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„Berlin rückt nach diesem Sieg näher“

„Berlin rückt nach diesem Sieg näher“

Juventus Turin befindet sich auch drei Tage nach Fixieren des Meistertitels im Freudentaumel.

Die „Bianconeri“ besiegten Real Madrid im Hinspiel des Champions-League-Halbfinales mit 2:1 und agierten dabei über weite Strecken als spielbestimmende Mannschaft.

„Wir wollen ins Finale, dafür werden wir in Madrid spielen“, zeigte sich selbst Altmeister Andrea Pirlo nach dem Erfolg euphorisiert. Gelingt eine Wiederholung der Leistung des Hinspiels, ist ein Endspiel-Einzug von Juventus wahrlich nicht unrealistisch.

Real Madrid dagegen muss sich steigern. Nur selten konnten die „Königlichen“ gefährlich vor das Tor von Gianluigi Buffon kommen. Im Lager der Spanier gab man auch dem Fußballgott eine Mitschuld an der Niederlage. „Wenn man einige Spielszenen sieht, erkennt man, dass Juventus ein bisschen mehr Glück hatte als wir“, ärgerte sich James Rodriguez, der in Halbzeit eins allein vor dem Tor stehend an die Latte köpfelte.

Klassische Fußballgeschichte

In einem, vor allem in der ersten Hälfte, überraschend offensiven Schlagabtausch klingelte es bereits nach neun Minuten im Kasten von Iker Casillas. Akkurat war es Alvaro Morata vorbehalten, gegen seinen Ex-Klub den ersten Treffer zu erzielen. Der 22-Jährige wurde in der Jugend von Real Madrid groß, wechselte aufgrund mangelnder Spielzeit aber im Sommer für knapp 20 Millionen Euro zur „Alten Dame“.

Ein schlechtes Gewissen hatte der stark aufspielende Stürmer nicht: „Ich bin glücklich, weil wir gewonnen haben. Und das ist gegen Real Madrid immer schwierig. Sie haben die beste Mannschaft der Welt.“

Der Innenverteidiger agierte auch diesmal im Mittelfeld. Während gegen Atletico Madrid von einem genialen Schachzug gesprochen wurde, war es im Juventus-Stadium nicht von Erfolg gekrönt. Ramos fand zu keinem Zeitpunkt einen Zugang zum Spiel und erlaubte sich ungewohnt viele Fehlpässe.

Der zweite Spieler aus den Reihen der „Königlichen“, der sich mit heftiger Kritik konfrontiert sah, war Gareth Bale. Der Waliser kehrte nach überstandener Verletzungspause in die Startelf zurück, ohne Akzente zu setzen. „Es ist schwierig für Real, ein Spiel von solch einer Größenordnung zu gewinnen, wenn sie nur zu zehnt spielen. Bale hat seiner Mannschaft heute nichts gegeben“, polterte etwa Manchester-United-Legende Roy Keane bei „ITV“.

Trumpf Bernabeu

Hoffnung gibt dem Starensemble aus der spanischen Hauptstadt vor allem die Heimstätte Santiago Bernabeu. Viele legendäre Fußballabende wurden dort bereits gefeiert, für eine unglaubliche Stimmung wird gesorgt sein.

„Wir spielen in unserem Stadion, vor unseren Leuten.  Das Bernabéu muss uns unterstützen, um das Finale zu erreichen. Ich denke, dass uns das gelingt“, baut James fest auf den Heimvorteil. Sein Trainer pflichtete ihm bei: „Der Weg ins Finale führt nur über das Bernabeu.“

Der Turiner-Abwehrbeton muss aber auch in Madrid erstmal durchbrochen werden.

 

Julian Saxer

Morata, gebürtiger Madrilene, ist sich aber auch bewusst, dass bis zum Finale noch ein steiniger Weg auf Juventus wartet: „Wir wissen, dass Madrid im Bernabéu noch gefährlicher ist. Sie werden es uns sehr schwer machen. Wir haben in dieser Woche viel Arbeit vor uns.“

„Berlin rückt näher“

Neben Morata zählten speziell der zweite Torschütze, Carlos Tevez, und Arturo Vidal zu den stärksten Turinern am Platz. In der Defensive stand Giorgio Chiellini wie eine Mauer, unbeeindruckt von einem Cut, dass er im Zweikampf mit Gareth Bale erlitt.

Vidal, der als Bindeglied zwischen Sturm und Mittelfeld agierte und keinen Zweikampf scheute, blickte sogar weiter, als bis zum Rückspiel im Estadio Santiago Bernabeu: „Wir sind nur auf unseren Traum fokussiert, die Champions League zu gewinnen. Berlin rückt nach diesem Sieg näher.“

In die gleiche Kerbe schlug auch Linksverteidiger Patrice Evra: „Unser Ziel ist das Finale. Wir haben ein großartiges Juventus mit Charakter und Persönlichkeit gesehen.“ Für den Franzosen wäre es bereits das vierte Endspiel in der Königsklasse, einmal konnte er den Pokal mit Manchester United in die Luft stemmen.

Sündenböcke gefunden

Auf Seiten der „Königlichen“ sieht die Stimmung nach der Niederlage naturgemäß anders aus, wenngleich man den Kopf noch nicht in den Sand steckt. „Schlecht ist das Ergebnis nicht, wir müssen an uns glauben und Vertrauen haben“, übte sich Mittelfeldspieler James im Zweckoptimismus.

Trainer Carlo Ancelotti zeigte sich nach dem Spiel gegen seinen Ex-Klub dagegen beunruhigter: „Ich bin ernsthaft besorgt, wir wollten dieses Spiel unbedingt gewinnen. Wir haben mehr Fehler gemacht als sonst, nicht nur Sergio Ramos.“