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Winter-Check 2015: SCR Altach

Winter-Check 2015: SCR Altach

Alle Achtung!

Der SCR Altach führt die Serie der starken Aufsteiger fort.

Mit 30 Punkten rangieren die Vorarlberger punktegleich mit dem Zweiten WAC am sensationellen dritten Tabellenrang – vor den Großen Austria, Sturm und Rapid.

Und damit liegt man voll im Trend.

Vorgänger Grödig belegte vor einem Jahr zur Winterpause sogar Platz zwei.

Außerdem waren seit der Saison 2001/2002 der FC Kärnten (4.), Pasching (2.), Wacker Innsbruck (5.), der LASK (3.) und Admira Wacker (5.) unter den ersten fünf zu finden.

Admira und Grödig schafften schlussendlich sogar den Sprung in den Europacup.

Mit einem internationalen Startplatz liebäugelt man auch im Ländle, wenngleich die Zielsetzung intern bleibt.

„Man darf aber von allem träumen. Wir müssen das, was wir bisher erreicht haben, bestätigen. Die Mannschaft ist gewillt, das Erarbeitete zu verteidigen“, sagtTrainer Damir Canadi, der seinen Vertrag so wie Kapitän Philipp Netzer erst unlängst bis Sommer 2017 verlängerte.

Um im Frühjahr neue Impulse setzen zu können, verstärkt sich Altach mit zwei prominenten Namen.

Zum einen mit Marti Riverola, der leihweise (plus Kaufoption) bis Saisonende vom italienischen Zweitligisten FC Bologna kommt.

Der 24-jährige Mittelfeldspieler durchlief die Nachwuchsschule des FC Barcelona und verbuchte in der Saison 2011/12 unter dem damaligen Trainer Pep Guardiola einen Einsatz in der Champions League. In der B-Mannschaft der Katalanen spielte der mehrfache spanische Nachwuchs-Teamkicker gemeinsam mit dem nunmehrigen Salzburg-Kapitän Jonatan Soriano.

Zum andern holt Altach Österreich-Heimkehrer Darko Bodul (Odense BK), der ebenfalls einen Vertrag bis Sommer, allerdings plus Option auf zwei weitere Jahre, bekommt.

"Mit Darko konnten wir einen Mittelstürmer verpflichten, der die Liga bestens kennt und sehr viel Qualität mitbringt. Wir erhoffen uns mit dem Transfer des 26-jährigen Österreichers weitere Durchschlagskraft im Angriff“, erklärt Sportdirektor Georg Zellhofer.

Summa summarum ist der SCRA für den Rückrunden-Start gerüstet. „Wir gehen mit einem guten Gefühl ins Frühjahr“, so der Chefcoach.

TOR:

Martin Kobras ist die Nummer eins. Obwohl mit Andreas Lukse im Sommer ein starker Konkurrent verpflichtet wurde, erhielt der 28-Jährige das Vertrauen und verpasste nur zwei Begegnungen aufgrund eines Hexenschusses. An seinem Einser-Status wird sich auch im Frühjahr nichts ändern. Es ist jedenfalls kein Nachteil, wenn zwei gute Tormänner zur Verfügung stehen – schließlich erhöht der Konkurrenzkampf die Leistung. Als Nummer drei fungiert der 32-jährige Sebastian Brandner.

LAOLA1-Bewertung: Kobras ist mit 77,7 Prozent gehaltener Torschüsse statistisch gesehen der beste Torhüter der Liga. Für den einen oder anderen Bock ist der Vorarlberger aber auch gut. Ersatzmann Lukse verfügt über genug Erfahrung, um jederzeit einspringen zu können.

ABWEHR:

Mit Andreas Lienhart verfügt Altach über den torgefährlichsten Verteidiger der Liga. Drei Tore sowie vier Assists verbuchte der 29-Jährige im Herbst. Er ist somit auf der rechten Seite gesetzt. Routinier Ronald Gercaliu kam mit Fortdauer der Meisterschaft immer besser in Form und scheint links den Vorzug gegenüber Emanuel Schreiner zu bekommen. Fast überbesetzt ist die Position im Zentrum. Gleich sechs gelernte Innenverteidiger stehen zur Verfügung. Der Spanier Cesar Ortiz, der im Sommer als Abwehrchef verpflichtet wurde, schlug sich mit vielen Verletzungen herum, dürfte jetzt aber seinen Platz sicher haben. Wer dem 29-Jährigen zur Seite steht, ist nicht ganz sicher. Jan Zwischenbrugger und Alexander Pöllhuber haben im Winter mit dem wieder fitten Benedikt Zech einen sehr ernsthaften Konkurrenten bekommen. Auch Lukas Jäger könnte zum Zug kommen. Dazu steht noch Stefan Umjenovic, der im Sommer von den Amateuren kam, im Kader.

LAOLA1-Bewertung: An Routine mangelt es dieser Hintermannschaft nicht. Obwohl es immer wieder Ausfälle gab, machte die Truppe im Herbst einen guten Job und kassierte mit 23 Gegentoren die zweitwenigsten aller Bundesligisten.

ZUGÄNGE ABGÄNGE
Darko Bodul (Odense BK) Darijo Pecirep (FAC - leihweise)
Marti Riverola (FC Bologna)

  MITTELFELD:

Mit Marti Riverola haben die Altacher einen dicken Fisch an Land gezogen. Zwar wird der Spanier zunächst noch ein bisschen Zeit brauchen, über kurz oder lang wird er sich in die Elf spielen – und zwar als Achter, also als Bindeglied zwischen Offensive und Defensive. Kreative Momente sind erwünscht. Da Kapitän Philipp Netzer unumstritten ist, wird es dann wohl einen aus dem Duo Felix Roth und Patrick Salomon erwischen. Beide haben sich aber auch schon rechts versucht, dort haben jedoch Louis Ngwat-Mahop und Patrick Seeger bessere Karten. Am linken Flügel fühlen sich Ismael Tajouri und Ivan Kovacec zu Hause. Wirklich schwere Zeiten dürften auf Boris Prokopic zukommen. Spannend zu beobachten wird die Entwicklung von Daniel Luxbacher, der im Herbst nicht immer bei 100 Prozent war, zu beobachten sein. Die beiden Youngsters Martin Schwärzler und Timo Wölbitsch komplettieren das Aufgebot im Mittelfeld.

LAOLA1-Bewertung: Die Zweifel, ob dieses Mittelfeld in der Bundesliga bestehen kann, wurden recht schnell widerlegt. Die Aufgaben wurden erledigt – nicht mehr und nicht weniger. Mit Riverola gibt es jetzt einen Spieler, der für Aha-Momente sorgen kann. Diese gab es nämlich zu wenig.

ANGRIFF:

Kein Weg führt an Hannes Aigner vorbei. Trotz seiner 33 Jahre ist der Tiroler aus der Startelf nicht wegzudenken. Dank seines immensen Einsatzes ist der Stürmer nach wie vor ein unangenehmer Gegenspieler für jede Abwehrreihe. Mit Darko Bodul hat Altach am letzten Transfertag einen alten Bekannten verpflichtet, der seine Duftnote in der Bundesliga schon abgegeben hat. Zudem können Ivan Kovacec und Patrick Seeger ebenfalls jederzeit ganz vorne auf Torjagd gehen.

LAOLA1-Bewertung: Dank Bodul stehen mehr Möglichkeiten zur Verfügung – ein wichtiger Faktor. Nach wie vor top: Aigner. Der „alte Mann“ kann es noch immer, was fünf Tore und vier Assists belegen. In der Spitze sind die Altacher jedenfalls gut aufgestellt.

TRAINER:

Damir Canadi hat bereits in der Ersten Liga einen außerordentlich guten Job gemacht. Man erinnere sich nur an seine Zeit bei FC Lustenau, als er aus sehr wenig sehr viel herausholte. Mit Altach erfüllte sich der Wiener seinen Traum, in der Bundesliga arbeiten zu dürfen. Seinem Stil blieb der 44-Jährige auch in der höchsten Spielklasse treu: Aggressives Anpressen und ein auf den jeweiligen Gegner perfekt angepasster Matchplan. Canadi und Altach – das scheint zu passen. Die Spieler schwärmen von ihrem Trainer und umgekehrt. Und der Erfolg gibt ihnen Recht.

LAOLA1-Bewertung: Wie sehr man seine Arbeit schätzt, zeigt die vorzeitige Vertragsverlängerung. Bleibt er sich weiterhin treu und geht er weiter seinen Weg, wird ihn dieser über kurz oder lang zu einem Großklub führen.


Anmerkung: Als Bewertungsgrundlage gibt es 1 bis 10 Bälle, wobei 10 das Maximum darstellt.

MANAGER-SCHNÄPPCHEN:

Aber Hallo! Ismael Tajouri hat bisher 15 Einsätze absolviert. Drei Mal durfte sich der 20-Jährige in die Torschützenliste eintragen. Im Frühjahr werden definitiv weitere Einsatzminuten folgen. Auch Tore? Die 1,49 Millionen, die man für den Flügelflitzer investieren muss, sind fast schon ein Geschenk…

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FÜNF FRAGEN:

Ist Altach eine Bereicherung für die Liga?

Sportlich stellt sich diese Frage gar nicht. Wer nach 19 Runden an dritter Stelle liegt, hat den Nachweis erbracht, eine Bereicherung zu sein. Neben der Leistung auf dem Platz bringt Altach auch eine ordentliche Fanbase mit und sorgt im Gegensatz zum letztjährigen Aufsteiger bei jedem Heimspiel für gute Stimmung. Es war einfach wieder an der Zeit, dass ein Klub aus Vorarlberg in der Bundesliga vertreten ist. Man merkt, dass fünf lange Jahre des Wartens genug waren. Und ganz ehrlich: Es ist doch wesentlich interessanter für die Liga, einen Klub aus dem Ländle dabei zu haben, als wie vor zwei Jahren fünf Klubs (Austria, Rapid, Admira, Wiener Neustadt, Mattersburg), die innerhalb eines Radius von 70,9 km beheimatet sind.

Gelingt der Sprung in den Europacup?

Dass der Aufsteiger gleich in der ersten Saison im Oberhaus einen internationalen Startplatz erreicht, ist nicht mehr außergewöhnlich. Altach hat das Zeug, es der Admira und Grödig nachzumachen. Denn der größte Vorteil des Liga-Debütanten ist die Tatsache, ohne Druck anzutreten. Während eine Europacup-Teilnahme für arrivierte Klubs wie Austria, Rapid und Sturm quasi Pflicht ist, kann die Canadi-Elf locker drauf los spielen und schauen, was am Ende rauskommt. Die ersten Runden werden richtungsweisend sein, trifft man doch nach dem Auftakt gegen die Admira (h) auf Austria (a), WAC (h), Rapid (a) und Salzburg (a).

Was darf man von Marti Riverola erwarten?

Wenn ein Spieler, der aus dem Barcelona-Nachwuchs stammt, nach Österreich wechselt, sind die Erwartungen logischerweise hoch. Wunderdinge darf man sich vom 24-Jährigen nicht erwarten, denn sonst wäre er wohl nicht im Ländle gelandet. Dennoch kann man den Verantwortlichen zu diesem Transfer nur gratulieren. Auch wenn Riverola im letzten Jahr kaum Spielpraxis sammeln konnte, wird der Mittelfeldspieler aufgrund seiner individuellen Klasse und seinem taktischem Verständnis eine Bereicherung im Altacher System sein. Als Achter soll der Spanier nicht nur als Ballverteiler agieren, sondern auch für kreative Momente sorgen. „Wir müssen ihm aber Zeit geben, damit er seine Mitspieler und unseren Spielstil kennenlernt“, so Zellhofer.

Zahlreiche Verträge laufen im Sommer aus. Ist mit einer Abgangsflut zu rechnen?

18 (!) Verträge laufen mit Saisonende aus. Bei sechs Akteuren besitzt man eine Option. Dennoch könnte eine beachtliche Anzahl von Spielern im Sommer den Klub ablösefrei verlassen. Vielen Fans wird jetzt vielleicht angst und bange, doch Trainer Canadi beruhigt: „Der Verein versucht Kontinuität hinein zu bringen. Es herrscht in vielen Dingen schon Klarheit.“ In den kommenden Wochen ist mit einigen Vertragsverlängerungen zu rechnen. Außerdem ist zu erwähnen, dass so ziemlich alle Leistungsträger bereits einige Jahre am Buckel haben und somit für die Konkurrenten nicht mehr so interessant sind. Denn der Trend am Transfermarkt geht eindeutig zu jungen Spielern, statt zu Leuten, die Mitte, Ende 20 sind.

Wie ist der Status Quo des geplanten Stadionausbaus?

„Was die Stadien betrifft, haben wir großen Nachholbedarf gegenüber Rest-Österreich. Dabei ist eine Spielstätte das Um und Auf, um sportlich sowie wirtschaftlich einen Verein erfolgreich führen zu können“, erklärte Geschäftsführer Christoph Längle. Deswegen gab Altach Ende November seine ambitionierten Pläne für einen Stadionausbau bekannt. Zum einen, weil ab 2016 Richtlinien der Bundesliga erfüllt werden müssen, um die Lizenz zu bekommen, zum anderen, um bessere Rahmenbedingungen zu schaffen. Das Gesamtprojekt beläuft sich mit drei Bauphasen auf rund acht Millionen Euro und soll gemeinsam von Land, Gemeinde und dem SCRA finanziert werden. Lange mussten die Vorarlberger auf eine Zusage warten, Anfang Februar hat das Land die Fördergelder von zweieinhalb Millionen Euro für die erste Bauphase mit Erneuerung des Spielfeldes (plus Rasenheizung), neuem Flutlicht, neuem Trainingsplatz sowie die Aufstockung auf 4000 überdachte Sitz- und Stehplätze freigegeben. Kosten insgesamt: Drei Millionen Euro. Baustart ist Ende April.

DIE TIPPS DER LAOLA1-BUNDESLIGA-REDAKTION:

DAS LAOLA1-FAZIT:

Wer hätte das gedacht. Nach acht Runden hatten die Altacher erst neun Punkte am Konto. Man merkte der Mannschaft noch eine gewisse Unsicherheit und eine gehörige Portion Respekt an. Doch all das legten die Vorarlberger ab und katapultierten sich auf den dritten Rang. Neun Spiele in Serie blieb man ungeschlagen – nicht immer, weil man so gut war, sondern weil das Herz bei der Canadi-Truppe am rechten Fleck sitzt. Im Frühjahr ist alles möglich. Zwar zeigt die jüngste Vergangenheit, dass der Aufsteiger in der zweiten Saisonhälfte meistens an Boden verliert, dennoch ist Altach der Sprung in den Europacup zuzutrauen. Aber auch, wenn es sich schlussendlich nicht ausgeht, wird die Welt im Ländle nicht untergehen. Eines ist jedoch ganz gewiss: Mit dem Abstieg werden Aigner und Co. nichts zu tun haben.


Martin Wechtl

Redakteur Prognose Altach
Peter Altmann 5.
Harald Prantl 4.
Martin Wechtl 5.
Alexander Karper 5.
Bernhard Kastler 3.
Andreas Terler 4.
Matthias Nemetz 4.
Jakob Faber 2.