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"Wir können damit leben"

„Ein Wunschergebnis schaut natürlich anders aus.“

Andreas Ulmer und seine Double-Sieger-Mannschaft von Red Bull Salzburg setzten sich mit dem 1:2 gegen FK Qarabag im Hinspiel der dritten Qualifikations-Runde zur Champions League unter Druck.

Im siebenten Anlauf in der bald zehnjährigen RB-Ära soll endlich der Sprung in die Gruppenphase gelingen. „Dafür brauchen wir vier optimale Spiele“, meinte Trainer Adi Hütter in der Vorbereitung.

Hütter kann damit leben

Der Auftakt der Mission war alles andere als optimal. Ein frühes Tor (2.) und ein später Treffer (86.) besiegelten die erste Pflichtspiel-Niederlage unter dem neuen Coach. Der zeigte sich nicht panisch.

„Ein 1:2 ist im Europacup ein Ergebnis, womit wir gut leben können. Wir müssen jetzt im Heimspiel versuchen, den Rückstand umzuwandeln, denn wir wollen unbedingt in die nächste Runde.“

Kreativspieler Kevin Kampl verwies ebenfalls auf den nächsten Mittwoch: „Es gibt Gott sei Dank noch ein Rückspiel, wir werden nächste Woche alles daran setzen, die Mannschaft zu besiegen.“

Freilich zeigten sich alle Protagonisten enttäuscht über Hälfte eins, die auch überaus enttäuschend war. Nicht nur wegen des frühen Rückstands nach einer Verkettung von Fehlern und unglücklicher Umstände durch Danilo, sondern auch weil Salzburg danach überhaupt nicht ins Spiel fand.

Viele Fehlpässe hier, einige Unachtsamkeiten da und Qarabag entging dem Salzburger Pressing.

Unerwartete Nervosität

„Wir haben unerwartet nervös begonnen und in der ersten Hälfte das Spiel von Quarabag zu wenig angenommen. Sie haben sich da, so wie ich sie auch letzte Woche beobachten konnte, als technisch gute Mannschaft präsentiert“, analysierte Hütter, der einen kleinen Hexenkessel ankündigte und von den 31.000 Zuschauern im ausverkauften Tofiq-Bahramov-Stadion auch nicht enttäuscht wurde.

Christian Schwegler, der beim 0:1 den von Andre Ramalho abgelenkten Ball verfehlte und so den Brasilianer die Chance zum Tor ermöglichte, erkannte zudem eine Verbissenheit bei sich und Co.

„Wir haben uns sehr viel vorgenommen, vielleicht zu viel. Wir wollten unbedingt alles gut machen, eine möglichst beste Ausgangslage erzielen und haben dann schwer ins Spiel gefunden“, so der Schweizer, der beim Rückspiel zusehen muss, weil er nach 34 Minuten mit Rot vom Platz flog.

Schiedsrichter Serhij Bojko wollte eigentlich Gelb zeigen, griff sich dann ans Headset, wo ihm der Assistent geflüstert haben muss, dass Schwegler eine offensichtliche Torchance verhindert habe. Und das im nach dem „Wembley-Tor“-Linienrichter benannten Stadion zu Baku. Eine Fehlentscheidung.

„Andre und Martin waren in der Nähe, deswegen war ich im Zweikampf auch ein wenig riskanter. Ich denke nicht, dass das eine Rote Karte war“, hatte Schwegler Recht. Sein Glück: Der verwarnte Albaner Admir Teli sorgte mit einem selten dummen Handspiel wenig später für eine 10-gegen-10-Situation.

„Wir haben eine gute Reaktion gezeigt“

Die erste Hälfte konnte aus Salzburger Sicht dennoch getrost in die Schublade „Zum Vergessen“ gesteckt werden, nach der Pause bewiesen die Gäste dann, warum sie Favorit in diesem Duell sind.

„Die Mannschaft hat nach der Pause eine gute Reaktion gezeigt“, befand Schwegler. Salzburg drückte vehement auf den Ausgleich, scheiterte aber entweder an Aluminium oder an Goalie Ibrahim Sehic.

„Als wir unser Spiel durchgezogen haben, konnten sie uns nicht stoppen. Nach der Pause lief es nur so, aber sie haben ihre einzige Chance genützt. Wenn wir so weiterspielen wie in der zweiten Hälfte, dann können wir auf jeden Fall das Spiel gewinnen“, war sich Ramalho nach der Partie sicher.

„Man hat gesehen, dass Red Bull Salzburg eine spielstarke Mannschaft ist“, zeigte sich Hütter, der mit seiner Startelf (mit Debütant Naby Keita) zu überraschen wusste, mit Hälfte zwei zufrieden.

Doch wie schon vergangene Saison gegen Fenerbahce gingen die Salzburger auch an diesem Abend zu kläglich mit ihren Möglichkeiten um. „Das hat den Ausschlag gegeben“, hielt Ulmer fest und ergänzte: „Der Konter zum 1:2 tut natürlich weh.“

„Es war ein dummes Tor“

Hier zeigte sich einmal mehr, dass sich Salzburg noch im internationalen Lernprozess befindet. Sadio Mane, erst noch Assistgeber zum 1:1 von Kapitän Jonatan Soriano bei dessen 89. Treffer im 99. Salzburg-Spiel, verlor den Ball und Gurbanov bediente den schnellen Sieges-Torschützen Reynaldo.

„Es war ein dummes Tor“, hielt Kampl fest. Dieses manifestierte einen neuerlichen Fehlstart der Salzburger in eine Champions-League-Quali. Im nun siebenten Versuch bleibt es bei zwei Siegen zum Auftakt. „Die Enttäuschung ist da“, sagte Ulmer, doch der Optimismus für das Rückspiel ebenso.

Zumal Alan nach Sperre und wohl auch Stefan Ilsanker, der als Absicherung vermisst wurde, nach Zehenverletzung in die Stammelf vor den eigenen Fans in Wals-Siezenheim zurückkehren.

Neben Schwegler müssen auch die beiden ausgeschlossenen Qarabag-Spieler zusehen. Denn neben Teli wurde Reynaldo kurz nach seinem 2:1 vom Platz verwiesen, und zwar nach einer Roten Karte.

„Die war ebenso fraglich wie bei Schwegler“, so Hütter, der weiß: „Seine Sperre könnte im Rückspiel ein möglicher Vorteil für uns sein.“

Um den großen Traum von der CL-Gruppenphase nicht wieder früh begraben zu müssen.

 

Bernhard Kastler