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City ohne Toure gegen Barca: Kann das gut gehen?

City ohne Toure gegen Barca: Kann das gut gehen?

Manchester City ohne Yaya Toure – das gleicht einem Schweizer Käse ohne Löcher, einer dänischen Party ohne Nicklas Bendtner oder dem ÖSV-Slalom-Team ohne Marcel Hirscher.

Okay, so wichtig wie Hirscher für die österreichische Slalom-Bilanz ist Toure dann doch nicht. Dennoch weiß man angesichts der letzten Wochen um seine Bedeutung für ManCity.

In Abwesenheit des Mittelfeldspielers präsentierte sich das Team von Manuel Pellegrini wie paralysiert. Kaum war Toure nach dem Afrika Cup jedoch zurück in der Startelf, schoss man Newcastle mit 5:0 ab.

Diese Abhängigkeit ist ein Problem, das die „Citizens“ trotz hunderter Millionen Euro an Transferausgaben nicht in den Griff bekommen. Im Champions-League-Achtelfinale gegen den FC Barcelona fehlt der 31-Jährige nun aufgrund einer Rot-Sperre erneut.

Muss City also schon von vornherein den Kopf in den Sand stecken?

In der CL auch ohne Yaya erfolgreich

Natürlich nicht, meint Trainer Pellegrini. „Ich bevorzuge es immer, mit Yaya anzutreten, weil er ein sehr wichtiger Spieler ist und wir mit ihm immer besser spielen, aber wir können auch ohne ihn bestehen. Das ist uns auch gegen die Bayern und Roma gelungen“, spielt der Chilene, den die andauernden Fragen dazu schon nerven, auf die hervorragende CL-Bilanz ohne den Leader an.

Im Herbst standen die „Citizens“ in der Gruppenphase nach einem 1:2 gegen ZSKA Moskau schon fast vor dem Aus. Doch ohne Toure, der im Spiel gegen die Russen eine Rote Karte samt Sperre für drei Spiele ausfasste, qualifizierte man sich dank eines 3:2 gegen die Bayern und eines 2:0 bei der Roma für die K.o.-Phase.

Alles halb so schlimm, könnte man also meinen. Zumal gegen Barca die Zweikampfstärke von Toure-Ersatzmann Fernando ein Vorteil sein könnte. Dennoch lest sich Citys Bilanz ohne den frischgebackenen Afrika-Cup-Sieger verheerend: Während Toure das Dress der Elfenbeinküste überstreifte, fuhren seine Teamkollegen in sieben Spielen nur zwei Siege ein. Dazu flog man nach einer peinlichen 0:2-Niederlage gegen Zweitligist Middlesbrough aus dem FA Cup.

Silva alleingelassen

Schon vor zwei Jahren wurde der Afrika Cup aufgrund der Abwesenheit Toures zum Problem für ManCity. Bevor er zur Nationalmannschaft reiste, war man 2013 nur vier Punkte hinter Tabellenführer Manchester United. Bis er zurückkam, wuchs der Abstand auf zwölf Punkte an.

Seitdem hat sich beim Scheich-Klub nicht viel geändert. Vor allem das 0:2 gegen Arsenal in der 22. Runde machte die Probleme deutlich. Ohne Toure sind die „Citizens“ ausrechenbar. Von der Doppelsechs, die dann zumeist von Fernandinho und Fernando gebildet wird, kommt zu wenig Drang nach vorne. So hängt das Offensiv-Spiel zu sehr von David Silva ab.

Wird der Spanier, wie im Spiel gegen Arsenal von Francis Coquelin optimal erledigt, aus dem Spiel genommen, dann fehlt es der Pellegrini-Elf an Kreativität.

Falsche Transfer-Politik

Überhaupt hat das Team aus Manchester nur wenige echte Leader-Typen in seinen Reihen. Frank Lampard wäre so einer, er kommt aufgrund seines Alters aber meistens erst von der Bank zu seinen Einsätzen.

Auch Kapitän Vincent Kompany gilt als Anführer auf und neben dem Platz. Als Innenverteidiger, der sich obendrein zuletzt nicht mehr ganz so sattelfest präsentierte, kann er aber naturgemäß nur wenig Einfluss auf das Angriffsspiel nehmen. Typen wie Silva und Kun Aguero sind wiederum zu ruhig, um als echte Antreiber zu gelten.

Insgesamt verabsäumte es Sportdirektor Txiki Begiristiain am Transfermarkt mehr als nur Ergänzungsspieler zu holen. Jesus Navas, Stevan Jovetic, Alvaro Negredo oder Eliaquim Mangala sind allesamt hervorragende Fußballer, aber eben keine Stars, die die Qualität des Kaders nachhaltig gestärkt hätten.

BBC-Experte Robbie Savage, 39-facher walisischer Nationalspieler, zeigt das in seiner Kolumne auf: „Sind Schlüsselspieler wie Toure, Aguero oder Kompany verletzt oder nicht in Form, dann hat City keine neuen Gesichter, die gut genug sind, um den Unterschied auszumachen. Wenn du keine besseren Spieler einkaufst, als jene, die du schon im Kader hast, dann wird dich die Konkurrenz irgendwann einmal einholen.“

„Yaya liebt Manchester City“

Toure dagegen besticht als Leader durch und durch. Das beweist eine Geschichte von Wilfried Bony, den City im Jänner von 32 Millionen Euro von Swansea loseiste.

„Wir waren immer in Kontakt, sogar bevor der Transfer zustande kam“, meint der Stürmer über seinen Nationalteam-Kollegen von der Elfenbeinküste. „Als sich schlussendlich die Möglichkeit ergab, dass ich zu City wechsle, hat er mir sehr geholfen. Wir haben sehr viel darüber gesprochen.“

Toures Vertrag bei ManCity läuft noch bis 2017. Zwar wurde er zuletzt immer wieder mit einem Abgang im Sommer in Verbindung gebracht, doch nun versetzte sein Manager Dimitry Seluk den Hoffnungen von PSG und Inter, ihn verpflichten zu können, einen herben Schlag.

„Yaya liebt Manchester City und ist, trotz allem, was hier und da gesagt wurde, glücklich in diesem Verein. De facto würde er gerne für immer bleiben. Er würde nichts lieber haben, als hier seine Spielerkarriere zu beenden und später weiter für den Klub zu arbeiten.“

Manchester City könnte sich glücklich schätzen, würde Toure bleiben. Denn ohne ihn fehlt dem Verein etwas. Gegen Barca könnte schon seine bloße Anwesenheit helfen, um nach etlichen Versuchen endlich auch in der Champions League einmal weiter als ins Achtelfinale zu kommen.

 

Jakob Faber