news

Saisonvorschau 2015: SCR Altach

Saisonvorschau 2015: SCR Altach

Zwölf Monate ist es her, dass der SCR Altach wieder erstklassig ist.

Mit dem Ziel, sich in Österreichs höchster Spielklasse  zu etablieren und nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben, gingen die Vorarlberger in ihre erste Bundesliga-Saison nach fünfjähriger Absenz.

Am Ende hat die Truppe von Trainer Damir Canadi alle Erwartungen übertroffen.

Mit 17 Siegen und 59 Punkten durfte sich Altach als bester Aufsteiger seit der Bundesliga-Gründung feiern lassen. Als Belohnung qualifizierte sich der Klub als Tabellendritter erstmals für den Europacup.

Nun stehen Netzer und Co. vor ihrem zweiten Jahr in der Bundesliga. Dieses ist – auch nicht erst seit kurzem bekannt – das schwierigste. Nicht wenige Klubs straucheln nach einer fulminanten Premieren-Spielzeit im Jahr danach, kämpfen sogar um den Klassenerhalt.

Doch während dieses Schicksal zuletzt einige Klubs ereilte, könnte Altach eine Ausnahme bilden.

Der SCR Altach in der LAOLA1-Saisonvorschau:

Denn ein großer Umbruch ist im Sommer ausgeblieben. Die Vereinsführung konnte die Stammkräfte halten und musste somit nur kleine Adaptionen am Kader vornehmen.

Dieser Umstand freut auch Canadi: „Wir versuchen, auf Kontinuität zu setzen. Wir wollen uns in den nächsten drei bis fünf Jahren in der Bundesliga als fixer Bestandteil etablieren. Das ist wichtig für den Verein. Diese Ziele ändern sich nicht“, erklärt der Wiener.

Große Veränderung wird es auch in der Spielausrichtung nicht geben. „Wir haben einen ausgeglichenen Kader, sind flexibel und sind kompakt“, so der 45-Jährige, der weiterhin ein variables 4-4-2 praktizieren wird und „taktische Varianten“ als Erfolgsgrund nennt.

Weiterentwickelt sollen die einzelne Mannschaftsteile werden. Ob offensiv oder defensiv – es gäbe genug Dinge, die stetig zu verbessern seien. Ein besonderes Augenmerk gilt dem Umschaltspiel. „Wir erarbeiten uns teilweise tolle Situationen, spielen diese aber nicht klar zu Ende. Da müssen wir noch konsequenter werden“, so Canadi, der wieder heftig rotieren lassen wird.

TOR:

Der Trainer hat die Qual der Wahl: Andreas Lukse oder Martin Kobras. Die Entscheidung dürfte ein Foto-Finish werden. Im Cup durfte jedenfalls Kobras ran. Ein Zeichen, dass Lukse in der Meisterschaft spielt? Es ist aber auch gut möglich, dass so wie in der letzten Saison jeder Torhüter eine Halbsaison absolvieren darf. Es ist jedenfalls kein Nachteil, wenn zwei gute Tormänner zur Verfügung stehen – schließlich erhöht der Konkurrenzkampf die Leistung. Als Nummer drei fungiert der bereits 32-jährige Sebastian Brandner, der nun auch Tormanntrainer der Amateure ist.

LAOLA1-Bewertung: Beide Torhüter sind ungefähr auf einem gleich guten Niveau. Lukse präsentierte sich speziell im Frühjahr bis zu seiner Verletzung bärenstark. Schon da zeigte sich, dass im Fall eines Ausfalls bedenkenlos der andere einspringen kann.

ABWEHR:

Hier hat es gegenüber der Vorsaison nur eine Änderung gegeben. Ronald Gercaliu hat den Klub Richtung FK Tirana verlassen, Christian Schilling kam von Wacker Innsbruck. Der 23-Jährige wäre auch als etatmäßiger Linksverteidiger vorgesehen gewesen, doch nach einer Schulter-OP mit anschließender Blutvergiftung droht eine sechsmonatige Pause. Ganz bitter, wie Canadi berichtet: „Das ist vor allem für ihn persönlich ein sehr schwerwiegender Ausfall. Es tut mir wahnsinnig leid.“ Seinen Platz links in der Viererkette könnten Emanuel Schreiner oder Innenverteidiger Benedikt Zech ausüben – Letzterer scheint die Nase vorne zu haben. Die Mitte sichern wie gewohnt Jan Zwischenbrugger und Cesar Ortiz ab. Ersatz steht mit Alexander Pöllhuber, Lukas Jäger und dem jungen Stefan Umjenovic parat. Rechts führt kein Weg an Andreas Lienhart, dem torgefährlichsten Verteidiger der Liga, vorbei.

LAOLA1-Bewertung: Der Ausfall von Schilling schmerzt, allerdings hat die Truppe schon im letzten Jahr bewiesen, dass sie in der Verteidigung sehr kompakt steht. Mit 49 Gegentreffern kassierte man die viertwenigsten. Da alle schon lange zusammenspielen, sind die Automatismen bekannt – ein klarer Vorteil gegenüber neuformierten Abwehrketten.

MITTELFELD:

Im Mittelfeld wird wohl am meisten rotiert. Je nach Gegner und angedachter Spielweise wird es zu Veränderungen in der Startelf kommen. Gesetzt scheint nur Kapitän Philipp Netzer als Sechser. Den offensiveren Part in der Zentrale dürfte Felix Roth ausüben, dessen Vertrag nach einem starken Frühjahr schlussendlich doch noch verlängert wurde. Ebenfalls ein Thema für die Mitte sind Boris Prokopic, Martin Schwärzler, Neuerwerbung Dominik Hofbauer und Patrick Salomon. Die beiden Letztgenannten können jedoch auch problemlos am Flügel auflaufen. Salomon speziell dann, wenn eine defensivere Ausrichtung vorgegeben wird. Ansonsten scheint rechts Louis Ngwat-Mahop zu Hause zu sein. Auch als Mittelstürmer einsetzbar erzielte der 27-Jährige in der letzten Saison immerhin acht Tore. Links hat man mit Ivan Kovacec und Ismael Tajouri gleich zwei Spieler verloren. Deswegen rückt Daniel Luxbacher, der letzte Saison wegen Verletzungen nicht wirklich in Fahrt gekommen ist, in den Fokus. Ebenfalls ein Thema am Flügel ist Nicaraguas Teamkapitän Juan Barrera, der auch in der Mitte spielen kann, grundsätzlich aber noch eine gewisse Eingewöhnungsphase benötigt. Und mit dem blutjungen Valentino Müller (16) gibt es noch eine Option für das defensive Mittelfeld.

LAOLA1-Bewertung: Altach kann auch in dieser Saison auf ein solides Mittelfeld zurückgreifen. Auf die zwei Abgänge wurde gut reagiert und mit Hofbauer und Barrera zwei Spieler geholt, die variabel einsetzbar sind. Ob einer der beiden endlich für Aha-Momente im Spiel nach vorne sorgen kann, ist jedoch zu bezweifeln. Spannend wird auch sein, wie oft die gleiche Formation auflaufen wird. Denn Rotation ist Trumpf.

ANGRIFF:

Hannes Aigner Fußballgott! Trotz seiner bereits 34 Jahre erzielte der Tiroler in der letzten Saison zwölf Tore und bereitete sechs Treffer vor. Dank seines immensen Einsatzes ist der Stürmer nach wie vor ein unangenehmer Gegenspieler für jede Abwehrreihe. Mit Martin Harrer kehrt der „verlorene Sohn“ nach einem für ihn persönlich katastrophalen Jahr zurück. Joker Patrick Seeger weiß, wo das Tor steht. Mit Mahop gibt es noch eine weitere brandgefährlich Alternative ganz vorne.  

LAOLA1-Bewertung: Über Aigner braucht man nicht viel sagen: Der „Alte“ kann es noch immer. Schließt Harrer an die Leistungen seines ersten Gastspiels an, hat man ein wirklich gutes Sturmduo. Auch die Alternativen passen. Summa summarum ist man in der Spitze gut aufgestellt.

ZUGÄNGE ABGÄNGE
Martin Harrer (Austria) Ivan Kovacec (Ulsan Hyundai)
Christian Schilling (Wacker Innsbruck) Ismael Tajouri (zurück zu Austria)
Juan Barrera (Real Esteli) Ronald Gercaliu (FK Tirana)
Dominik Hofbauer (Wr. Neustadt) Darko Bodul (Dundee United)
Marti Riverola (zurück zu FC Bologna)

TRAINER:

Ehre, wem Ehre gebührt. Mit dem Aufsteiger 59 Punkte zu holen, das hat vor Damir Canadi noch niemand geschafft. Der Wiener hat sich bereits in der Ersten Liga einen guten Ruf erarbeitet – diesen hat er im letzten Jahr weiter aufpoliert. Was der 45-Jährige macht, hat Hand und Fuß. Akribische Vorbereitung auf den nächsten Gegner, daher ein perfekter Matchplan und das große Verlangen seine Truppe immer weiterzuentwickeln. Dazu die Gabe, mit den Spieler gut umgehen zu können und die Mannschaft  so zu  motivieren, dass sie das Letzte aus sich herausholt. Chapeau!

LAOLA1-Bewertung: Der Wiener leistet tolle Arbeit. Bleibt er sich weiterhin treu und geht er weiter seinen Weg, wird ihn dieser über kurz oder lang zu einem Großklub führen.


Anmerkung: Als Bewertungsgrundlage gibt es 1 bis 10 Bälle, wobei 10 das Maximum darstellt.

MANAGER-SCHNÄPPCHEN:

Mittelfeldspieler gesucht? Hier gibt es jemanden: Daniel Luxbacher. Der Linksfuß ist nach einer guten Vorbereitung am besten Weg zum Stammspieler. Einsätze wird er jedenfalls so oder so genug bekommen. Daher sind die 6,10 Millionen Euro gut angelegt.

Hast du deinen Kader schon zusammengestellt? Hier geht's zum Bundesiga-Manager von LAOLA1!

FÜNF FRAGEN:

Wie ergeht es Altach im zweiten Bundesliga-Jahr?

Wir kennen das Szenario. Auf eine starke Debüt-Saison folgt die Ernüchterung. Das belegen die letztjährigen Aufsteiger. Die Anfangs-Euphorie ist verflogen, der Überraschungs-Effekt dahin. Doch Altach wird nicht in diese Kategorie fallen. Die Vorarlberger konnten – wie bereits erwähnt - quasi die komplette Mannschaft halten, können also ihr Spiel weiterentwickeln und müssen sich nicht erst neu aufstellen. Nicht umsonst beruht Erfolg auch auf Kontinuität. Dies scheint im Ländle gegeben, weshalb mit einer weiteren guten Saison zu rechnen ist.

Was ist im Europacup möglich?

Alleine die Qualifikation dafür war schon ein riesengroßer Erfolg. Alles was jetzt kommt, ist Bonus und bringt zusätzlich Erfahrung. Mit Vitoria Guimaraes wurde ein attraktives Los gezogen. Immerhin belegten die Portugiesen in der abgelaufenen Saison den fünften Tabellenplatz. Dementsprechend groß ist die Vorfreude auf die Duelle. „Das ist eine Mannschaft, die mit vielen Brasilianern und Legionären bestückt ist. Sie spielen einen technisch starken Fußball, schlossen die letzte Saison als 5. ab. In Summe ein tolles Los - Portugal ist ein schönes Land und wir freuen uns auf eine interessante Reise“, so Sportdirektor Georg Zellhofer.

Was ist von Juan Barrera zu erwarten?

Viel ist über den nicaraguanischen Fußball hierzulande nicht bekannt. Doch wenn jemand Kapitän der Nationalmannschaft ist, kann er kein schlechter sein. Dennoch wird es eine Zeit dauern, bis sich der 26-jährige Mittelfeldspieler eingelebt und die sprachlichen Barrieren überwunden hat. Diese Zeit gibt ihm der Trainer. „Er hat gezeigt, dass er ein sehr wertvoller Spieler werden kann. Vom fußballerischen Können hat er Qualität. Wie schnell er sich in die Mannschaft integrieren kann, hängt von ihm selber ab.“

Wie lange bleibt Damir Canadi?

Wenn ein Trainer mit dem Aufsteiger für Furore sorgt, erweckt dies Begehrlichkeiten. Bereits im letzten Jahr wurde der Name Damir Canadi mit so manchem Verein in Verbindung gebracht – speziell mit der Wiener Austria. Dass der Wiener eines Tages bei einem Topklub landen wird, scheint vorprogrammiert. Denn bisher ging es fast nur nach oben: Bei Leopoldsdorf im Marchfeld begonnen, landete er über Fortuna 05, SV Donau, PSV/Team für Wien und Simmering in der Ersten Liga bei Lustenau. Seit 2013 betreut er Altach. Im vergangenen Winter verlängerte der 45-Jährige seinen Vertrag bis 2017 – mit Ausstiegsklausel.

Status Quo beim Stadion-Umbau?

Bereits zwei Tage nach dem letzten Heimspiel rollten die Bagger in der Cashpoint-Arena an. Der Grund: Der Start der ersten Bauphase, bei der eine Rasenheizung verlegt, eine neue Flutlichtanlage eingebaut und die überdachte Westtribüne verlängert wurde. Zudem ist ein zusätzlicher Trainingsplatz in Stadionnähe in Arbeit. Kostenpunkt: 3 bis 3,5 Millionen Euro. 2,5 Millionen trägt das Land Vorarlberg, den Rest die Gemeinde und der Klub. Die Arbeiten sollen im Juli abgeschlossen sein. Das Europacupspiel wird daher in Innsbruck ausgetragen. Die Premiere daheim soll im Heimspiel am 9. August gegen Sturm stattfinden.

DIE TIPPS DER LAOLA1-BUNDESLIGA-REDAKTION:

Hier findet ihr die Saison-Vorschauen aller Bundesliga-Klubs:

DAS LAOLA1-FAZIT:

Der Erfolg aus dem Vorjahr wird nur schwer zu wiederholen sein. Die Tücken der zweiten Bundesliga-Saison sind bekannt, zudem ist auch die Konkurrenz nicht untätig gewesen. Dennoch könnte das Ziel, sich in der Bundesliga zu etablieren, geschafft werden. Ein Platz im gesicherten Mittelfeld sollte drinnen sein. Die Grundbasis dafür wurde letztes Jahr errichtet, große Veränderungen sind im Sommer ausgeblieben. Die Richtung stimmt – speziell solange die handelnden Personen Georg Zellhofer und Damir Canadi heißen. Auch die Politik scheint mittlerweile die Zeichen der Zeit erkannt zu haben. Die überfällige Adaption der Cashpoint-Arena ist ein Beweis dafür. Langsam aber sicher wird das in Vorarlberger liegende Potenzial ausgeschöpft. Ziehen alle an einem Strang, wird Altach seinen Weg gehen und könnte tatsächlich ein fixer Bestandteil in der Bundesliga werden.


Martin Wechtl

Redakteur Prognose Altach
Peter Rietzler 6.
Peter Altmann 5.
Harald Prantl 6.
Martin Wechtl 5.
Alexander Karper 5.
Bernhard Kastler 6.
Andreas Terler 6.
Matthias Nemetz 6.
Jakob Faber 5.