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La Decima: Ein Sieg der Willenskraft

La Decima: Ein Sieg der Willenskraft

Die Erleichterung war riesig.

Endlich war es geschafft.

Zwölf Jahre musste Real Madrid warten, ehe der zehnte Titel in der Königsklasse des europäischen Vereinsfußballs eingefahren war.

La Decima. Seit Jahren wurde darauf hingearbeitet, in Lissabon wurde der Traum Wirklichkeit.

Mit 4:1 nach Verlängerung besiegte Real Madrid den Stadtrivalen Atletico in einem nicht unbedingt hochklassigen, jedoch ungemein spannenden Champions-League-Endspiel.

Ein Sieg der Willenskraft

Schlussendlich war es auch ein Sieg der Willenskraft.

Atletico, das durch einen Kopfballtreffer von Verteidiger Diego Godin nach 36 Minuten in Führung ging, war bereits in der Schlussphase der regulären Spielzeit stehend K.o.

Real drückte vehement auf den Ausgleich, doch der Abwehrriegel der „Rojiblancos“ hielt. Bis zur 93. Minute. Bis zum Kopfball von Sergio Ramos, der die Mannschaft während der gesamten Spielzeit unermüdlich antrieb und mit einem Treffer belohnt wurde.

„Er ist einer, der immer vorne wegmarschiert, er hat die Verlängerung erst möglich gemacht“, streute Sami Khedira, der den gesperrten Xabi Alonso im defensiven Mittelfeld ersetzte, dem Spanier Rosen.

"Man kann es noch nicht realisieren, das ist ein unglaubliches Gefühl. Wir waren schon tot und haben uns gerettet."

Ramos selbst war überwältigt von seinen Gefühlen. „Wir sind alle Helden“, diktierte er den Journalisten ins Mikrofon. „Das Tor gehört nicht nur mir, es gehört allen Real-Fans.“

Casillas: „Es war nicht leicht“

Während der Ausgleich für Real eine Initialzündung bedeutete, war Atletico geknickt. Der Traum vom ersten CL-Sieg war zum Greifen nahe, der Last-Minute-Treffer war wie ein Stich ins Herz. „Das Gegentor von Ramos hat das Spiel praktisch entschieden“, wusste auch Diego Simeone, dass es um seine Mannschaft geschehen war.

In der Verlängerung sorgten Gareth Bale (110.), Marcelo (118.) und Cristiano Ronaldo (120./Elfmeter) für klare Verhältnisse. „Wir waren nah dran“, trauerte der Atletico-Trainer der verpassten historischen Chance nach, um sich zugleich als fairer Verlierer zu präsentieren. „Es war nicht nur Pech, dass wir verloren haben. Real ist immer besser geworden.“

Das traf zwar nicht unbedingt auf Iker Casillas zu, der nicht nur beim Gegentor patzte, sondern generell keinen guten Tag erwischte, als Kapitän stand ihm nach Spielende dennoch das Recht zu, den Siegerpokal als erster in die Höhe zu stemmen.

„Zwölf Jahre haben wir auf diesen Moment gewartet. Es war nicht leicht“, gab der 33-Jährige zu. Er war der einzige Spieler auf dem Feld, der schon beim letzten Erfolg vor zwölf Jahren – einem 2:1-Sieg über Bayer Leverkusen – mit von der Partie war.

Ronaldos starke Minute

„Wir sind so erleichtert, das kann man gar nicht beschreiben. Ich kann es immer noch nicht glauben“, fügte Angel di Maria an. Der Argentinier wurde zum „Man of the match“ gewählt. Weit davon entfernt war Cristiano Ronaldo.

Der Portugiese blieb während der kompletten Spielzeit blass. Nun gut, mit Ausnahme der letzten Minute. In dieser verwertete der Superstar einen Strafstoß zum Endstand, um sich anschließend das Trikot vom Leib zu reißen und seinen gestählten Körper zu präsentieren.

Ronaldo feierte seinen Treffer ausgelassen und betrachtete sich und seine Teamkollegen als würdige Gewinner. „Wir haben den Sieg verdient, weil wir besser gespielt haben. Sie hatten keine Chancen. Das ist Fußball, da kannst du auch Spiele in den letzten Minuten gewinnen, was heute passiert ist. Atletico sollte zu einer großartigen Saison gratuliert werden.“

Ancelotti schrieb Geschichte

Jede Menge Glückwünsche nahm indes Carlo Ancelotti entgegen. Der Italiener schrieb Geschichte. Als erstem Fußball-Lehrer gelang es dem 54-Jährigen, dreimal in der Champions League zu triumphieren. 2003 und 2007 war ihm dieses Kunststück mit dem AC Milan gelungen. Ergänzend sei hinzugefügt, dass Liverpool-Ikone Bob Paisley ebenfalls drei Titel einsackte, jedoch im CL-Vorläufer Europapokal der Landesmeister.

„Jeder von uns hat die ganze Saison über hart gearbeitet, wir fühlen uns sehr stolz, dieses Ziel für Real Madrid erreicht zu haben. Ich persönlich bin überglücklich“, beschrieb er seine Emotionen und erinnerte sich an seinen ersten Arbeitstag in Diensten der „Königlichen“ zurück.

„Ich ging in den Trophäenraum in Santiago Bernabéu und sagte zum Präsidenten (Florentino Pérez, Anm.), dass ein Pokal fehlt und wir versuchen sollten, diesen in dieser Saison zu gewinnen.“

Erleichtert fügte er an: „Wir haben es in die Tat umgesetzt.“


Christoph Nister