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"Wir standen extrem unter Druck"

Prüfung bestanden.

Spieler und Trainer von Red Bull Salzburg waren vor dem Rückspiel in der dritten Runde der Champions-League-Qualifikation gefordert – und sie lieferten am Punkt eine mehr als entsprechende Leistung ab.

Mit einem völlig verdienten 2:0-Sieg zogen die „Bullen“ vor 20.716 Fans in Wals-Siezenheim ins Playoff ein und stehen damit nur noch zwei Spiele vor ihrem großen Ziel namens CL-Gruppenphase.

Maribor, Legia Warschau, Slovan Bratislava, Malmö oder Aalborg – einer dieser fünf Klubs wird zur letzten Hürde für den Traum, den sich Salzburg in der zehnten Red-Bull-Saison endlich erfüllen will.

„Damit muss man erst einmal umgehen“

Zum ersten Mal seit vier Jahren überstanden die Salzburger in der CL-Quali wieder eine Runde – und nach dem 1:2 in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku war es auch dieses Mal keine sichere Bank.

„Wir standen extrem unter Druck“, gewährte Matchwinner Martin Hinteregger, mit seinen zwei Treffern Mann des Spiels, tiefen Einblick. Auch seine Mannschaftskollegen spürten diesen.

„Es wurde von einer Blamage geschrieben, damit muss man erst einmal umgehen. Und dann steht der Gegner auch noch tief hinten drin“, hielt Kevin Kampl fest, um zu resümieren: „Das  war eine Prüfung und wir haben sie richtig gut gelöst. Wir haben kühlen Kopf bewahrt – es war eine geschlossene Mannschaftleistung.“

Salzburg war von Beginn an klar feldüberlegen und hatte am Ende ein Torschussverhältnis von 24:4 aufzuweisen.

Doch der Meister aus Aserbaidschan machte hinten wie erwartet dicht. Die Hausherren versuchten es in der ersten Hälfte vor allem durch die Mitte, wo es aber nur ganz selten ein Durchkommen gab.

„Standards als Waffe“

Pikanterweise sorgte Salzburg, in jüngerer Vergangenheit vor allem als Tormaschinerie aus dem Spiel heraus berühmt, durch zwei Treffer nach jeweils einem Corner für die notwendigen Tore.

„Es ist wichtig, dass unsere Standards auch eine Waffe werden. Das ist gegen einen kompakten Gegner wichtig, das kann der Schlüssel sein“, sah sich Trainer Adi Hütter später bestätigt.

In Baku bekam der Double-Sieger einfache Tore, in Salzburg erzielte man sie. Hauptsache drin.

„Vielleicht haben unsere Offensivspieler etwas den Druck gespürt, nach dem 2:0 ist es dann auch besser gelaufen“, sprach Hinteregger von der offensichtlichen Erleichterung ob der Führung.

„Sie haben auch nach dem 0:2 wenig für das Spiel getan und uns wenige Räume geöffnet“, war Hütter diesbezüglich etwas verwundert. Schließlich brauchten die Gäste ja ein Tor für die Verlängerung.

So war die Sache für die physisch  stärkeren Salzburger nach 90 Minuten erledigt. Zur Freude aller Hausherren, also auch Ilsanker, der bei seinem Comeback nach sehr intensiven 70 Minuten nicht mehr konnte.

„Es war ein schwerer Gegner und nur weil er keinen großen Namen hat, muss er nicht schlecht sein. Wir haben uns gegen Ajax leichter getan“, versicherte der Salzburger, der vor fünf Jahren im CL-Playoff auswärts gegen Maccabi Haifa (0:3) sein Startelf-Debüt für die „Bullen“ gab.

Dieses Mal gibt es keinen israelischen Gegner und keine derart weite Reise. „Das ist sicher angenehmer“, ist Hütter darüber nicht unglücklich.

Kampl wünscht sich Maribor

Welchen, der zuvor erwähnten, Gegner das im Meister-Weg topgesetzte Salzburg zieht, ist fast allen egal.

Kampl hat aber einen sentimentalen Favoriten: „Maribor ist meine Heimatstadt in Slowenien und wäre natürlich schön dort gegen sie auf dem Platz zu stehen, das wäre ein tolles Spiel für mich.“

Ob dieser fünf Kandidaten ist den Salzburgern aber bewusst, dass die Chance auf die Gruppenphase so groß wie nie ist. „Es ist fast ein Muss“, betonte Hinteregger, der zuvor Fakt festhielt, „dass wir fix in einer Gruppenphase stehen“.

Dass es am Ende nicht wieder jene in der Europa League sein soll, ist allerdings glasklar. Ebenso wie die Feststellung Ilsankers: „Mit unserer Spielidee können wir gegen jeden dieser Gegner gewinnen.“

Gegen Qarabag hat Salzburg die Prüfung bestanden. Nun folgt die alles entscheidende Reifeprüfung.

 

Bernhard Kastler

Die wäre noch höher gewesen, hätte Salzburg eine seiner vielen Chancen zum 3:0 genutzt und den Sack damit endgültig zugemacht.

„Da haben wir es uns selbst schwer gemacht“, wusste etwa auch Geschäftsführer Jochen Sauer, der am Weg zur Mannschaft einmal kräftig durchschnaufte.

"Daran müssen wir arbeiten", zeigte sich Hütter selbstkritisch.

Hütter pushte durch Video-Kniff

Der Trainer war aber nach seiner ersten bestandenen Nagelprobe stolz auf seine Truppe.

„Der Druck war groß. Kompliment an die Mannschaft, wie sie damit umgegangen ist.“

Der neue Coach hatte sich mit seinem Stab auch vorab eines psychologischen Kniffs bedient und per Videobotschaften diverser Verwandte und Freunde an die einzelnen Spieler selbige noch extra gepusht.

Lob für Spieler und Fans

Der 44-Jährige war aber nach der Partie auch dem Publikum dankbar: „Die Unterstützung hat mich besonders gefreut, die 20.000 haben uns von Minute eins an unterstützt und nach vorne gepeitscht.“

Getragen von der guten Atmosphäre zeigten sich die „Bullen“ in fast jeder Szene fokussiert und ließen vor allem in der Defensive kaum etwas anbrennen. Auch weil der Gegner nicht alles in die Waagschale legte.