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"Sind mit Sicherheit viel weiter als vor halbem Jahr"

Rapid ging mit vielen Fragezeichen in die neue Saison.

Die Verunsicherung nach der erfolglosen Spielzeit 2010/11 und den skandalträchtigen Vorfällen machte dem Rekordmeister sichtlich zu schaffen.

Rund ein dreiviertel Jahr später haben die Hütteldorfer den Umbruch verdaut und überwinterten - für viele überraschend - als Spitzenreiter.

Trainer Peter Schöttel hat eine schlagkräftige Truppe geformt, die mittlerweile wieder so gefestigt ist, um im Titelkampf ein Wörtchen mitzureden.

LAOLA1 nimmt für die Bundesliga-Vorschau den SK Rapid Wien unter die Lupe:

AUSGANGSLAGE

Rapid taumelte nach dem großen Umbruch im Sommer wie ein angeschlagener Boxer in die Saison. Der Verein blickte in eine ungewisse Zukunft. Trotz zwei Siegen zu Beginn benötigte die neu formierte Truppe von Peter Schöttel eine Eingewöhnungszeit, die durch die Fans ausgelöste Unruhe trug ihren Teil dazu bei. Umso überraschender war es, dass sich Rapid die Winterkrone aufsetzte. "Es hat im Herbst einige Zeit gedauert, bis wir uns aneinander gewöhnt haben und gewisse Abläufe gepasst haben. Diese Spieler haben es aber immerhin geschafft, als Erster zu überwintern", ist Trainer Schöttel zufrieden. Die Konstanz ließ, so wie bei der Konkurrenz, noch zu wünschen übrig. "Schwierige Zeiten prägen eine Mannschaft und können auch der Start für eine ganz gute Sache sein", so der 44-jährige Wiener. Mit neuem Selbstwertgefühlt ist selbst der Meistertitel nicht mehr utopisch, zumindest will man so lange wie möglich darum kämpfen.

PERSONAL

Rapid ging es in punkto Transfers ruhig an. Schließlich verwies Schöttel immer wieder auf die turbulente Sommerzeit und den vorangegangenen Umbruch in Grün-Weiß mit zehn Abgängen und sieben Neuverpflichtungen. Mit Christoph Saurer verlieh man einen Mittelfeldakteur, der es im Herbst nur selten in den Kader schaffte, an Wiener Neustadt. Hamdi Salihi wechselte in letzter Sekunde in die MLS zu D.C. United und lockerte damit das Überangebot an Stürmern. Verstärkt hat man sich "nur" aus dem eigenen Nachwuchs. Mit Dominik Wydra kam ein "8er", Lukas Grozurek kann als Stürmer oder im offensiven Mittelfeld agieren. Dass die Mannschaft weitestgehend zusammenblieb, sieht Schöttel positiv: "Es ist auf alle Fälle ein Vorteil, weil wir mit Sicherheit sehr viel weiter sind, als noch vor einem halben Jahr."

AUSBLICK

Rapid hat sich in der Hinrunde zweifelsohne eine gute Ausgangsposition geschaffen, um im Titelkampf ein Wörtchen mitzureden. "Jetzt wollen wir oben bleiben und solange wie möglich oben mitspielen", so Trainer Schöttel. Trotzdem ist aufgrund der geringen Abstände auch in die andere Richtung alles möglich. Druck macht sich der Rekordmeister keinen. Vielmehr steht im Vordergrund, vom Start weg an gezeigte Leistungen anzuschließen. "Ich hoffe, dass wir gut ins Frühjahr starten, dann können wir eine ganz gute Rolle spielen", ist der Chefbetreuer zuversichtlich. Vor allem ist er überzeugt, dass seine Mannschaft noch zulegen kann. "Wir haben eine junge Mannschaft, da ist immer Luft nach oben. Bisher war auch kein Team da, vor dem wir ganz große Angst haben müssten. Respekt haben wir natürlich vor allen Gegnern." So wie in den letzten Jahren heißt das Minimalziel wohl Europacup-Startplatz, der Titel ist aber wie immer Thema.

SPIELER IM BLICKPUNKT

Ups and Downs prägten die bisherige Karriere von Christopher Drazan. Im Herbst war er aber endlich wieder ganz oben angekommen. Auf der linken Außenbahn spulte er Kilometer um Kilometer ab, durch Rochaden mit Christopher Trimmel machte er das Spiel Rapids noch unberechenbarer. Mit sieben Assists ist er die Nummer drei der Liga, allerdings geht er ab und zu noch immer zu forsch zur Sache (2 Mal Gelb-Rot), obwohl eine Besserung erkennbar ist. Mit seinen Leistungen rief er Interessenten auf den Plan. Gerüchten zufolge waren sowohl Gladbach, als auch der FC Basel hinter "Fritz", wie er nach seinem Vater gerufen wird, her. Deshalb geht es im Frühjahr um Bestätigung. Aufgrund seines bis 2013 laufenden Vertrags wäre diesen Sommer der ideale Zeitpunkt, Rapid Geld einzubringen und selbst eine internationale Karriere zu starten.

STATISTIK-SCHMANKERL

Der Tor-Abschluss war im Herbst das große Manko bei Rapid. Vor allem die Stürmer scheiterten zu oft in aussichtsreicher Position und ließen ihren Torriecher vermissen. Insgesamt erzielten die Hütteldorfer 30 Tore, gleich viele wie die Admira. Mehr erzielten Austria (34), Sturm (33) und Salzburg (32). Allerdings gab die Schöttel-Elf die mit Abstand meisten Torschüsse ab (306). Mit einer Trefferquote von 10,2 Prozent rangiert der Traditionsverein gerade einmal auf Rang 7. 110 der 306 Torschüsse gingen auf die Kappe der Angreifer - auch hier ist Rapid Ligaspitze. Mit 17 Treffern rangiert man in dieser Hinsicht aber hinter Sturm (21 Stürmer-Tore) und Salzburg (18). "Es ist eine Sache des Selbstvertrauens, aber auch der Qualität. Ich glaube, dass wir uns im Sturm wieder viele Chancen erarbeiten und im Frühjahr sicher effektiver sein werden", so Schöttel. Agiert Rapid vor dem Tor abgebrühter als bisher, ist der Winterkönig nur schwer zu stoppen.


Alexander Karper