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Die Gruppe der langen Wege und viele Umbauarbeiten

Die Gruppe der langen Wege und viele Umbauarbeiten

"Nana nananna, ... die Besten." Es ist wieder soweit, der Königsklassen-Fußball kehrt in unser Leben zurück. Die Champions League scharrt mit den Hufen und startet am Dienstag- bzw. Mittwochabend (jeweils ab 20:45 Uhr LIVE im LAOLA1-Ticker) in die neue Saison.

Da die heimischen Kandidaten in der Qualifikation - die einen mehr, die anderen weniger knapp - scheiterten, geht das große, millionenschwere Spektakel ein weiteres Mal ohne Beteiligung österreichischer Klubs über die Bühne. An interessanten Begegnungen mangelt es naturgemäß aber nicht und unter die arrivierten CL-Vereine mischen sich auch diesmal einige seltenere Gäste sowie Debütanten, die als große Unbekannte gelten.

Grund genug für uns, die acht Gruppen unter die Lupe zu nehmen und alle 32 Teams zu beleuchten ...

 

AUSGANGSLAGE:


Atletico hat ein neues Gesicht. Mit Arda Turan, Mario Mandzukic, Mario Suarez, Toby Alderweireld und Miranda verließen quer durch die Mannschaftsteile wichtige Spieler den Verein. Coach Diego Simeone war also schon durch die personellen Veränderungen gezwungen, sein Team neu aufzustellen. Auch taktisch experimentierte der Argentinier, probte in der Vorbereitung ein 4-3-3 als Alternative. Auch wenn in La Liga wieder das gewohnte 4-4-2 Anwendung fand, scheinen die Rojiblancos in dieser Saison schwerer ausrechenbar zu sein. Vor allem in der Offensive hat man durch die Neuzänge viele Möglichkeiten. Antoine Griezmann ist gesetzt, daneben stehen mit Fernando Torres und Jackson Martinez zwei international erfahrene Torjäger als zweite Spitze bereit, alle drei trugen sich in der Liga bereits in die Schützenliste ein. Und in der Hinterhand hat man auch noch Youngster Luciano Vietto, der sich laut Simeone behutsam entwickeln soll. Zwei Siege gab es zum La-Liga-Start, ehe am Wochenende eine knappe Heimniederlage gegen Barca folgte. In der Königsklasse ist das Estadio Vicente Calderon eine Festung - unter Simeone verlor Atletico noch kein CL-Spiel vor heimischer Kulisse. Zum Auftakt muss der Gruppen-Favorit allerdings nach Istanbul.

 

Die Freude über das Los FC Astana dürfte sich bei den restlichen Klubs in Grenzen gehalten haben. Zum einen ist die Mannschaft des ersten kasachischen CL-Teilnehmers ein großes Fragezeichen, zum anderen ist die Reise nach Astana, das übersetzt Hauptstadt heißt und dementsprechend solchige des zentralasiatischen Staates ist, kein Zuckerschlecken. Noch knapp 3000 km weiter östlich als Moskau liegt Astana, Benfica und Atletico stehen zehnstündige Hin- und Rückflüge bevor. Der Klub besteht erst seit 2009 und wurde 2014 erstmals Meister. In der CL-Quali schaltete man NK Maribor, HJK Helsinki und APOEL Nikosia aus. Internationale Erfahrung ist im Kader nur spärlich vorhanden: Ein CL-Spiel hat noch kein Spieler in den Knochen, Verteidiger Branko Ilic hat zumindest sechs UEFA-Cup-/Europa-League-Partien zu Buche stehen. Neben zahlreichen Kasachen setzt man auf einige Legionäre aus Afrika, Kolumbien oder dem Balkanraum, wie etwa Serbiens U20-Weltmeister Nemanja Maksimovic.

 

Der Name Galatasaray ist immer noch ebenso groß, wie die Erwartungen der heißblütigen Istanbuler Fans. Große Namen, die Erfahrung mitbringen, finden sich auch im Team. Man darf aber zumindest kritisch hinterfragen, ob teure Stars wie Wesley Sneijder, Lukas Podolski, Burak Yilmaz oder Hamit Altintop ihren Zenit nicht schon weit überschritten haben. Letzterer fällt zudem mit einer Meniskusverletzung noch länger aus. Bereits in der letzten Saison enttäuschte Gala, als man in der Gruppe mit Arsenal, Dortmund und Anderlecht nur einen Punkt holte und als abgeschlagener Vierter ausschied. Auch der Start in die neue Saison misslang den Hauptstädtern: Von den ersten vier Spielen in der Süper Lig gewann man nur eines, was sich in Tabellenrang acht niederschlägt. Zum Aunftakt empfängt Galatasaray Atletico in der Türk Telekom Arena.

 

Benfica ohne Erfolgstrainer Jorge Jesus, daran muss man sich erst gewöhnen. Dass der 61-Jährige die Adler nach sechs Jahren, drei Meistertiteln und zwei EL-Finals ausgerechnet in Richtung Stadtrivale Sporting verließ, macht das ganze umso unglaublicher. Nachdem sich die Aufregung um diesen brisanten Abgang gelegt hat, versucht Neo-Trainer Rui Vitoria eine neue Erfolgs-Ära einzuläuten. Kein einfaches Unterfangen, denn Sportdirektor Rui Costa hat den Sparstift angesetzt und im großen Stil verkauft. Die vorher bereits verliehenen Rodrigo, Joao Cancelo und Andre Gomes wurden endgültig im Dreierpack für rund 60 Millionen Euro nach Valencia transferiert, Ivan Cavaleros Wechsel zu Monaco brachte noch einmal 15 Millionen. Ausgegeben wurde indes kaum etwas davon, einzig für Raul Jimenez überwies man rund neun Millionen an Atletico Madrid. Besser in Schuss zeigte sich bislang aber der von Fulham ausgeliehene Konstantinos Mitroglou, der nach vier Ligaspielen drei Treffer auf dem Konto hat. Zwei davon erzielte der Grieche bei der höchst erfolgreichen CL-Generalprobe gegen Altachs EL-Quali-Gegner Belenenses, die Benfica 6:0 gewann.

AUSGANGSLAGE:


Nominell sollte der Vorjahresfinalist Favorit in dieser Gruppe sein, doch bei Juventus Turin ist vieles nicht mehr mit der vergangenen Saison zu vergleichen, als man am Triple kratzte. Die Stützen Andrea Pirlo und Arturo Vidal brachen weg, zudem verabschiedete sich Carlos Tevez. Der Saisonstart mit nur einem Punkt aus den ersten drei Partien - damit ließ Juve schon jetzt mehr Zähler liegen als in der Vorsaison bis Runde 15 - lässt erahnen, dass man die Einleitung des nötigen Umbruchs bislang vielleicht etwas verschlafen hatte. Vieles wird davon abhängen, wie viel Zeit es benötigt, bis Coach Max Allegri ein neues Team um die nun zentrale Figur Paul Pogba formen kann. Potenzial hat Juve, hochtalentierte Youngster wie Paulo Dybala, Alvaro Morata oder auch Daniele Rugani sind teilweise schon jetzt gefordert, vor allem aber Versprechen für die Zukunft. Die Routiniers Mario Mandzukic und Sami Khedira müssen beweisen, dass sie die großen Fußstapfen ihrer Vorgänger ausfüllen können. Noch hat sich das Team offensichtlich nicht gefunden. Zum Auftakt dieser wohl hochklassigsten Gruppe müssen die Turiner nach Manchester.

 

"Die müssten doch eigentlich ...", denkt man sich bei Manchester City regelmäßig. Ja, in der heimischen Premier League läuft es für den Tabellenführer mit dem Punktemaximum sehr gut und das Potenzial für große CL-Abende ist vom Personal her gegeben. Doch das ist alles nichts Neues, denn trotz utopischer Investitionen und Erfolgen auf der Insel waren die Himmelblauen in den vergangenen Jahren die große Enttäuschung der CL. Zweimal scheiterte man schon in der Gruppe, zweimal im Achtelfinale. Aufwand und Ertrag standen bisher in einem katastrophalen Verhältnis. "Es ist unmöglich, als großes Team in Erinnerung zu bleiben, wenn du die Champions League nicht gewinnst", meint auch City-Coach Manuel Pellegrini und liefert vielleicht gleich den Grund für das schlechte Abschneiden auf internationaler Bühne: "Abgesehen von Yaya Toure haben wir keine Spieler, die einen europäischen Titel gewonnen haben." Einen solchen haben auch Raheem Sterling und Kevin de Bruyne nicht, für die im Sommer noch einmal unverschämte Ablösen nachgelegt wurden. Aber vielleicht wird diesmal ja doch alles anders und besser.

 

Der Europa-League-Sieger darf sich dank seines Triumphes heuer in der Königsklasse versuchen und kehrt damit ertmals seit der Saison 2009/10 zurück, damals schied man im Achtelfinale aus. Die beste Nachricht für die Andalusier ist wohl, dass es einmal mehr gelungen ist, Coach Unai Emeri zu halten. Allerdings ist der 43-Jährige gefordert, Schlüsselspieler wie Carlos Bacca und Aleix Vidal zu ersetzten, die zu Milan bzw. Barca abgewandert sind. Hatte man beim Schützenfest im europäischen Supercup gegen die Blaugrana noch das Gefühl, die neuformierte Truppe würde zumindest offensiv funktionieren, bestätigt sich diese Vermutung in La Liga bislang nicht. In drei Spielen holte man zwei Punkte und erzielte nur ein Tor. Und das, obwohl mit Evgen Konoplyanka, Ciro Immobile und Fernando Llorente vor allem der Angriff gestärkt wurde. Für die Stabilität im Mittelfeld wurde indes Steven N'Zonzi geholt.

 

Es zieht sich fast wie ein roter Faden durch diese Gruppe, denn auch in Gladbach musste man einige der besten Spieler (Max Kruse, Christoph Kramer) ziehen lassen und hat noch Probleme, sich mit dem neuen Personal (Josip Drmic, Lars Stindl, ...) zu orientieren. Im Vergleich zu den anderen Klubs hat es die Borussia aber mit Abstand am schlimmsten erwischt. Nach vier Runden steht die Fohlenelf immer noch ohne Punkt am Tabellenende und hat bereits elf Gegentore kassiert. Negativer Höhepunkt zuletzt das inferiore 0:3 zuhause gegen den HSV. Statt sich auf die erste Champions-League-Saison der Vereinsgeschichte zu freuen, hofft man nun, sich mit dem Konzert der Großen vom tristen Bundesliga-Blues ablenken zu können. Zusätzliche Brisanz kommt durch die Auftaktpartie in Sevilla ins Spiel, monierten die Gladbacher unlängst doch Provokationen, Theatralik und fehlendes Fairplay beim FC Sevilla. "Spieler, die übertreiben, sich wälzen, liegen bleiben, den Schiedsrichter beeinflussen wollen - für mich als Sportler geht das gar nicht. Sevilla hat das ausgereizt - das ist kein Sport", erinnerte sich Trainer Lucien Favre bei "Sport Bild" an das K.o.-Aus gegen die Spanier in der vergangenen EL-Saison. Einer angenehmeren Atmosphäre im Estadio Ramon Sanchez Pizjuan werden diese Aussagen wohl nicht zuträglich sein. Ersparen wird sich die Auswärtsreise der vom Verletzungspech verfolgte Martin Stranzl. Der 35-Jährige verpasst mit Bruch der Augenhöhle wohl den Großteil der Gruppenphase und kann sein CL-Konto (8 Spiele für Spartak Moskau) vorerst nicht aufstocken.