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"Wir können die Sache drehen"

Wieder einmal ist der FC Barcelona mit einer radikalen Defensivtaktik entzaubert worden.

Der katalanische Topfavorit steht nach einer überraschenden 0:2-Niederlage am Mittwoch beim AC Milan bereits im Achtelfinale der Champions League vor dem Aus.

2010 und 2012 war Barca im Halbfinale an Inter Mailand bzw. Chelsea gescheitert - beide Klubs holten in weiterer Folge den Titel.

Messi kam nicht zur Entfaltung

Die Katalanen dominierten zwar einmal mehr Spielgeschehen und Ballbesitz, echte Torchancen blieben aber praktisch aus.

Der stets von mehreren Gegnern umringte Weltfußballer Lionel Messi kam überhaupt nicht zur Entfaltung.

Barcelonas Co-Trainer Jordi Roura, der erneut den sich einer Krebsbehandlung unterziehenden Tito Vilanova vertrat, machte dafür auch den "Krautacker" im San Siro verantwortlich.

"Es war hart, unseren üblichen Spielfluss zu finden", meinte Roura.

"Milan hat einen Plan gehabt"

Das habe aber nicht nur an den schlechten Platzverhältnissen, sondern auch am Gegner gelegen.

"Milan hat einen Plan gehabt. Sie haben viele Spieler hinten hineingestellt, mit guter Ordnung und großem Einsatz."

Barcelona fehlte die Durchschlagskraft. Den athletischen Angreifer Cristian Tello ließ Roura dennoch auf der Bank.

Den Kreativspielern Messi, Iniesta, Pedro, Xavi und Fabregas kaufte Milan die Schneid ab.

65 Prozent Ballbesitz, zwei Torschüsse

Die Statistik spricht Bände: Barcelona kam zwar auf 65 Prozent Ballbesitz, aber nur auf zwei Torschüsse.

Milan dagegen schoss sechsmal aufs Tor - und durch Kevin-Prince Boateng (57.) und Sulley Muntari (81.) auch hinein. Dem ersten Treffer war ein vermeintliches Handspiel von Cristian Zapata vorangegangen.

"Dafür gibt es keine Entschuldigungen", ärgerte sich Barca-Verteidiger Gerard Pique über den Referee, übte sich aber auch in Selbstkritik: "Wir sind als Favoriten hierhergekommen. Es hat uns aber gezeigt, dass wir vielleicht gar nicht so gut sind, und dass wir nicht weiterkommen, wenn wir nicht alles geben."

Mit zwei Toren Differenz hat der überlegene spanische Tabellenführer seit Jänner 2011 (1:3 im Cup gegen Betis Sevilla) nicht mehr verloren.

In der Ära von Vilanovas Vorgänger Josep Guardiola (2008-2012) hatte Barca immer zumindest das Champions-League-Halbfinale erreicht, 2009 und 2011 gab es jeweils den Titel.

Die Katalanen glauben aber weiterhin an ihre Chance. "Es ist ein schlechtes Ergebnis, aber ich bin absolut überzeugt, dass wir die Sache drehen können", versicherte Roura.

Zu Null gespielt hat sein Team allerdings zehn Pflichtspiele nicht mehr.

"Wir wissen, was uns bevorsteht"

Das wird im Rückspiel am 12. März aufgrund der Auswärtstorregel vonnöten sein.

"Wir wissen, was uns in Barcelona bevorsteht", versicherte Kapitän Carles Puyol.

"Es ist ein Finale, aber wir sind es gewöhnt, wichtige Spiele zu spielen. Uns ist nicht viel gelungen, aber wir müssen uns aufrichten. Wir haben Vertrauen in unsere Mannschaft."

Milan-Trainer Massimiliano Allegri, der sich entgegen der Anweisung von Clubbesitzer Silvio Berlusconi gegen eine Manndeckung für Messi entschieden hatte, blieb für ihn typisch einsilbig.

"Die Burschen haben sich dieses Resultat verdient. Sie haben defensiv nichts zugelassen und vorne die Chancen genutzt", sagte der 45-Jährige. "Das Duell ist völlig offen."

Kein spanisches Team im Viertelfinale?

Sollte Barca zu Hause nicht reüssieren, könnte erstmals seit 2005 kein spanisches Team im Viertelfinale stehen.

Alle vier spanischen Vertreter gehen mit mäßigen Ausgangspositionen in ihre Rückspiele. Mitfavorit Real Madrid kam nicht über ein 1:1-Heimremis gegen Manchester United hinaus.

Für Valencia (1:2) und Malaga (0:1) setzte es gegen Paris St. Germain bzw. beim FC Porto jeweils Niederlagen.