 95 Sekunden ins Tor des Weltmeisters.

Da erbebte die Arena zum ersten Mal und man konnte erahnen, was hier nächstes Jahr los sein würde, wenn Brasilien im WM-Endspiel stehen sollte. Neymar, der 57-Millionen-Einkauf des FC Barcelona, knallte den Ball in der 44. Minute wie im Lehrbuch ins Kreuzeck. Erneut Fred (47.) erhöhte auf 3:0.

Finale als Schaulaufen

Gegen geknickte Spanier geriet das Ende der Partie zu einem Schaulaufen. Vergessen waren die Unstimmigkeiten vor dem Turnier.

Lange hatte Brasilien auf einen Sieg gegen einen "großen" Gegner warten müssen, Scolari galt als nicht unumstritten. Ein 3:0 gegen Frankreich wenige Tage vor Turnierstart brachte aber die Wende - spätestens seit Sonntag sind die Kritiker restlos verstummt.

Neymar "Spieler des Turniers"

"Ich bin glücklich über alles, was in diesem Turnier passiert ist", meinte Neymar nach dem steilen Aufstieg - der auch seine Person betraf. Der im Sommer nach Europa wechselnde Superstar seines Teams wurde als "Spieler des Turniers" ausgezeichnet.

Der 21-Jährige wurde den Vorschusslorbeeren schlussendlich gerecht. "Brasilien hat der Welt gezeigt, dass man es respektieren muss. Das war ein großartiger Sieg gegen die beste Mannschaft der Welt, der zeigt, was für ein tolles Team wir sind", betonte Neymar.

Auf dem Boden bleiben

Wie andere Brasilianer warnte aber auch er, nicht in allzu große Euphorie zu verfallen. "Bleiben wir mit den Füßen am Boden. Wir sind auf dem richtigen Weg", sagte der Angreifer, der sich nun einer Halsoperation unterziehen wird.

Mit dem Eingriff am Freitag sollen seine immer wiederkehrende Probleme im Rachen behoben werden. Der Arbeitsantritt in Barcelona soll durch die Operation nicht verschoben werden.

Noch viel zu tun

Scolari bedankte sich wie nach jedem Sieg mit herzlichen Worten beim Publikum. Der Trainerfuchs rief aber in Erinnerung, dass bis zur WM auch sportlich noch viel zu tun sein wird.

"Wir sind weiterhin eine Mannschaft, die noch wachsen muss. Aber dieser Sieg macht uns besser und gibt uns mehr Vertrauen", meinte Scolari - was fast wie eine Warnung an die Konkurrenz klang. Er hoffe "aus offensichtlichen Gründen" auch, dass der Erfolg das Land einen könne.

Party- statt Proteststimmung

Auf den Straßen herrschte dann auch Party- statt Proteststimmung. Vor dem massiv gesicherten Maracana-Stadion demonstrierten nur einige Tausend Menschen friedlich gegen Korruption und Misswirtschaft. In etwa 500 Meter Entfernung kam es an einer Straßenkreuzung zu Zusammenstößen zwischen Randalierern und der Polizei.

Brasiliens beim Eröffnungsspiel ausgebuhte Präsidentin Dilma Rousseff blieb dem Finale fern, gratulierte aber zum Titelgewinn. Sie sprach von einem "historischen Tag für den brasilianischen Fußball". Die Spieler hätten "Freude, Kreativität, Teamgeist und Einigkeit" gezeigt. Den Siegerpokal überreichten FIFA-Chef Joseph Blatter und Sportminister Aldo Rebelo.