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"Königliche" und "Matratzenmacher" im Head-to-Head

22 Männer schreiten am Samstagabend auf den Rasen des Estadio da Luz, um Geschichte zu schreiben.

Die Mannen in weiß wollen endlich "La Decima", den zehnten Landesmeistertitel der Vereinsgeschichte. Die "Rojiblancos" wollen nach dem fixierten Meistertitel in Spanien eine sensationelle Saison mit dem Double krönen.

22 Männer werden also alles versuchen, um dieses erste Stadt-Derby in einem Champions-League-Endspiel für sich zu entscheiden.

Bleibt die Frage: Wer hat die bessere Elf auf seiner Seite – Real Madrid oder Atletico Madrid?


REAL UND ATLETICO IM HEAD-TO-HEAD:



Iker Casillas vs. Thibaut Courtois

"San Iker" ließ sich in dieser Champions-League-Saison nichts zu Schulden kommen lassen, in der Liga war er aber nur Ersatz. Die Routine mag für den Welt- und Europameister sprechen, der Rhythmus ist aber ein Bonuspunkt für sein Gegenüber Thibaut Courtois. Der 22-jährige Belgier ist nicht nur die unumschränkte Nummer eins im Kasten Atleticos, sondern auch der wohl beste Tormann Europas. Im Verbund mit der Viererkette ist er perfekt eingespielt, auch deswegen ließ Atletico in der Liga mit 26 Gegentreffern zwölf Tore weniger zu als Real.

Vorteil Courtois, 0:1


Dani Carvajal vs. Juanfran

In Abwesenheit des lange verletzt gewesenen Alvaro Arbeloa machte Dani Carvajal seine Sache äußerst zufriedenstellend und wird wohl auch im Finale auflaufen. Das Lehrjahr bei Bayer Leverkusen hat dem 22-Jährigen sichtlich gut getan. Während Carvajal aber noch an seinen Defensivschwächen arbeiten muss, ist Juanfran hier einen Schritt weiter. Der ehemalige Flügelflitzer mauserte sich zum besten Rechstverteidiger der abgelaufenen La-Liga-Saison und sorgte mit seinen Vorstößen immer für Gefahr. Schon im Halbfinal-Rückspiel bei Chelsea rettete er auf der Linie und bereitete einen Treffer vor, was ihm ein Extralob seines Trainers einbrachte.

Juanfran - Nächster Punkt für Atletico, 0:2

 

Raphael Varane vs. Diego Godin

Nachdem Pepe wohl verletzt nicht zur Verfügung steht, fand sich Carlo Ancelotti schon einmal damit ab, dass Raphael Varane in der Innenverteidigung auflaufen wird. Das Potenzial des jungen Franzosen ist riesig, ohne Pepe verliert die gefürchtete Real-Innenverteidigung aber 50 Prozent ihres Schreckens. Godin ist auf der Gegenseite der Fels in der Brandung, der Atleticos Defensive dirigiert. Zudem ist er bei Standardsituationen brandgefährlich, was er mit dem meisterschaftsentscheidenden Treffer gegen Barca (Video) unter Beweis stellte.

Godin - Atletico zieht davon, 0:3

 

Sergio Ramos vs. Miranda

Ohne Pepe wird Ramos alleine die Rolle als "Aggressiv Leader" zuteil. Nicht wenige Experten halten ihn für den aktuell besten Innenverteidiger der Welt: technisch höchst versiert, kompromisslos in den Zweikämpfen und enorm kopfballstark – defensiv wie offensiv. Zwar ist der Nationalspieler immer für einen Platzverweis gut, aber solange er am Feld steht, ist kaum ein Kraut gegen ihn gewachsen. Auch Miranda ist ein beinharter, solider Abwehrspieler, die Klasse und Ausstrahlung eines Sergio Ramos fehlt ihm aber.

Ramos - Real schreibt an, 1:3

 

Fabio Coentrao vs. Filipe Luis 

Coentrao profitierte von der Verletzung Marcelos, hat den Brasilianer mittlerweile aber verdrängt. Grund dafür könnte sein, dass er als defensivere Alternative zu Marcelo besser ins System Ancelottis passt. Auch Filipe Luis machte in dieser Saison einen Schritt nach vorne und hätte sich als einer der aktuell besten Linksverteidiger durchaus eine Einladung in den WM-Kader der Brasilianer verdient. Beide haben ihre Stärken in der Defensive und können auch das Offensivspiel ankurbeln.

Remis, 2:4


Gareth Bale vs. Arda Turan

Sprintstar Bale macht man auf dem Flügel nichts vor. Er verleiht dem Konterspiel des "Weißen Balletts" eine neue Qualität und fügte sich schon in seiner ersten Saison perfekt in das Starensemble ein. Mit Speed, Torgefahr und starker Defensivarbeit ist er eine absolute Waffe. Arda Turan ist einer der Wackelkandidaten. Nachdem er im letzten Spiel gegen Barca vom Platz humpelte, nahm er unter der Woche das Training zwar wieder auf, ein Einsatz bleibt aber bis zuletzt fraglich. In Vollbesitz seiner Kräfte ein Klassemann, aber selbst dann gäbe es kein Vorbeikommen am walisischen Pfitschipfeil.

Bale - Real kommt heran, 3:4


Luca Modric vs. Tiago/Mario Suarez

Luca Modric ist einer der großen Gewinner unter Ancelotti. Der Kroate spielt eine fantastische Saison, präsentiert sich stark in der Rückwärtsbewegung und Balleroberung, zudem ist er mit seiner Kreativität auch ein Gewinn für die Offensive. Auf der Gegenseite variiert Simeone den Nebenmann für Gabi in dieser Saison je nach Gegner und Situation. Sowohl Mario Suarez als auch Tiago bekamen ihre Einsätze und waren stets zuverlässig.

Modric - Ausgleich für Real, 4:4


Asier Illarramendi vs. Gabi

Die Sperre von Xabi Alonso wiegt für Real schwer, denn der Mittelfeldstratege ist im Moment nicht gleichwertig zu ersetzen. Illaramendi durfte sich bereits einige Male versuchen, überzeugte aber nicht immer restlos. Sami Khedira wäre eine Alternative, nach seinem Kreuzbandriss ist er aber noch nicht wieder bei 100 Prozent seines Leistungsvermögens. Deswegen stellt Ancelotti auch klar: "Illaramendi ist unsere erste Wahl, weil er diese Position gewohnt ist und wir ihn genau dafür geholt haben." Atletico kann hingegen auf seine Schaltzentrale Gabi setzen. Der Fixpunkt im Spiel der Rojiblancos spielte eine lupenreine Saison und bekam nicht umsonst den Beinamen „Captain fantastic“ verpasst. Als verlängerter Arm von Diego Simeone agiert er im Stile des Coaches, der einst selbst auf dieser Position auflief.

Gabi - Atletico wieder in Front, 4:5


Angel di Maria vs. Koke

Di Maria blühte in dieser Saison richtig auf und bestätigte Ancelotti, der Özil vor der Saison ziehen ließ, weil er Di Maria defensiv stärker einstufte. Mit seiner Ballsicherheit wurde der Argentinier zu einem wichtigen Bestandteil im Spiel Reals, auch seine zumeist zentralere Position kam ihm entgegen. Koke ist so etwas wie der Shootingstar bei Atletico, obwohl er schon in den letzten Jahren viel Einsatzzeit bekam. Das 22-jährige Atletico-Eigengewächs kann im Mittelfeld variabel eingesetzt werden und besticht durch seine Spielübersicht. Nicht von ungefähr machte er in diesem Jahr auch seine ersten Länderspiele für Spaniens A-Team.

Remis, 5:6

 

Cristiano Ronaldo vs. Adrian/Raul Garcia/David Villa

Keine Frage, der Weltfußballer drückt auch dieser Real-Saison seinen Stempel auf. Vor allem in der Champions League, wo er für einen neuen Torrekord (16) sorgte. Zwar plagte er sich zuletzt mit Blessuren herum, für das Spiel des Jahres ist der Superstar aber fit. Bei Atletico herrscht im Angriff Rätselraten, wer Diego Costa unterstützen soll. Welt- und Europameister David Villa kennt sich mit großen Spielen aus, dürfte aber wohl nicht von Beginn an auflaufen. Adrian und Raul Garcia haben die besseren Karten.

Ronaldo - Ausgleich, 6:6


Karim Benzema vs. Diego Costa

Beide Teams hoffen, ihre Stoßstürmer rechtzeitig zum Endspiel fit zu bekommen. Diego Costa nahm dafür sogar eine Spezialtherapie bei einer Wunderärztin in Anspruch, bei der sein Muskelfaserriss mit Pferde-Plazenta behandelt wurde. Neben seiner Vorliebe für unorthodoxe medizinische Methoden weist der gebürtige Brasilianer im Vergleich zu Benzema auch die deutlich bessere Torquote auf. Costa traf in La Liga und CL 27 bzw. 8 Mal, Benzema kommt nur auf 17 bzw. 5. Benzema hat sich zwar gesteigert und eine Top-Saison abgeliefert, mit der Bombenform von Costa kann er aber nicht mithalten.

Costa fixiert den Sieg, 6:7

 


 

7:6-Erfolg für Atletico! Die Entscheidung ist also gefallen.

Zumindest in unserem Head-to-Head-Vergleich. In der Realität sieht es naturgemäß nicht ganz so einfach aus. Daher darf man gespannt sein, welche Spieler sich zu den Königen Europas krönen werden.

"Weißes Balett" oder "Rojiblancos", die "Königlichen" oder doch die "Matratzenmacher", Real oder Atletico?

Die Entscheidung fällt am Samstagabend ab 20:45 Uhr